Zocken auf Kosten der Ärmsten – Am Anfang stehen die Rohstoffe – Die geheimen Deals der Rohstoffhändler – Manipulation und Ausbeutung incl.

rohstoffe

Am Anfang steht der Rohstoff – Die Schweiz ist mittlerweile Europas wichtigste Drehscheibe im Rohstoffhandel. Mehr als 500 Handelshäuser sind hier dank niedriger Steuern und schwacher staatlicher Kontrolle tätig. Während die Rohstoffhändler Milliarden verdienen, bleiben die Menschen der Förderländer arm und haben mit Korruption, Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden zu kämpfen.

Wenn Sie irgendwann mal 10 Milliarden Euro benötigen und die Bank gibt es ihnen nicht, müssen Sie wissen, wen Sie anrufen können. So machen es auch die Konzerne untereinander, denn man kennt sich.


Von 2009 bis 2014 erzielten die vier größten Rohstoffhändler der Welt –  Vitol, Glencore, Cargill und Trafigura – 816 Milliarden Dollar Einnahmen – diese vier nehmen im Jahr jeweils mehr als 100 Milliarden Dollar ein. Damit spielen sie in derselben Liga wie etwa Apple oder Chevron, nur mit dem Unterschied, dass letztere jeder kennt. Doch auch diese Giganten mussten erkennen, dass der Boom nicht ewiglich hält. 

Die Notierungen vieler Rohstoffwerte und auch der Aktien der in diesem Sektor tätigen Unternehmen sind in der letzten Zeit kräftig abgestürzt. Kupfer, Nickel und Eisenerz, aber auch Energie- und Industrierohstoffe sind vom Preisverfall betroffen: Auch Agrarrohstoffe wie Mais und Sojabohnen verbilligten sich deutlich. Doch wir wollen uns nicht die Preise oder die geringen Margen anschauen, sondern die Konzerne als solches.
  • Schweizer Rohstoffhandelsfirmen wie Trafigura nutzen die schwachen Standards in afrikanischen Ländern systematisch aus: Sie überschwemmen diese Märkte mit schmutzigen Treibstoffen, die in Europa niemals verkauft werden dürften – mit verheerenden Folgen für die Gesundheit der Menschen.
  • Der Schweizer Rohstoffhändler Trafigura hat in der Elfenbeinküste vor Jahren eine halbe Million Liter Ölschlamm entsorgen lassen. Der Giftmüll beschäftigt das Land bis heute. Diese Umweltverschmutzung forderte laut Uno-Angaben mindestens 16 Tote. 100 000 Menschen beklagten Gesundheitsbeschwerden. Trafigura bezahlte mehrere Millionen als Entschädigung für die Opfer und zur Säuberung der verschmutzten Mülldeponien, doch Tausende warten bis heute auf ihre Entschädigungen.
  • Zwischen 2011 und 2013 kauften in Genf oder Zug ansässige Rohstoffhändler staatliches afrikanisches Rohöl im Wert von mindestens 55 Milliarden Dollar. Dies entspricht rund 12 Prozent der Gesamtbudgets aller 10 untersuchten Sub-Sahara-Staaten.
  • Im November 2012 genehmigte die europäische Wettbewerbsbehörde den Zusammenschluss der Rohstoffgiganten Glencore und Xstrata. Es war die größte Fusion in der Rohstoffbranche seit Jahren. Die EU-Kommission hatte den Weg zu dieser Fusion freigemacht.  Wen wundert es noch…Mit der Glencore-Zusage sei der Wettbewerb auf dem Zinkmarkt in Europa gewährleistet und die Kunden könnten weiter Produkte zu günstigen Preisen und von guter Qualität kaufen, erklärte der damalige EU-Kommissar Joaquin Almunia. Nyrstar hat das Metall bislang über Glencore abgesetzt.
2013 wurden  die US-Investmentbank Goldman Sachs und die britische Metallbörse London Metal Exchange wegen dubioser Geschäfte mit Aluminium angeklagt. Goldman Sachs soll Aluminium zwischen Lagerhäusern hin und her befördert haben, um die Preise hochzutreiben

Welche kriminelle Machenschaften mit dem Rohstoffhandel verbunden sind, zeigt ein Beispiel der US-Investmentbank Goldman Sachs. Die kaufte 2010 den Lagerhausbetreiber Metro International, der mehr als ein Viertel des auf dem Markt verfügbaren Aluminiums in seinen Lagern in der Gegend von Detroit aufbewahrte. Laut einem Bericht der „New York Times hat sich seit dem Einstieg von Goldman die Wartezeit von Kunden um das Zehnfache erhöht. Die Metallbörse London Metal Exchange war als Betreiber von rund 700 Metalllagern in 36 Ländern für die Aufsicht zuständig.
Durch die verlängerten Lieferzeiten verdiente Goldman einerseits durch erhöhte Lagermieten, die täglich bei 48 Cent pro Tonne Aluminium lagen. Zum anderen steigerte die Bank dadurch die Alu-Preise nach oben. Die Zeitung zitierte Expertenschätzungen, wonach US-Kunden durch diese Praxis Mehrkosten von fünf Milliarden Dollar entstanden sein könnten.

Dieses Lagerhausgeschäft reizen auch andere Unternehmen auf Kosten der verarbeitenden Industrie und Endverbraucher aus. Der Rohstoffhändler Trafigura schnappte sich die britische NEMS im März 2010; und Glencore International erwarb die Metall-Lagerhaltungsfirma Pacorini in Italien im September 2010.

Elektronischer Handel: Ein Mitarbeiter der amerikanischen Großbank JPMorgan Chase, der im New Yorker Handelsraum seiner Firmenzentrale vor sechs Bildschirmen sitzt und versucht, Preisdifferenzen auszunutzen, ist, wenn auch nur virtuell, ebenfalls Rohstoffhändler. Selbst wenn er während seiner Händlerkarriere nie einen Sack Weizen zu Gesicht bekommt.

Im elektronischen Handel an den Terminmärkten können heute in Sekundenbruchteilen riesige Volumina bewegt werden. Es sei hier an Yasuo Hamanaka erinnert, ein Trader bei Sumitomo, der versuchte, den Kupfermarkt leerzukaufen und dabei mindestens 1,8 Mrd. Dollar versenkte. Und das war 1995!

Fazit – durch das Horten von Rohstoffen erzeugt man einen knappen Markt und die Preise steigen in die Höhe. Aber es geht auch umgekehrt, man wirft die gehorteten Rohstoffe auf den Markt und die Preise gehen in den Keller. Verdienen werden am Ende einige wenige wie Rohstoffhandelshäuser, Lagerhallen, Hersteller, Broker und Banken.

Doch wenn man sich die Länder anschaut, die auf diesen Rohstoffen sitzen, stellt man fest, dass trotz ihres Rohstoff-Reichtums die Bevölkerung vieler Länder arm bleibt. Die Menschen leiden unter Korruption und Konflikten. Siehe: Trotz Rohstoffreichtum bettelarm – Wer profitiert vom Hunger?

Allein 2014 wurden knapp sieben Tonnen Gold aus Togo in die Schweiz eingeführt, und das, obwohl Togo kaum Gold produziert. Recherchen der Organisation Public Eye ergaben, dass das Edelmetall im Nachbarland Burkina Faso abgebaut wurde. Die Mineure in Burkina Faso leisten 12-Stunden-Schichten und sind existenziellen Sicherheits- und Gesundheitsrisiken ausgesetzt. 30 bis 50 Prozent dieses Goldes wird von Kindern gefördert. Durch den Schmuggel entgehen Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt, zudem wichtige Einnahmen. Die Tessiner Firma Valcambi, wo das Gold aus Kinderhänden raffiniert wurde, wäre eigentlich durch einen Branchenstandard und ihren eigenen „Code of Conduct“ freiwillig zur Überprüfung ihrer Lieferkette verpflichtet gewesen.
  • Zwei Drittel aller Energie- und Metall-Ressourcen und ein Großteil der Agrarrohstoffe stammen aus Entwicklungsländern.
  • In vielen rohstoffreichen Entwicklungsländern leben 300 Millionen Menschen in Armut, d. h. von maximal 2 Dollar pro Tag.
  • Die vornehmlich in den Handelszentren Genf und Zug erwirtschafteten Erlöse des Rohstoffsektors sind zwischen 2001 und 2011 um das 14-Fache gestiegen.
  • Sechs der zehn umsatzstärksten Schweizer Unternehmen sind Rohstoffkonzerne.
  • Mindestens 20 Prozent des globalen Rohstoffhandels läuft über die Schweiz.
  • Das Vermögen der sechs Top-Manager von Glencore lag beim Börsengang 2011 höher als das jeweilige Bruttoinlandsprodukt der 96 ärmsten Länder der Welt im selben Jahr.
  • Käme der Rohstoff-Reichtum effektiv der Bevölkerung in Entwicklungsländern zugute, könnten bis 2030 gegen 540 Millionen Menschen den Weg aus der Armut finden. Das sind mehr Menschen als jene, die diesen Schritt seit 1994 in China geschafft haben. Quelle: publiceye.ch

Seit der Finanzkrise haben Großbanken und Versicherungen die Spekulation mit Agrar-Rohstoffen entdeckt. Klima, Krisen und Kriege bestimmen die Preise und die Branche verzeichnet satte Gewinne. Business auf Kosten der Ärmsten?

Man muss kein Bauer mehr sein, um mit Ackerland Geld zu verdienen. Eher ist es anders herum. Investmenthäuser wie Goldman Sachs und Morgan Stanley, die führende deutsche Fondsgesellschaft DWS , die zur Deutschen Bank gehört, Spezialisten wie Agrarius und AgroEnergy, dazu Hedgefonds, die Anlagebüros von Milliardären – sie alle wetten inzwischen auf Mutter Erde und das Agro-Geschäft.

Auf der Flucht in Sachwerte kaufen private Investoren den Bauern das Land weg. Dadurch steigen für die Landwirte auch die Pachtpreise. Noch nie war Ackerland so begehrt wie heute.

Der globale Trend, Ackerland als Spekulationsobjekt zu erwerben, hat auch Deutschland erreicht. Konzerne, Kapitalfonds und Privatinvestoren kaufen Land in der Hoffnung auf satte Gewinne. Auch wachsender Bedarf an Lebensmitteln und Förderung von Biogasanlagen locken Investoren. Besonders in Ostdeutschland kaufen sich branchenfremde Konzerne in die Landwirtschaft ein. Siehe dazu: Land Grabbing in Deutschland – Der Ausverkauf an Großinvestoren

Nahrungsmittel sind zum Essen da? Von wegen – seit einiger Zeit werden Grundnahrungsmittel wie Weizen, Soja, Mais & Co. innerhalb des Rohstoffsegmentes als eigene Anlageklasse gehandelt und die Bundesregierung mischt mit und zwar mit der Deutschen Bank! Siehe: Deutsche Bank – Die Hungermacher im globalen Rohstoff-Kasino – und die Bundesregierung mischt mit!

Banken, Versicherungen und Hedgefonds zocken ein globales Rohstoffmonopoly.

Die Schweiz ist mittlerweile Europas wichtigste Drehscheibe im Rohstoffhandel. Mehr als 500 Handelshäuser sind hier tätig. Die vier größten Rohstoffhändler der Welt –  Vitol, Glencore, Cargill und Trafigura 

Wie in den Vorstandsetagen gearbeitet wird, zeigt das folgende Beispiel:

Wenn Sie irgendwann mal 10 Milliarden Euro benötigen und die Bank gibt es ihnen nicht, müssen Sie wissen, wen Sie anrufen können. So machen es auch die Konzerne untereinander, denn man kennt sich.

Als Igor Setschin, der Vorsitzende der Rosneft, entschied, TNK-BP zu kaufen, war der weltweit größte börsennotierte Ölproduzent mit einem Problem konfrontiert – die Banken waren nicht in der Lage, ihm die vollen $ 55 Mrd. zur Verfügung zu stellen. Herr Setschin suchte eine andere Lösung und fand sie auch – er rief zwei der weltweit größten Titanen an: Ian Taylor und Ivan Glasenberg, die Vorstände von Vitol und Glencore. Die Vorstände von Vitol und Glencore überlegten nicht lange und boten ihm ein $ 10 Mrd.-Darlehen an, das künftige Rohöllieferungen vom staatlichen russischen Unternehmen Rosneft garantiert. Dieser Deal ging als Größter seiner Art in die Geschichte  der Ölbranche ein – Nutznießer sind Vitol und Glencore – wie gesagt, man kennt sich.

Auf dem folgenden Schaubild sehen Sie die größten Konzerne in der Sparte Rohstoffe – sogenannte Handelshäuser
http://im.ft-static.com/
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Ganz bestimmt kennen Sie BP, Shell oder Total. Aber kennen Sie Vitol und Trafigura? Tatsächlich sind diese Schweizer Rohstoffhandelsfirmen zu Giganten geworden. Vitol beispielsweise hat 2015 einen Umsatz von 168 Milliarden Dollar erwirtschaftet und operiert mit deutlich mehr Öltankern als BP oder Shell. Für Trafigura, 2013 das größte ausländische Unternehmen in Afrika, ist der Kontinent nach Europa der wichtigste Markt. In den letzten fünf Jahren haben gerade diese beiden Firmen im großen Stil ganze Tankstellennetze in zahlreichen afrikanischen Ländern aufgekauft. Dass das kaum jemand weiß, liegt daran, dass diese Gesellschaften ihre Tätigkeiten in größter Diskretion abwickeln und ihren Treibstoff nicht unter ihren eigentlichen Namen vertreiben.

Vitol

Vitols Kerngeschäft sind zwar Energiegüter, doch das Unternehmen handelt auch mit Metallen und Agrarrohstoffen. Der Konzern gilt als sehr verschwiegen. Wir versuchen Ihnen trotzdem diesen Konzern etwas näher zu bringen – immerhin steht dieser Konzern auf Platz 1.

Vitol ist im Raffineriegeschäft bereits seit der Gründung in Rotterdam im Jahr 1966 tätig.

2011 hat Royal Dutch Shell teilweise das Downstream-Geschäft in Afrika an Vitol verkauft. Dafür wurde das Unternehmen Vivo Energy gegründet, das zu je 40% Vitol und einem Finanzpartner gehört und an dem Shell die verbleibenden 20% hält. Vivo ist inzwischen in 14 afrikanischen Ländern tätig und verkauft dort vor allem Treib- und Schmierstoffe. (Downstream ist die Bezeichnung für alle Tätigkeitsbereiche im Mineralölgeschäft im Anschluss an die Förderung, also Transport, Verarbeitung, Vertrieb, Forschung und Entwicklung)

2014 Kauf der Raffinerie- und Distributionsaktivitäten von Royal Dutch Shell in Australien für 2,6 Mrd. $. Ebenfalls davor schloss der Rohwarenhändler die Transaktion zum Kauf von Anteilen am Raffinerieverbund Bayernoil und weiterer Vermögenswerte in Deutschland ab. Dabei spannte Vitol mit dem Private-Equity-Unternehmen Carlyle Group zusammen. Die gemeinsame Varo Energy Group soll zu einem bedeutenden Akteur in der Raffinierung, im Großhandel und in der Lagerung von Erdöl in Nordwesteuropa aufgebaut werden. Zu Varo gehört auch die Schweizer Raffinerie Cressier, die Vitol 2012 vom bankrotten Raffineriebetreiber Petroplus erworben hatte.

Varo versucht, nach diesem Muster ein Downstream-Geschäft in Deutschland, hauptsächlich in Norddeutschland, Bayern und entlang des Rheins sowie in der Schweiz und in Österreich aufzubauen.

2015: Argos und Varo Energy geben Abschluss von Fusion bekannt und erwerben die Rhytank AG zu 100 Prozent

Zu den Aktionären von Varo Energy gehören die private Investmentgesellschaft Reggeborgh, Carlyle International Energy Partners – ein Beratungsfonds der globalen alternativen Vermögensverwaltungsgesellschaft THE CARLYLE Group, sowie das internationale Energie- und Rohstoffunternehmen Vitol.

Das ist der Konzern VARO:
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Trafigura

Auch Trafigura gilt als öffentlichkeitsscheu – Trafigura beschäftigt rund 5300 Mitarbeiter in 37 Ländern. Die Hauptstandorte befinden sich in Amsterdam sowie in London, Singapur und Genf. Claude Dauphin und Eric de Turckheim gründeten 1993 ihr eigenes Handelshaus – die Trafigura Beheer. Sie suchen nach Gelegenheiten, Öl möglichst günstig einzukaufen und es etwas teurer wieder zu verkaufen. Dies können sie nur vor Ort. Laut Handelsblatt (28. 03. 2011) waren sie vor allem im Nahen Osten und in Nordafrika gefragt.

Trotz sinkender Rohstoffpreise erzielte der Rohstoffhändler einen Rekordgewinn um 7 Prozent auf 1,1 Mrd. Dollar.

Ein paar Zahlen, damit Sie sehen, um welche Volumina es sich handelt: der Schweizer Rohstoffhändler Trafigura gab im November 2015 bekannt, im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatzeinbruch um knapp ein Viertel auf knapp 90 Milliarden Euro erlitten zu haben. Doch trotz des Preisverfalls bei Erdöl, Metallen und Mineralien seien die gehandelten Volumina deutlich gestiegen. So erhöhten sich die Handelsmengen beim Erdöl und bei Erdölprodukten um 22 Prozent auf 146 Millionen metrische Tonnen. Die Sparte handelt nunmehr über 3 Millionen Fass Erdöl pro Tag. Im Jahr 2014 waren es noch 2,5 Millionen Erdölfässer täglich gewesen. Die Nachfrage von Metallen und Mineralien stieg um rund 6 Prozent auf 52 Millionen Tonnen.

Der Skandal, der bis heute den Konzern belastet:
Alles begann am 20. August 2006. An diesem Tag entdeckten Bewohner Abidjans, dass an mehreren Stellen in den Slums der Millionenstadt Giftmüll abgeladen worden war. Der Müll führte bei Zehntausenden Anwohnern zu Übelkeit, Kopfschmerzen, Atemproblemen und brennender Haut.

Etwa 15 Menschen starben nach Kontakt mit dem Müll.

Nach einem Zwischenstopp in Nigeria lief die Probo Koala schließlich Abidjan an, einen der größten Häfen an Afrikas Westküste. Ohne die betroffenen Anwohner zu informieren, wurde der Müll dort abgeladen. Kurze Zeit später verließ das Schiff den Hafen ungehindert. Trafigura konnte erst nach mehreren Wochen als Verantwortlicher des Skandals ausgemacht werden. Vollständig zur Rechenschaft gezogen worden sind der Konzern oder die persönlich Verantwortlichen aber nie. Zwar hat sich Trafigura zu einer Entschädigungszahlung von etwa 200 Millionen Dollar bereiterklärt, allerdings nur im Gegenzug zu einer außergerichtlichen Einigung mit der ivoirischen Regierung, die den Konzern und alle seine Angestellten vor Strafverfolgung schützt. In dem am 25. September 2012 veröffentlichten Bericht „The Toxic Truth“ forderten Greenpeace und Amnesty International Großbritannien auf, Ermittlungen gegen den Konzern in die Wege zu leiten. Trafigura bezahlte mehrere Millionen als Entschädigung für die Opfer und zur Säuberung der verschmutzten Mülldeponien, doch Tausende warten bis heute auf ihre Entschädigungen.

Cargill

Anhand von Cargill sieht man die Macht der Agrar-Riesen

Die Spekulation mit Agrarrohstoffen erzeugt im globalen Handel oft Versorgungsschieflagen, wobei die Marktmacht der großen Rohstoffkonzerne weiter steigt. Kaum jemand kennt Cargill. Dabei mischt das Unternehmen überall mit: Ob Cornflakes, Katzenfutter, Schokolade oder Weizenmehl – der US-Konzern kauft und verkauft weltweit Agrarrohstoffe. Doch Cargill wird vorgeworfen, die lokale Landwirtschaftsproduktion zu zerstören.

Cargill wurde 1865 gegründet, hat ca. 131 000 Mitarbeiter und ist in 67 Ländern mit einem Jahresumsatz ca 120 Milliarden Dollar, viermal so groß wie Coca-Cola. Mehr Informationen: Unglaublich! Patent auf Stevia! Coca Cola, Cargill oder Pepsi hoffen auf ein Milliardengeschäft, die EU mischt mit – das Volk der Guaraní geht leer aus!

Clencore

Seit dem Zusammenschluss mit Xstrata im Jahr 2013 ist Glencore nicht nur der größte diversifizierte Rohstoffhändler, sondern auch einer der weltweit größten Bergbaukonzerne. Die negativen Auswirkungen von Glencores Geschäftstätigkeiten beschränken sich nicht auf Kolumbien. In Argentinien laufen gegen eine Minengesellschaft, die zu 50% im Besitz von Glencore ist, Verfahren wegen Umweltverschmutzung. In der Demokratischen Republik Kongo sieht sich Glencore mit Vorwürfen konfrontiert, von Kinderarbeit zu profitieren. In Sambia vermied es die Glencore-Tochter Mopani Copper Mines trotz anhaltend hoher Kupferpreise erfolgreich, Gewinnsteuern zu zahlen und bringt so Land und Leute um die Früchte des Kupferbooms. Glencores weltweite Präsenz und Marktmacht stehen in keinem Verhältnis zu den ungenügenden Bemühungen, negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu verhindern. Dazu auch unser Beitrag: Rohstoffgiganten wie Glencore Xstrata am Pranger – Rohstoffmarktaufsicht kontrolliert

Sieben der zehn größten Schweizer Firmen sind Rohstoffhändler.

Dies zeigt das diesjährige Ranking der «Handelszeitung». Die in Zusammenarbeit mit Bisnode D&B Schweiz erstellte Auswertung listet die Unternehmen mit Sitz in der Schweiz und in Liechtenstein nach ihrem 2014 erzielten Umsatz auf.

1. Ölhändler Vitol
2. Glencore
3. Cargill

Die Händler von Bergbau- und Agrarerzeugnissen haben ihre Dominanz ausgebaut. 2013 waren erst sechs Rohstoffhändler in den Top Ten gestanden. An die Spitze hinzugestoßen ist Louis Dreyfus Commodities. Zur Firma, die von Familienerbin und Lebenspartnerin von Ex-Notenbanker Philipp Hildebrand, Margarita Louis-Dreyfus, gelenkt wird, sind dieses Jahr erstmals Informationen verfügbar. Der Spezialist für den Handel mit Kaffee, Baumwolle, Getreide und anderen Agrarrohstoffen katapultiert sich mit einem geschätzten Umsatz von 64 Milliarden Franken auf Rang 8 der umsatzstärksten Handels-, Industrie- und Dienstleistungsfirmen.

Schweizer Rohstoffhändler fluten Afrika mit giftigem Treibstoff

Der von unseren Freunden Public Eye publizierte Report „Dirty Diesel“ enthüllt, dass Schweizer Rohstoffkonzerne lasche afrikanische Standards gezielt ausnutzen, um dort stark schwefelhaltige Treibstoffe zu verkaufen, die sie selber produzieren und liefern. Diese sind in Europa längst verboten. Damit tragen die Firmen maßgeblich zur rasant steigenden Luftverschmutzung in Afrikas Städten bei und gefährden die Gesundheit von Millionen von Menschen. In einer an Trafigura adressierten Petition fordern Public Eye und seine westafrikanischen Partner vom Genfer Rohstoffriesen, weltweit künftig nur noch Treibstoffe zu verkaufen, die den europäischen Standards entsprechen.

Die auf dreijähriger Recherchearbeit basierende Studie „Dirty Diesel“ (PDF, 8.8 MB) bringt erstmals Licht in die zentrale Rolle, die Schweizer Rohstoff-Firmen in Afrikas Treibstoffbranche spielen, und zeigt das skandalöse Geschäftsmodell hinter einer Wertschöpfungskette, die sie als Produzenten, Lieferanten und teilweise auch als Tankstellenbetreiber vollständig kontrollieren.

Wie schmutzig ist das Benzin und der Diesel tatsächlich, den Schweizer Firmen an afrikanischen Tankstellen verkaufen?

Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden: Man muss den Treibstoff analysieren, der aus diesen Zapfsäulen kommt. Genau das haben wir getan. Wir haben an 25 Tankstellen in acht Ländern Benzin- und Dieselproben genommen – und diese von einem international renommierten Labor testen lassen.
Die Resultate sind schockierend: Ob in Ghana, in der Elfenbeinküste, in Mali oder im Senegal – wo wir auch Diesel-Proben nahmen, der Schwefelgehalt lag stets um das Hundertfache über dem in Europa geltenden Grenzwert. Die giftigste Probe, von einer Oryx-Tankstelle in Mali, wies einen Schwefelwert auf, der 378-mal so hoch war wie die europäische Grenznorm von 10 ppm (parts per million; Millionstel). Nicht ein Tropfen des von uns analysierten Treibstoffs dürfte in Europa verkauft werden.

Und Schwefel ist nicht das einzige Gift im afrikanischen Treibstoff: Wir haben weitere gesundheitsschädigende Substanzen in Mengen gefunden, die in Europa verboten sind – Benzol oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe etwa.

Weil in den afrikanischen Ländern derart schwache Standards gelten, handeln diese Schweizer Firmen legal. Doch ihr Geschäftsmodell ist illegitim, weil es die Gesundheit der Menschen in diesen Ländern schlicht ignoriert. Gemäß den Uno-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte müssen Unternehmen die Menschenrechte und damit auch das Recht auf Gesundheit respektieren – und zwar auch über die im jeweiligen Land geltenden Bestimmungen hinaus.

Der Transport: Schmutziger Treibstoff aus dem sauberen Europa

Dass Afrika mit giftigem Treibstoff geflutet wird, ist umso absurder, wenn man bedenkt, dass gerade Westafrika erstklassiges Rohöl mit einem sehr niedrigen Schwefelgehalt fördert. Nur: Weil die meisten westafrikanischen Länder über keine Raffinerien verfügen oder deren Kapazitäten nicht ausreichen, um das hochwertige Rohöl zu verarbeiten, wird der größte Teil davon exportiert, nach Europa und anderswohin. Im Gegenzug importieren dieselben Länder giftigen Treibstoff aus Europa, und zwar vor allem aus einer ganz bestimmten Region: jener um Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen, bekannt als ARA-Region.

Erfahren Sie mehr über das schmutzige Geschäft mit den giftigen Treibstoffen – www.dirtydiesel.ch Zur Petition unterzeichnen


DIE GEHEIMEN DEALS DER ROHSTOFFHÄNDLER

„Die geheimen Deals der Rohstoffhändler“ ist der erste Dokumentarfilm, der die Funktionsweise des internationalen Rohstoffmarkts mit Folgen auf wirtschaftlicher, politischer und welternährungstechnischer Ebene aufdeckt. Er zeigt den Arbeitsalltag der Händler, die die Rohstoffe vor Ort prüfen, erstehen und weiterverkaufen, und durchleuchtet das Business der Trader, die mit Termingeschäften auf die Preisentwicklung der kostbaren Güter spekulieren.

Von afrikanischen Baumwollplantagen bis zu brasilianischen Sojafeldern, von Importfirmen in Hongkong über die Handelshäfen von Porto de Santos und Le Havre bis zur Börse von Chicago – in aufwändigen Recherchen auf vier Kontinenten und auf hoher See enthüllt der Film die geheimen Gesetze des internationalen Rohstoffgeschäfts.


SPEKULATION MIT NAHRUNGSMITTELN

Über dieses Thema haben wir schon oft berichtet. Auch wenn uns immer wieder laut Medien mitgeteilt wird, verschiedene Banken würden nicht mehr mit Nahrungsmitteln spekulieren, so haben die Finanzinstitute Fonds, bei denen jeder Anleger zu dieser Branche etwas finden kann. Unser aktueller Beitrag vom 03. September 2016 beschäftigt sich mit der Spekulation: Wasser  >Wem gehört das Wasser? Wasser ist ein Allgemeingut und gehört der gesamten Menschheit und nicht nur Profiteuren!!

Was ist Nahrungsmittelspekulation?

Händler von Agrarrohstoff-Wertpapieren spekulieren auf die Preisentwicklung von Grundnahrungsmitteln wie Reis und Weizen. Diese Art von Investition hat seit der Finanzkrise 2008 zugenommen.

Welche Folgen hat Nahrungsmittelspekulation? Laut einer Studie der Welthungerhilfe führten Spekulationen im Getreidemarkt 2007/08 zu Preiserhöhungen von bis zu 15 Prozent. Im Gegenzug verdienten 2012 deutsche Finanzkonzerne 116 Millionen Euro mit dem Handel, was Entwicklungsexperten und Hilfsorganisationen kritisieren. Ein Zusammenhang mit wachsendem Hunger in der Welt ist empirisch nicht belegt. Wer spekuliert? Hauptsächlich Banken und Versicherungen. Laut Oxfam sind Allianz und Deutsche Bank derzeit die größten deutschen Akteure bei der Spekulation. Nicht nur in Nahrungsmittel wird spekuliert, nein, die Profitgier macht auch nicht vor Wasser, Gesundheit, Wald und Land halt.

Die Profitgier kennt keine Grenzen, Monopoly im wahren Leben.

Unsere Lebensgrundlage ist in der Hand weniger Konzerne. In der Tierzucht sieht es nicht besser aus: Jungküken für die Mast werden weltweit noch von vier Firmen produziert, bei Legehennen sind es noch drei Firmen. Die Bauern können sich Ackerland nicht mehr leisten. Die Preise für Ackerland sind in ganz Deutschland gestiegen, regelrecht explodiert. Dazu: Spekulationsobjekt – Wettlauf um Ackerland- Der Ausverkauf hat Deutschland erreicht

Die Deutsche Bank und auch die Allianz sind der Meinung, sie würden niemandem schaden, und tun es doch. Unsere Lebensgrundlagen sind zu Spekulationsobjekten für Anleger geworden. Ob Nahrungsmittel, Wasser, Gesundheit, Wald und  Ackerland. Hier ein Auszug aus Empfehlungen von Investmentbankern: Siehe: Die Profitgier kennt keine Grenzen – Monopoly im wahren Leben
Naturkatastrophen füllen die Schlagzeilen. Doch es gibt nichts, was es nicht gibt. Nun werden die Anleger wahnsinnig, denn auf Grund der momentanen Nullzinsprolitk fallen den Investoren immer neue Anlagemöglichkeiten ein. Mit einem Zertifikat können Anleger in Risiken wie Stürme und Erdbeben investieren. Bleiben diese aus, winken fette Gewinne.

Katastrophen-Zerti: Hier wetten Sie auf Mutter Natur  – Nur Wenige wissen aber, dass sie eine Anlageklasse sind. Ihr Vorteil: Die Natur lässt sich vom Geschehen an der Börse nicht beeindrucken. Und umgekehrt haben etwa Hurrikans nur selten Einfluss auf Aktien- oder Anleihekurse. Anleger können Investitionen in Katastrophen­risiken deshalb zur Diversifikation nutzen.“ Siehe: Wahnsinn – Aus Profitgier wetten mit Wasser, Gesundheit, Wald und Land – nun auch gegen Naturkatastrophen!

Wenn wir in unserem echten Leben „Monopoly“ spielen, dann bedeutet das für die Verlierer den sicheren Tod!

Wer ist Eigentümer der Lebensgrundlagen der Menschen? – Das ist die wichtigste Frage des Lebens; Denn wer die Lebensgrundlagen der Menschen besitzt, kontrolliert deren gesamtes Leben, entscheidet über Krieg und Frieden, über Leben und Tod.
„Die Weltlandwirtschaft könnte problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren. Das heißt, ein Kind, dass heute an Hunger stirbt, wird ermordet.“ Jean Ziegler

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