Neue Brexit-Schlappe: Unterhaus stellt Mays Mandat für Nachverhandlungen infrage

Neue Brexit-Schlappe: Unterhaus stellt Mays Mandat für Nachverhandlungen infrage
Premierministerin Theresa May verlässt 10 Downing Street im Vorfeld der Abstimmung durch den Hinterausgang, 14. Februar 2019.

Rund sechs Wochen vor dem EU-Austritt hat das britische Parlament den Auftrag an Premierministerin May für Nachverhandlungen am Brexit-Abkommen mit der EU infrage gestellt. Die Abgeordneten lehnten am Donnerstagabend eine Beschlussvorlage der Regierung ab. 
 
Damit sollten die Entscheidungen einer Abstimmungsrunde von Ende Januar als Ganzes bestätigt werden. Auch die Ablehnung eines Brexits ohne Abkommen gehörte dazu.

Sechs Wochen vor dem EU-Austritt Großbritanniens hat Premierministerin Theresa May am Donnerstag eine neue Brexit-Schlappe im Parlament hinnehmen müssen. Die Abgeordneten in London votierten mit 303 zu 258 Stimmen gegen eine Beschlussvorlage, die sowohl ein Mandat für Nachverhandlungen am Brexit-Deal als auch eine Absage an den EU-Austritt ohne Abkommen bestätigen sollte.

Die britische Premierministerin Theresa May während einer Parlamentsdebatte am 29. Januar 2019.

Vor zwei Wochen hatten die Abgeordneten May den Auftrag gegeben, das mit Brüssel vereinbarte Abkommen nachzuverhandeln. Die Premierministerin hatte sich zum Erstaunen Brüssels hinter den Antrag gestellt und war damit auf Schmusekurs mit den Brexit-Hardlinern gegangen. Doch die versagten May nun die Gefolgschaft.

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Stein des Anstoßes war, dass gleichzeitig auch eine weitere Entscheidung des Parlaments aus der ersten Abstimmungsrunde bestätigt werden sollte: die Ablehnung eines Brexits ohne Abkommen mit chaotischen Folgen für die Wirtschaft und viele andere Lebensbereiche. Obwohl das Votum keine bindende Wirkung hatte, wollten einige Brexit-Hardliner das nicht mittragen.

Damit ist die Glaubwürdigkeit der Regierungschefin, doch noch eine Mehrheit für ein Brexit-Abkommen im Parlament zu bekommen, deutlich angekratzt. May will der EU rechtlich verbindliche Änderungen am Brexit-Vertrag abtrotzen, obwohl Brüssel dazu nicht bereit ist.

Eine Rebellion der EU-freundlichen Abgeordneten konnte May abwenden, indem sie bereits am Dienstag eine dritte Abstimmungsrunde für den 27. Februar in Aussicht stellte. Sie bat um mehr Zeit für die Nachverhandlungen mit der Europäischen Union. Brüssel lehnt bisher aber Änderungen am Brexit-Abkommen strikt ab.

Großbritannien will die Staatengemeinschaft bereits am 29. März verlassen. Mitte Januar hatte das Parlament das von May mit der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. Wann das Parlament erneut über den Deal abstimmen soll, ist immer noch unklar.

Eine parteiübergreifende Gruppe von Abgeordneten plant, der Regierung die Kontrolle über den Austrittsprozess zu entreißen, sollte sich ein No-Deal-Brexit abzeichnen. Der Plan sieht vor, May zum Verschieben des EU-Austritts zu zwingen, sollte sie bis Mitte nächsten Monats keinen Erfolg mit ihrem Austrittsabkommen haben. Zum Showdown soll es nun aber erst Ende Februar kommen.

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