"Sanktionen sind immer Waffen gegen die Zivilbevölkerung, nicht gegen die politische Führung"

"Sanktionen sind immer Waffen gegen die Zivilbevölkerung, nicht gegen die politische Führung"
Menschen auf den Straßen Pjöngjangs
Sanktionen sollten als Kriegsverbrechen kategorisiert werden. Sie sind Waffen gegen die Bevölkerung des Landes. Auch im Falle Nordkoreas werde das Volk, nicht die Führung unter den neuen Sanktionen leiden, so Richard Becker, Regionaldirektor "Anti-War Answer Coalition" im Gespräch mit RT. 
 
In der vergangenen Woche hat der UN-Sicherheitsrat einstimmig neue Sanktionen gegen Nordkorea verabschiedet, um das Land wegen dessen Atomwaffen- und Raketentests unter Druck zu setzen. Es ist die siebte Runde der Sanktionen innerhalb von elf Jahren.

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Sie beschränken und zielen auf die nordkoreanischen Exporte in andere UN-Mitgliedsstaaten in solchen Schlüsselindustrien wie Metalle und Lebensmittel. Der Sicherheitsrat verbot außerdem die Durchführung von neuen Joint Ventures mit nordkoreanischen Instanzen oder Einzelpersonen.

Ein Bildschirm in Tokio zeigt den Start einer nordkoreanischen Rakete, Japan 10. August 2017.

Während des Dringlichkeitstreffens des UN-Sicherheitsrates nannte Nikki Haley, die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Pjöngjangs jüngsten Raketenstart "nicht nur gefährlich, sondern rücksichtslos und unverantwortlich".

"Es zeigte sich, dass Nordkorea nicht Teil einer friedlichen Welt sein will. Sie haben einen dunklen Schatten des Konflikts auf alle Nationen geworfen, die nach Frieden streben", sagte sie.
RT sprach darüber mit Richard Becker, dem Regionaldirektor der Aktivistengruppe "Anti-War Answer Coalition".

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Herr Becker, was ist Ihre Auffassung bezüglich dem, was die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen über die letzten Sanktionen und diese neueste Entwicklung der Situation gesagt hat?
Es ist sehr bedauernswert, dass der UN-Sicherheitsrat diese Resolution verabschiedet hat. Es verlegt die Schuld für die Spannungen auf die koreanische Halbinsel. Nikki Haley, die US-Botschafterin bei der UNO, spricht über rücksichtslose Handlungen. Doch jedes Jahr nehmen Hunderttausende an Südkoreanern und Zehntausende an US-Soldaten an militärischen Manövern in Korea teil, die offen auf einen Regimewechsel in Nordkorea ausgerichtet sind und dies auch proben. Im Jahr 2002 in der Ansprache zur Lage der Union nannte George W. Bush den Iran, den Irak und Nordkorea die Achse des Bösen. Und dann kam das nächste Jahr und man marschierte in den Irak ein und zerstörte dieses Land. Daraufhin ging Nordkorea bei seinem Atomwaffenprogramm in die Vollen. Niemand will die Verbreitung von Atomwaffen in der Welt sehen. Aber es ist für jeden klar, der objektiv ist, dass Nordkoreas Atomprogramm als Abschreckungsmittel gedacht ist. Sie wissen ohne Zweifel, dass, wenn sie einen ersten Schlag ausführen würden, sie durch die viel größere Atomkraft der USA vernichtet werden.
Glauben Sie, dass diese Sanktionen wirklich so hart und mit den vorherigen nicht vergleichbar sind? Werden sie vielleicht das Programm Nordkoreas stoppen oder es sogar intensivieren?
Wenn wir das alles auf die Geschichte stützen, und wir haben sonst nichts anderes, wonach wir uns richten könnten, wird es Nordkorea nicht von seinem Atomwaffenprogramm abhalten. Es sieht das Atomwaffenprogramm als die einzige Abschreckungsmöglichkeit, um einen massiven Angriff vonseiten der USA und Südkorea zu verhindern, den USA als " the decapitation strategy" (zu Deutsch: die Enthauptungsstrategie) bezeichnen, die die Führung des Landes Enthauptet werden soll.
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Russlands Botschafter bei der UN, Wassili Nebensja, sagte nach der Abstimmung im Sicherheitsrat: "Wir hoffen auf die Aufrichtigkeit der Zusicherungen des US-Außenministers, dass die USA nicht darauf abzielen, das derzeitige nordkoreanische Regime zu stürzen, eine gewaltsame Vereinigung der koreanischen Halbinsel einzuleiten, oder eine militärische Intervention in das Land durchzuführen. Aber es wirft Bedenken darüber auf, dass der von uns vorgeschlagene Punkt, diese Position [von Tillerson] in die Resolution mitaufzunehmen, nicht von den Autoren der Resolution unterstützt wurde." Wie erklären Sie sich das, was der russische UN-Botschafter über die ausländische Intervention in Nordkorea sagte und die Tatsache, dass der zusätzliche von Russland vorgeschlagene Punkt für die Resolution nicht von den USA unterstützt wurde?
Weil das US-Ziel ein Regimewechsel ist. Wenn wir nochmal an die George W. Bush-Regierung denken, war dort einer seiner Top-Beamten, der angeblich für die Abrüstung verantwortlich war: John Bolton. Als er gefragt wurde, was die US-Politik zu Nordkorea sei, antwortete er "kein Nordkorea" und das war eine feste Zielsetzung der US-Politik in Bezug auf Nordkorea. Es war Regimewechsel. Und die Tatsache, dass sie offen über eine Enthauptungsstrategie sprechen würden, macht es jedem klar, der aufmerksam hinschaut.
Wie stark werden sich diese Sanktionen auf die nordkoreanischen Bürger auswirken, statt das Regime zu schwächen?
Wahrscheinlich sehr negativ. Wir sehen die Art und Weise, wie Sanktionen in der modernen Zeit in Wirklichkeit verwendet und genehmigt werden. Das sollte als eine Art Kriegsverbrechen kategorisiert werden. Als sie eine Million Menschen im Irak töteten und die Sanktionen vorhanden waren, besuchte ich den Irak. Es war eine Blockade, die das schrecklichste Leiden im Lande verursachte. Sanktionen sind Waffen gegen die Bevölkerung des Landes, gegen die sie eingerichtet wurden. Es steht außer Frage, dass sie gegen die Führung gerichtet sind. Aber es ist nicht die Führung, sondern immer das Volk als Ganzes, das unter den Sanktionen leidet. Und ich denke, dass das koreanische Volk unter diesen Sanktionen leiden wird.
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