GAM e.V. 04 März 2015
Vorträge von Mina Ahadi & Hartmut Krauss
Die als Veranstaltungsthema gestellte Frage lautet: Ist der Islam
faschistisch? Ich möchte zunächst mit einer Gegenfrage antworten: Ist nicht der
Faschismus, genauer der deutsche Nationalsozialismus, eine
ideologisch-politische Strömung, die Grundinhalte, Strukturen und Muster
vormodern-religiöser, autoritär-absolutistischer Herrschaftsideologien, darunter
die islamische Weltanschauung, adaptiert und verarbeitet?
Vorträge von Mina Ahadi und Hartmut Krauss auf der GBS-Veranstaltung in
Frankfurt am 20.02.2015
D. h.: Steht der deutsche Faschismus nicht in einem vermittelten
politisch-ideologischen Erbschaftsverhältnis auch zum morgenländischen Islam?
Findet der deutsche Faschismus im Islam nicht ein historisches Vorbild für
militante Eroberung, Versklavung von Kriegsgefangenen, Vernichtung von als
minderwertig angesehenen Bevölkerungsgruppen und ideologische
Gleichschaltungsprozeduren?
Zu Recht gilt die fabrikmässige Vernichtung der Juden als beispielloses
verabscheuungswürdiges Verbrechen des 12 Jahre währenden NS-Regimes. Betrachten
wir aber die Gewaltpraxis im Namen des Islams, dann finden wir auch hier zahlreiche
historisch- und aktualempirische Fakten, die ein enormes
legitimationsideologisch vermitteltes Aggressionspotenzial offenbaren.
Zur kontinuierlichen Gewaltagenda des Islam
So waren die frühmuslimischen und späteren Eroberungen durchweg mit Massakern,
Verheerung und Vernichtung verbunden. Auf der arabischen Halbinsel wurde eine
Politik der religiösen Säuberung betrieben und Arabien mit Ausnahme des Jemens
„juden- und christenrein“ gemacht - eine Massnahme, die später auch von den
Almohaden und Almoraviden in Spanien nach dem Ende des Kalifats 1031 erneut
angewandt wurde.
Pogrome gab es 889 in Elvira und 891 in Sevilla gegen Christen, im
marokkanischen Fez 1033 mit über 6.000 Toten, 1066 in Granada mit 1.500
getöteten Familien(2), 1135 in Cordoba und 1235 in Marrakesch gegen Juden. „Die
(antijüdischen, H. K.) Pogrome im christlichen Herrschaftsgebiet“, so Flaig
(2006, S. 37), „sind kein Ruhmesblatt der europäischen Kultur; aber ihre Ausmasse
bleiben zurück hinter jenen der islamischen Welt. Wir brauchen dringend eine
vergleichende Geschichte religiöser Unterjochung.“
Neben der Aneignung von sachlicher Kriegs- und Eroberungsbeute sowie der
Eintreibung von Tributzahlungen basierte der vormoderne islamische
Imperialismus materiell auch auf dem Handel und der Ausbeutung von Sklaven(3).
Dabei diente natürlich zum einen die Versklavung von grösseren Teilen der
unterworfenen nichtmuslimischen Bevölkerung in den Eroberungsgebieten als
Hauptquelle.
Zum anderen wurden aber immer wieder in Zeiten akuten Sklavenmangels auch
islamisierte Völker unter dem Vorwand versklavt, bei ihnen handle es sich gar
nicht um echte Muslime. Diese Praxis betraf vor allem Schwarzafrikaner. Wie der
amerikanische Historiker Robert Davis anhand von Quellenstudien ermittelt hat,
wurden zwischen 1530 und 1780 bis zu 1,25 Millionen weisse christliche
Gefangene auf den Sklavenmärkten Nordafrikas zum Kauf angeboten.
Egon Flaig hat in seiner „Weltgeschichte der Sklaverei“ (2009)
festgestellt, dass infolge der Eroberungsdschihads des islamischen
Imperialismus mehr Sklavenmengen erbeutet wurden als zur Zeit der römischen
Expansion.
Als zum Beispiel „die Muslime Spanien unterwarfen, versklavten sie 150.000
Menschen“ (S. 84). Der enorme Zustrom von Sklaven kam aus folgenden
Hauptlieferzonen: „1. der Südrand Europas und das byzantinische Anatolien, 2.
der mehrere tausend Kilometer lange Gürtel entlang der Graslandsteppe vom
slawischen Mittelosteuropa über Russland bis hinein nach Zentralasien, 3.
Indien, 4. Schwarzafrika“ (S. 87).
Als Versklaver schlechthin eigneten sich die nomadischen Steppenreiter. Von
daher war die Konversion der Türken und Tataren zum Islam von Bedeutung, denn
nun konnten deren traditionelle Razzien dschihadisiert, d. h. gezielt gegen
nichtmuslimische „Opferzonen“ gerichtet werden. Allein die Krimtataren
versklavten von 1468 bis 1694 etwa 1,75 Millionen Ukrainer, Polen und Russen.
Die infolge der Eroberungen durchgeführte Islamisierung zahlreicher
Völkerschaften führte auch zur Verbindung von mongolischem Kulturerbe und
islamischer Herrschaftskultur, wie sie der berüchtigte und blutrünstige Despot
Timur der Lahme, auch Tamerlan genannt, repräsentierte.
Er brachte Tausende Hindus um und errichtete aus ihren abgeschlagenen
Köpfen eine Siegessäule. Ebenso führte er eine systematische Vernichtung von
Christen in Mesopotamien durch, der Zehntausende zum Opfer fielen. Seine
grausame Herrschaftspraxis „stellt eine bisher historisch noch nie vorgekommene
Synthese von mongolischer Barbarei und muslimischem Fanatismus dar, und er
symbolisiert“, so der Historiker Grousset, „jene fortgeschrittene Art
primitiven Abschlachtens: den im Dienste einer abstrakten Ideologie
durchgeführten Mord als Pflicht und heilige Sendung“ (Grousset zit. n. Warraq
2004, S. 324).
In neuerer Zeit ist an den ersten modernen Völkermord, begangen an den
christlichen Armeniern in der Türkei zu erinnern, der sich dieses Jahr zum 100.
Male jährt. Dabei sollen bei Massakern und Todesmärschen nach unterschiedlichen
Schätzungen zwischen 300.000 bis 1,5 Millionen Menschen umgekommen sein.
Die religiöse Spaltung Indiens, die 1946/47 zur Abtrennung des muslimischen
Pakistans führte, war durch extreme Gewaltexzesse zwischen Muslimen und Hindus
gekennzeichnet, wobei die „Moslemische Liga“ ein Rundschreiben mit u. a.
folgenden Direktiven herausgab:
„3. Alle Einwohner Indiens sind zum Islam zu bekehren.
6a. Alle Fabriken und Geschäfte, die Hindus gehören, sollen abgebrannt, zerstört und geplündert werden.
6b. Alle nationalistischen Moslems, die sich nicht der Liga anschliessen wollen, sind durch die Geheimpolizei umzubringen.
6c. Sämtliche Hindutempel sollen zerstört werden.“ (Gopal 2006, S. 432)
In Indonesien wurden 1965 ca. eine halbe Million Sympathisanten und
Mitglieder der Kommunistischen Partei Indonesiens sowie chinesischstämmige
Bürger unter dem Kommando von Präsident Suharto umgebracht. „‘Die Armee
ermutigte die nationalistische moslemische Jugend, alte Rechnungen zu
begleichen. Banden jugendlicher Moslems massakrierten chinesische Bauern auf
grausigste Art und Weise‘“, schreibt Ibn Warraq und zitiert einen
Augenzeugenbericht des ‚Guardian Weekly‘ vom 23.9.1990: ‚Sie schnitten den
Frauen die Brüste ab und warfen so viele Leichen ins Meer, dass die Leute sich
fürchteten, Fisch zu essen. Mein Bruder musste immer noch im Geschäft arbeiten.
Morgens kamen junge Moslems hereinstolziert und protzten mit ihren Halsketten
aus menschlichen Ohren.‘ Bei der Invasion Osttimors 1975 schlachtete die
moslemische indonesische Armee ca. 200 000 Christen, Buddhisten und Anhänger
von Stammesreligionen ab, und weitere 100 000 folgten im Laufe der nächsten 25
Jahre.“ (Gopal 2006, S. 435).
Spätestens seit dem 11. September 2001 erleben wir einen globalen
militant-terroristischen Gewaltausbruch von zahlenmässig starken
dschihadistischen Vorhutabteilungen der islamischen Herrschaftskultur. Diese
setzen sich zusammen aus Gruppen von Al Kaida im Maghreb über Boko Haram
(Nigeria), Al Shabaab (Somalia), den dschihadistischen Milizen in Libyen, den
Islamisten auf dem Sinai, der Hamas bis zu den afghanischen und pakistanischen
Taliban sowie den islamistischen Kräften in den ehemaligen Südrepubliken der
Sowjetunion, in Indien, Indonesien, auf den Philippinen (Abu Sayyaf) und in
China (uigurische Separatisten; Islamische Bewegung Ost-Turkestan) Aktuell im
Brennpunkt steht der „Islamische Staat“ (IS) mit grossflächiger
Revierherrschaft im Irak und in Syrien, dem in recht grosser Zahl Rekruten aus
dem Reservoir desintegrierter und fehlsozialisierter Muslime sowie
hyperradikale Konvertiten aus den westlichen Einwanderungsländern zulaufen.
Nach neuesten Angaben seitens der spanischen Polizei soll die Zahl dieser
Dschihad-Touristen aus EU-Ländern viel grösser sein als bisher vermutet und bei
30.000 bis 100.000 Islamisten liegen.
Was auf den ersten Blick wie die Phänomenologie eines
irrational-psychopathischen Blutrausches aussieht, lässt auf den zweiten Blick
ein klar gegliedertes und normiertes Vorgehen erkennen, das sich konsequent aus
den Quellen des Islam sowie der vorab skizierten historischen Vorlage der
islamischen Eroberungen ableitet. D. h.: Die barbarischen und abscheulichen
Taten des IS haben sehr wohl mit dem Islam zu tun. Ja, sie sind eine logische
Konsequenz und strikte Umsetzung des im Islam von Grund auf angelegten
Anweisungssystems.
Die Besonderheit des IS besteht darin, dass seine „Kämpfer“ im Unterschied
zu den Nazis mit ihren Untaten regelrecht prahlen und diese über moderne Medien
reklametechnisch zur Schau stellen, während sie gleichzeitig einen extrem
rückständigen Sittenterror gemäss ihrer salafistischen Leitideologie umsetzen.
Dabei agieren der IS und die anderen islamistischen Gruppen durchaus
konsequent, indem sie den grundlegenden Wesenszug des Islam ausleben, nämlich
eine frühmittelalterliche Herrschafts- und Sozialordnung festzulegen, religiös zu
verabsolutieren und mit einem universellen Geltungsanspruch zu versehen.
Neben diesem Ensemble militanter radikalislamischer Vorhutgruppen als einer
zentralen Grösse des Gegenwartsislam ist auf die beiden islamischen Kernregime
mit ihren umfassend menschenrechtswidrigen Konstitutionsmerkmalen hinzuweisen,
nämlich 1. auf die monarchistisch-wahabitische Diktatur des sunnitischen Islam
in Gestalt Saudi-Arabiens und 2. auf die Islamische Republik Iran als
gottesstaatliche Diktatur des schiitischen Islam. Trotz aller machtpolitischen
Gegensätze zwischen diesen drei Akteuren sind doch die grundlegenden
legitimationsideologischen Übereinstimmungen unverkennbar.
Zur endogen repressiven und absolutistischen Konstitution des Islam
Der Islam ist seinem endogenen Wesen nach eine sich selbst
verabsolutierende frühmittelalterliche Herrschaftsideologie mit einer
religiösen bzw. monotheistischen Grundprämisse. „Allah“ und sein vermeintlicher
Gesetzeswille werden als Projektionsfläche benutzt, um eine vormoderne zwischenmenschliche
Herrschaftsordnung mit absolutem Geltungsanspruch festzulegen und zu
legitimieren. Dem Einzelnen wird suggeriert, ein Geschöpf Allahs zu sein und
sich dessen Willen bedingungslos unterwerfen zu müssen (Islam = Hingabe an
Allah). Diese Unterwerfungsaufforderung als absolutes und allumfassendes
Lebensführungsprinzip (Gottesknechtschaft) beinhaltet vollständigen Gehorsam
gegenüber den angeblich göttlichen Imperativen, darin eingeschlossen die
zentrale Anweisung zur Aufrechterhaltung, Überwachung und Ausdehnung der
göttlich ein für alle Mal festgelegten Herrschaftsordnung. „Ihr (Gläubigen)
seid die beste Gemeinschaft, die unter den Menschen entstanden ist (w. die den
Menschen hervorgebracht worden ist). Ihr gebietet, was recht ist, verbietet,
was verwerflich ist, und glaubt an Gott.“ (Koran, Sure 3, 110)
Die Verse 104, 110 und 114 der Sure 3 des Korans bilden die normative
Grundlage für den Aufbau eines umfassenden Kontroll- und Überwachungssystems:
Alle Muslime sind demnach an ihrem jeweiligen Platz in der hierarchisch
gegliederten Gesellschaft dazu angehalten, das Rechte zu gebieten und
Falsches/Unrechtes/Sündhaftes in die Schranken zu weisen und zu ahnden. Das heisst:
Im Islam ist der Gläubige nicht nur Gottesknecht, sondern zugleich immer auch
„herrberechtigt“ gegenüber Andersgläubigen, Nonkonformen, Sündern etc. Der
Einzelne soll sich nicht nur selbst an die Gesetze Gottes halten, sondern er
ist auch dazu aufgefordert, andere zur Einhaltung des islamischen
Pflichtenkanons anzuhalten bzw. sie entsprechend zu überwachen. (D. h: Dem
Islam ist von Grund auf ein Blockwartsystem eingebaut.) Dabei wird die
Verletzung der göttlichen Vorschriften in erster Linie nicht als individuelle
Handlung eines Einzelnen gewertet, der wegen seines Seelenheils von weiterem
sündhaften Verhalten abgebracht werden soll, sondern als Beschädigung bzw.
Beschmutzung der Umma in ihrer Eigenschaft als sakrale Gemeinschaft. So zielt
die koranische Aufforderung, Rechtes zu gebieten und Unrechtes zu bekämpfen im
Endeffekt immer auf die Wahrung bzw. Wiederherstellung der „Ehre“ der zur
absoluten Herrschaft berufenen Gemeinschaft der Rechtgläubigen.
Genauer betrachtet fungiert der Islam damit als kulturspezifischer
religiös-weltanschaulicher Code einer absoluten Herrschaftsordnung vormoderner
(frühmittelalterlicher) Prägung. Dabei ist der Islam eben gerade nicht einfach
nur eine „Religion“ bzw. ein privates Glaubenssystem, sondern er verkörpert wie
gesagt eine allumfassende monotheistische Weltanschauung mit absolutistischem
Geltungsanspruch, die gleichermassen als politische Herrschaftsideologie,
Rechtssystem und Alltagsethik in Erscheinung tritt. Die Gesetze Allahs als dem
einzigen und allmächtigen Schöpfer der Welt und des Menschen, die im Koran ewig
und endgültig festgelegt sind, beinhalten folglich nicht etwa nur spirituelle
Aussagen und rituelle Hinweise, sondern Regeln, Vorschriften und Hinweise für
alle Lebensbereiche, denen der Gläubige unbedingt zu folgen hat. „Islam“
bedeutet damit konkret Unterwerfung unter den Willen Allahs in allen
Lebensfragen wie Tagesablauf, Ernährung, Kleidungsordnung,
Geschlechterbeziehungen als Ausdruck von rechtgläubiger Moral, politisches,
wirtschaftliches und soziales Handeln, das Verhalten gegenüber einer
nichtmuslimischen Umwelt etc. Die alltagspraktische Befolgung der
Gottesgesetze, die in einem ganzheitlichen Verweisungszusammenhang stehen, ist
der wahre Gottesdienst der gläubigen Muslime und bildet den eigentlichen Kern
des gesamten Islam.
Die hervorstechendenden Merkmale der islamischen Herrschaftsideologie
bestehen nun in Folgendem:
1. Anspruch auf Weltherrschaft. „Als einzig wahre Religion gilt bei Gott der
Islam“ (Koran, Sure 3, 19). „Mir wurde befohlen, die Menschen solange zu
bekämpfen, bis sie ‚Es gibt keinen Gott ausser Allah‘ sagen.“ (Hadith; vgl.
Krauss 2013, S. 42) „Ich bin vor der Stunde (d. h. dem Tag der Auferstehung)
gesandt worden mit dem Schwert, bis Allah der Erhabene allein angebetet wird.
(…) und demjenigen, der sich meinem Befehl widersetzt, ist Erniedrigung und
Unterwürfigkeit beschieden. (ebd.)
2. Absolute Ungleichstellung von Muslimen und Nichtmuslimen. „Kämpft gegen
diejenigen, die nicht an Gott und den jüngsten Tag glauben und nicht verbieten
(oder: für geboten erklären), was Gott und sein Gesandter verboten haben, und
nicht der wahren Religion angehören - von denen, die die Schrift erhalten haben
- (kämpft gegen sie), bis sie kleinlaut aus der Hand Tribut entrichten.“
(Koran, Sure 9,29).
3. Absolute Ungleichstellung von Männern und Frauen. „Und die Männer stehen
(bei alledem) über ihnen (den Frauen, H. K.)“ (Koran Sure 2, 228)
4. Massive Bestrafung von Apostaten und „Gotteslästerern“/rigorose Negation
des Rechts auf Weltanschauungsfreiheit. Als massgeblich werden folgende
überlieferten Prophetenworte angesehen: „‚tötet den, der seine Religion
wechselt!‘ und ‚Das Blut eines Muslims (zu vergiessen) ist nicht erlaubt, ausser
in einem der drei (Fälle): der verheiratete Ehebrecher, Leben um Leben, und der
seinen Glauben Verlassende und von der Gemeinschaft sich Trennende.‘“(4)
5. Kennzeichnend für den Islam ist nicht zuletzt die Untrennbarkeit von
Religion (Gottesglauben), Staat und Recht unter dem Primat des Religiösen. „Es
gibt keine wichtige Frage des Lebens, für die der Islam (göttlich festgelegt in
Koran und Sunna; H. K.) keine gesetzliche Regelung hat.“ (Chomeini 1983, S. 8).
Diesbezüglich wird auf das kategorische Vorbild des Propheten Mohammed
verwiesen: Dieser verkündete und erläuterte nicht nur die Gesetze, sondern er
verwirklichte sie auch. „Zum Beispiel“, so Chomeini (ebd. S. 28), „führte er
die Bestimmungen des Strafgesetzes aus; er hackte den Dieben die Hände ab,
verhängte Hadd, steinigte.“
Als Feinde der islamischen Weltherrschaft und des umfassenden
Islamisierungsstrebens sind die „Ungläubigen“ als Objekte der Bekämpfung,
Tötung, Schmähung, Herabwürdigung etc. herausragendes und übergreifendes
Kernthema der islamischen Quellen. „Der Koran widmet 64% seines Texts den
Ungläubigen und die Trilogie als Ganzes (Koran, Hadithsammlung und
Prophetenbiographie, H. K.) beschäftigt sich mit 60% ihres Gesamttexts mit den
Ungläubigen.“ (Warner 2013, S. 8f.).
Da Nichtunterwerfung und Widerstand gegen den islamischen
Herrschaftsanspruch als Handlungen gegen Gott/Allah grundsätzlich
ausgeschlossen sind und die Lebensordnung, ja die pure Existenz der Kafire
gegen Allahs Gesetz verstösst, ist es erlaubt, ja gemäss den islamischen
Quellenaussagen geboten - natürlich immer in Abhängigkeit von konkret
vorliegenden Kräfteverhältnissen - , „Ungläubige“ zu töten, zu versklaven, zu
berauben, zu foltern, zu betrügen, zu verspotten etc.; kurzum: als minderwertig
zu behandeln. Dabei besitzen die Kafire im islamischen Diskurs den Status von
Untermenschen. So heisst es in Sure 8, Vers 5: „Siehe, schlimmer als das Vieh
sind bei Allah die Ungläubigen, die nicht glauben.“
Das Dschihad-Prinzip zur Durchsetzung der islamischen Weltherrschaft ist
folglich untrennbar mit der Vernichtung der Ungläubigen verknüpft:
„Werdet daher nicht matt und ladet (sie) nicht ein zum Frieden, während ihr
die Oberhand habt; denn Allah ist mit euch, und nimmer betrügt er euch um eure
Werke.“ (Koran Sure 47, 35) Folgerichtig enthält der Koran auch eine
prinzipielle Aufforderung zur Aufrüstung gegen die Ungläubigen (Sure 8, 59,
60): „Und diejenigen, die ungläubig sind, sollen ja nicht meinen, sie
würden(uns) davonlaufen (w. sie würden das Rennen machen?). Sie können sich
(unserem Zugriff) nicht entziehen. Und rüstet für sie, soviel ihr an
Kriegsmacht und Schlachtrossen (?) (aufzubringen) vermögt, um damit Gottes und
eure Feinde einzuschüchtern, und andere ausser ihnen, von denen ihr keine
Kenntnis habt, (wohl) aber Gott!“
Insgesamt betrachtet muss die muslimische Gemeinschaft der Rechtgläubigen
im Sinne eines zur Weltherrschaft strebenden Kollektivs jederzeit eine genügend
grosse Zahl an dschihadistischen Kämpfern bereithalten und eine
dementsprechende Arbeitsteilungsstruktur mit fliessenden Übergängen aufweisen.
„Jemand, der einen anderen im Kampf für den Pfad Gottes mit Waffen unterstützt,
ist wie der Kämpfer selbst und hat Anteil an den Belohnungen. Und jener, der
zurückbleibt, um sich um die Familie des Kämpfers zu kümmern, ist dem
Kriegsheld ebenbürtig.“ (Hughes 1995, S. 132f.)
Generell sind die autoritativen Texte des Islam eine permanent sprudelnde
Legitimationsquelle von muslimischen Gewalthandlungen gegen Ungläubige, Frauen,
Abtrünnige, Abweichler aller Art und enthalten eine offenkundige Heroisierung
des dschihadistischen Kriegers. Hinzu kommt der interkonfessionelle Hass
zwischen Sunniten, Schiiten, Alewiten und Ahmadis als Ausdruck der permanenten
Fitna (Unruhe und Zwietracht unter den Muslimen bzgl. der wahren
Rechtgläubigkeit).
Halten wir also fest:
Der Islam war bereits seit seiner frühmittelalterlichen Gründung und damit
lange vor der Herausbildung und vergleichsweise sehr kurzen Herrschaftsphase
des europäischen Faschismus imperialistisch, kriegerisch, unterwerfend,
versklavend, judenfeindlich, repressiv gegen Anders- und Ungläubige, Frauen,
Abtrünnige und Abweichler etc. Genau genommen repräsentiert er eine
kulturspezifisch-religiöse Legitimationsideologie, die ein besonderes
zwischenmenschliches System vormoderner Herrschaft vorschreibt, göttlich
überhöht und raum-zeitlich verabsolutiert.
Somit trägt der Islam selbst die Verantwortung für seine selbsttätig
hervorgebrachten Wesenszüge und kann seine Eigenschaftsmerkmale nachträglich
weder objektiv-real noch semantisch auf den Faschismus abschieben bzw. auf
einen externen herrschaftskulturellen Kontext abwälzen. Die Diktion „Der
Islam/Islamismus ist faschistisch“ bzw. „Der islamische Faschismus“(5) ist
somit bei näherer Betrachtung unscharf und ein Stück weit pseudoradikal -
gewissermassen eine Form der Selbstentlastung, indem man die
reaktionär-absolutistische und repressive Wesensart des Islam über einen
europäischen Begriff ausdrückt und damit entorientalisiert, d. h. aus der
eigenkulturellen Verantwortung herausnimmt.
Totalitarismus, Faschismus, Islamismus
Mit der Herausbildung und hegemonialen Durchsetzung der
westlich-kapitalistischen Moderne, der damit einhergehenden Rationalisierung
der Denkweisen und ökonomischen Tätigkeiten, der Enttraditionalisierung der
Sozialbeziehungen und Versachlichung der zwischenmenschlichen
Herrschaftsverhältnisse gegenüber den vormodernen, auf persönlichen
Abhängigkeitsverhältnissen und religiöser Legitimation basierenden
Herrschaftsbeziehungen, kommt es zu einer umfassenden Erschütterung der
überkommenen Mentalitäten und Orientierungssysteme. Der Prozess der Aufklärung
erweist sich als umfassendes geistig-politisches „Säurebad“ des prämodernen,
religiös-feudalen Gesellschaftsgefüges. Das Prinzip der Vernunft und die
Erringung von ‚Mündigkeit‘ durch Überwindung höriger Autoritätsgläubigkeit, d.
h. die eigenständige Fähigkeit zu begründeter kritischer Urteilsbildung, wird
zum Leitziel erklärt und damit auch der Grundstein für die mögliche
Herausbildung einer emanzipatorischen Subjektivität gelegt. Das Konzept des
„freien Individuums“ tritt nun dem Normativ des „Gottesknechts“ gegenüber.
Dieser Umwälzungsprozess entmachtet nicht nur die traditionellen
Herrschaftsträger (Adel, Klerus, Religionsgelehrte), sondern verunsichert und
überfordert auch viele Menschen aus den vormals „niederen Ständen“, die den
Ausgang aus der Unmündigkeit nicht finden können oder wollen.
Vor diesem Hintergrund entstehen als Reaktion totalitäre Bewegungen, deren
allgemeines Wesensmerkmal in dem Versuch besteht, unter Rückgriff auf moderne
Mittel eine vormodern-absolutistische (genauer: autoritär-hierarchische)
Herrschaftsordnung zu rekonstruieren. Konkret handelt es sich dabei um die
eigentümliche Synthese aus zentralen Komponenten vormoderner (vor- und
nichtkapitalistischer) Herrschaftskultur (Religion, autoritär-hierarchische
Sozialbeziehungen, persönliche Knechtschafts- und Abhängigkeitsverhältnisse,
Patriarchalismus, Kriegerehre etc.) mit bestimmten Aspekten ökonomischer,
technologischer (Waffen-, Transport-, Kommunikationstechnik etc.) und
bürokratischer Modernität bei gleichzeitiger hasserfüllter Ablehnung und
Bekämpfung der kulturellen Moderne (Menschenrechte, die humanistische Idee des
freien und souveränen Subjekts, Demokratie, Säkularismus, Laizismus etc.).
Totalitarismus ist demnach die versuchte Wiederherstellung absoluter
Herrschaft mit modernen Mitteln bei gleichzeitiger militanter Bekämpfung der
kulturellen Moderne.
Faschismus (betrachtet am Beispiel des deutschen „Nationalsozialismus“) und
Islamismus lassen sich im Näheren kennzeichnen als kulturhistorisch-spezifische
Varianten totalitärer Gesellschaftsformierung. Dabei ist der Islamismus alles
andere als eine Verfälschung oder ein Missbrauch des (orthodoxen) Islam,
sondern dessen radikale Reformulierung und Modifizierung in Anbetracht der
Überlegenheitserfahrung der westlichen Moderne und der damit verbundenen
sozialen Erschütterungen in Form bedrohter islamisch-patriarchalischer und
.religiös-monokratischer Strukturen. D. h. der Islamismus ist eine
regressiv-aktivistische Form der Verarbeitung von folgender
Widerspruchskonstellation:
A. Der tradierten islamischen Normativität und der dadurch geprägten Subjektivität
einerseits sowie
B. Der objektiven Realität einer zunehmend durch westliche und andere
nichtislamische Einflüsse gekennzeichneten, in sich wiederum ambivalenten,
unübersichtlichen und krisenhaften sozialen Wirklichkeit.
Angesichts dieser gravierenden objektiven Umwälzungsprozesse und der
dadurch hervorgerufenen Widerspruchs- und Krisenerfahrungen fand in breiten
Sektoren der muslimischen Gesellschaften eine Transformation bzw. Neuanpassung
des überlieferten islamischen Bedeutungssystems an die negativ veränderte
geistig-ideologische und sozialökonomische Krisenwirklichkeit statt.
Charakteristisch ist hierbei, dass zwar reale gesellschaftliche
Krisensymptome (soziale Gegensätze, Werteverfall, gesellschaftliche Anomie,
Entsittlichungsphänomene u. a.) mobilisierungsideologisch aufgegriffen und
angeprangert werden, aber zugleich hinsichtlich der ihnen zugrunde liegenden
herrschaftsstrukturellen Verursachungs- und Erzeugungsmechanismen verkannt und
verzerrt, d. h. regressiv umgedeutet werden.
Daraus resultiert dann eine ‚reaktionäre‘ Orientierung und Handlungslenkung
auf die Wiederherstellung traditioneller bzw. die Vertiefung bestehender
Herrschaftsverhältnisse. Der Islamismus repräsentiert demnach keine
„Verfälschung“ oder „wesenswidrige Instrumentalisierung“ des Islam, sondern
jene konsequente Innovationsgestalt der islamischen Herrschaftskultur, die
durch den Herausforderungsrahmen, wie er von der westlichen Moderne objektiv
gestellt wurde und wird, „hindurchgegangen“ ist.
Nur in dieser radikalisierten Form vermag die islamische Herrschaftskultur
als Typus prämodern-religiöser Herrschaft mit absolutem Geltungsanspruch zu
überleben. Die eigene, obwohl objektiv rückständig gebliebene Kultur, wird
irreal idealisiert und zur Selbstbehauptung gegenüber der überlegenen
Fremdkultur mobilisiert. Dabei bildet die Koppelung des individuellen
Selbstwertgefühls an die „Demütigung“ der rückständigen Herkunftskultur - im
Sinne der kulturspezifischen „Ehrenmoral“ - die emotionale Quelle der
regressiven Widerspruchsverarbeitung.
‚Hass auf den Westen‘ ist angesichts dieser interkulturellen
Unterlegenheits- und Fremdbestimmungserfahrung nicht etwa die unschuldige
Reaktion eines Subjekts, das nach freiheitlicher Selbstbestimmung und
emanzipatorischem Abbau zwischenmenschlicher Herrschaftsverhältnisse strebt.
Was im sich nun entwickelnden ‚Islamismus‘ aufschäumt, ist vielmehr der
aggressive Ausdruck eines frustrierten Willens zur globalen Herrschaft bzw. die
sozialpsychologisch-ideologische Präsenz eines sich dominiert fühlenden
Subjekts, das selbst Herrscher sein will und lange Zeit Herrscher war.
Aus sehr unterschiedlichen sozial- und kulturhistorischen Bedingungen
hervorgegangen, weisen Islamismus und deutscher Faschismus dennoch eine ganze
Reihe struktureller und inhaltlicher Parallelen auf, die auch zur Kollaboration
des Muftis von Jerusalem mit den deutschen Nazis führte.
Ich möchte hier aufgrund der Zeitknappheit nur folgende Aspekte kurz
benennen(6):
Faschismus und Islamismus geht es im Endeffekt um die Liquidierung der kulturellen
Moderne (als antifeudal-revolutionäres Kulturerbe) und um die dazu passende
Heranzüchtung einer brutal-militanten Subjektivität (Frontkämpfer, Djihadist):
„der Faschismus will den Typus eines durch nichts gehemmten, vor nichts
zurückschreckenden brutalen Landsknechts hochzüchten“ (Lukács 1974, S. 202).
Der Islamismus zielt ab auf den hingebungsvollen Gottesknecht, der über Berge
von Leichen ins Paradies einzieht. In beiden Fällen geht es um den
„heldische(n) Mensch der Ehre, der sich jedem Befehl stellt“ (ebd. S. 207). Der
Befehl geht vom „Führer“ bzw. einem charismatischen Gottmenschen (Propheten)
aus. Auch der nationalsozialistische Führer steht im Zeichen des Religiösen:
„Was der Führer, was die nationalsozialistische Bewegung will“, so Lukács, „
ist eben eine religiöse Offenbarung. Krieck verficht mit grosser Energie, dass
eine solche auch heute möglich sei. ‚Gott spricht aber unmittelbar in uns im
völkischen Aufbruch‘“ (ebd. S. 208).
Der Reinrassigkeit als totalitärem Druckmittel im faschistischen
Terrorstaat entspricht die Rechtgläubigkeit als totalitärem Druckmittel im
gottesherrschaftlichen Terrorstaat. In beiden Fällen masst sich der totalitäre
Terrorstaat das Recht an, in sämtliche Lebensäusserungen des Individuums nach
Belieben einzugreifen. Die persönlichen Rechtsgarantien, die vormals von der
bürgerlich-antifeudalen Bewegung erkämpft worden waren, vernichtete der
faschistische Terrorstaat (Rosenberg: Recht ist das, was arische Männer für
Recht befinden), während der islamistische Terrorstaat direkt an der
grundlegende Gottesknechtschaftslehre des orthodoxen Gesetzesislam anknüpfen
kann. In seiner Selbstsicht betrachtet sich der faschistische Terrorstaat als
„auf deutscher Sittlichkeit beruhender Weltanschauungsstaat“ (Lukács 1974, S. 184),
während sich der islamistische Terrorstaat als auf gottesherrschaftlicher
Sittlichkeit beruhender religiöser Ordnungsstaat inszeniert. Der faschistische
Führer ist der Vollstrecker des auf Rassenreinheit bedachten völkischen
Gesamtwillens, der islamische Imam ist der Überwacher und Vollstrecker des
göttlichen Willens gegenüber seinen knechtschaftlichen menschlichen Geschöpfen.
Wenn Lukács schreibt, dass die ‚germanische Demokratie‘ den widerwärtigen Typus
eines Menschenschlages erzieht, der grenzenlos servil nach oben, ebenso
grenzenlos grausam tyrannisch nach unten ist (ebd. S. 186), so gilt das Eins zu
Eins auch für die islamistische Diktatur. Wie in allen totalitären Diktaturen
werden die Menschen in beiden Fällen vor die Wahl gestellt, entweder korrupte
Henker oder Objekte der Tortur zu sein.
Angesichts der aktuellen Gewaltagenda im Namen des Islam reicht es längst
nicht mehr aus gemäss der bekannten Maxime zu handeln: „Wehret den Anfängen“.
Vielmehr befinden wir uns jetzt in einem fortgeschrittenen Stadium, wo es
höchste Zeit wird, die Notbremse zu ziehen und in Europa und Deutschland eine
konsequente Strategie der Deislamisierung einzuleiten.
Literaturverzeichnis:
Abdel-Samad, Hamed: Der islamische Faschismus. Eine Analyse. München 2014.
Ajatollah Chomeini: Der islamische Staat. Berlin 1983.
Flaig, Egon: Der Islam will die Welteroberung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16. September 2006, S. 35 und 37.
Flaig, Egon: Weltgeschichte der Sklaverei, München 2009.
Gopal, Jaya: Gabriels Einflüsterungen. Eine historisch-kritische Bestandsaufnahme des Islam. 2. erweiterte Auflage Freiburg 2006.
Hughes, Thomas Patrick: Lexikon des Islam. Dreieich 1995.
Der Koran (herausgegeben von Kurt Rudolph und Ernst Werner), Leipzig 1984. 6. Auflage.
Der Koran. Übersetzung von Rudi Paret. 10. Auflage. Stuttgart 2007.
Krauss, Hartmut: Faschismus und Fundamentalismus. Varianten totalitärer Bewegung im Spannungsfeld zwischen ‚prämoderner‘ Herrschaftskultur und kapitalistischer ‚Moderne‘. Osnabrück 2003.
Krauss, Hartmut: Islam, Islamismus, muslimische Gegengesellschaft. Eine kritische Bestandsaufnahme. Osnabrück 2008.
Krauss, Hartmut: Der Islam als grund- und menschenrechtswidrige Weltanschauung. Ein analytischer Leitfaden. Osnabrück 2013.
Lukács, Georg: Die Zerstörung der Vernunft. Band III. Irrationalismus und Soziologie. Darmstadt und Neuwied 1974.
Tellenbach, Silvia: Die Apostasie im islamischen Recht. Homepage der Gesellschaft für Arabisches und Islamisches Recht (GAIR) e.V. (www.gair.de). Deutsche Fassung vom März 2006.
Warner, Bill: Scharia für Nicht-Muslime.
Warraq, Ibn: Warum ich kein Muslim bin. Berlin 2004.
1. Beim hier vorliegenden Text handelt es sich um ein überarbeitetes und um
ein Literaturverzeichnis ergänztes Referat, gehalten am 20. Februar 2015 auf
einer Veranstaltung der GBS Rhein-Main in Frankfurt.
2. „Dieses Unheil war ebenso schwerwiegend wie das, welches dreissig Jahre
später die Juden des Rheinlands während des Ersten Kreuzzugs befallen sollte,
doch ist es von der Wissenschaft nie sonderlich beachtet worden“ (Wistrich zit.
n. Warraq 2004, S. 316).
3. Der Einsatz von versklavten Arbeitskräften „ermöglichte den Arabern in
den eroberten Ländern, ein Privatdasein zu führen und das wirtschaftliche
Potential des fruchtbaren Halbmonds zu einem gewissen Teil auszuschöpfen“
(Goldziher zit. n. Warraq 2004, S. 283).
4. Tellenbach 2006, S. 4.
5. Abdel-Samad 2014.
6. Vgl. ausführlich Krauss 2003 und 2008.
Mina Ahadis Rede in Frankfurt am 20.02.2015
Am 27. Oktober 2012 war ich drei Tage lang in Den Haag. Dort in den
Niederlanden fand ein Tribunal gegen die Brutalität der islamischen Regierung
des Iran statt.
Das Iran-Tribunal war eine internationale symbolische Gerichtsverhandlung,
die von einigen Überlebenden der iranischen Gefängnisse und auch von
Angehörigen der Hingerichteten aufgestellt wurde. Im Den Haager Friedenspalast
(dem Gebäude des Internationalen Gerichtshofs und der Haager Akademie für
Völkerrecht) arbeiteten wir für drei Tage als richtiges Gericht mit namhaften
Richtern und Anwälten und haben dort gegen das Islamische Regime Anklage
erhoben.
Insbesondere ging es um die Massenhinrichtungen in den Achtziger Jahren,
bei denen viele Tausend Menschen umgebracht wurden. Ich war dort gemeinsam mit
Frau Maleke Mostafa Soltani, deren Bruder 1979 in meiner Wohnung mit meinem
Mann und noch fünf weiteren Personen festgenommen worden war. Alle fünf wurden
Anfang 1980 hingerichtet. Maleke hat in Den Haag nicht nur über einen Bruder,
sondern über sechs Brüder gesprochen, die das islamische Regime ebenfalls alle
hingerichtet hat. Sie war eine der Anklägerinnen und hat auch über meinen Mann
gesprochen.
https://www.youtube.com/watch?v=fQUDDbWnlnE
http://www.irantribunal.com/index.php
http://en.wikipedia.org/wiki/Iran_Tribunal
http://www.irantribunal.com/index.php
http://en.wikipedia.org/wiki/Iran_Tribunal
Seit 36 Jahren kritisiere ich das islamische Regime und kämpfe gegen
Steinigungen und sonstige Hinrichtungen. Sie ahnen sicherlich, dass ich mich
Tag für Tag mit diesen Tragödien beschäftige, aber was ich dort an diesen drei
Tagen gehört habe, war auch für mich zu viel.
Ich habe dort noch mehr über die islamische Diktatur gelernt. Wir alle im
Gebäude, mehr als 150 Personen, haben geweint und mussten gelegentlich aus dem
Saal laufen, um irgendwo in einem Winkel laut herauszuschreien, was im Iran mit
den Gefangenen geschehen war. Die dargestellten Tatsachen waren pure
Brutalität.
Dr. Shokoufeh Sakhi, die acht Jahre Gefängnis
überlebte, davon achteinhalb Monate in Einzelhaft, berichtete über den
dreimonatigen Aufenthalt in Einzelzellen, die wie Särge waren, so eng und so
dunkel. Damit sollte erreicht werden, dass die inhaftierten Frauen und Mädchen
sich besinnen und nicht länger ungläubig sind, sondern den Islam annehmen. Sie
hat von Frauen gesprochen, die mental zerbrochen sind und jetzt in der
Psychiatrie leben müssen.
Den Faschismus können wir als antidemokratische, menschenrechtswidrige und
patriarchalische Bewegung verstehen, die, sofern nicht abgestoppt, einen
totalitären Staat errichtet, der auf dem Führerprinzip basiert.
Die Phase der Eroberung der Macht ist dabei ein Prozess der
Vereinheitlichung des gesamten gesellschaftlichen und politischen Lebens: jeder
Pluralismus in Verwaltung und Gesellschaft und jeder Individualismus wird
ausgelöscht, er wird „gleichgeschaltet“, so nannten es die Nazis. Alle
Lebensbereiche werden zentral kontrolliert, es gibt kein Privatleben und auch
keine Meinungs- und Informationsfreiheit, denn die Presse wird zensiert.
Es gibt erlaubte und verbotene Kunst, Bücherverbrennungen, Arbeitsverbote
für dissidente Schriftsteller. Die Untertanen müssen sich einordnen und
gehorchen. Wer sich beispielsweise Anordnungen widersetzt oder gar die Führung
kritisiert, wird terrorisiert, verhaftet und verhört, eingesperrt oder gleich
umgebracht. Manche werden gefoltert, denn der Staat will weitere politische
Gegner und deren Pläne in Erfahrung bringen. Oft sind die durch die Aussage des
Folteropfers Belasteten unschuldig.
Auch Hitlers Nationalsozialismus mit seiner hierarchischen Machtstruktur,
seiner offen rechtsextremistischen, rassistischen, speziell antisemitischen
Ideologie war ein Teil der damals in mehreren Staaten Europas herrschenden
faschistischen Weltanschauung.
Im deutschen Faschismus prägte einerseits die Begeisterung der Masse für den Führer und seine Ideologie den Alltag, andererseits musste jeder Systemgegner oder auch nur Nonkonformist in permanenter Unsicherheit leben und Bespitzelung, Verrat und Verhaftung fürchten.
Wenn Sie mich als Frau aus einem sogenanten islamischen Land fragen, ob
Islam und Faschismus Ähnlichkeit haben? Ich sage: der Islamismus des 20. und
21. Jahrhunderts ist eine de facto faschistische Bewegung, die mit Brutalität
und Hass gegen Menschen versucht, sich durchzusetzen. Ich kann hundert
Beispiele nennen, die ich selbst erlebt oder mitbekommen habe, auch meine
Erlebnisse in Den Haag sind dafür ein Beweis.
Wir reden beim Islam über eine politisch-religiöse Bewegung, die ein sehr
ähnliches Ziel hat wie der Faschismus, die sich derselben brutalen Mittel
bedient und deren Machtanspruch und Unterdrückungsinstrumente sich in vielen
Staaten der Erde zeigen: im Iran und in Afghanistan, im Sudan und in Nigeria,
neuerdings im Irak und in Syrien sowie an vielen anderen Orten auf der Welt.
Selbst Nordamerika und Europa sind nicht verschont worden, die blutige Spur der
letzten 14 Jahre reicht von Nine Eleven bis Charlie Hebdo und ganz aktuell
Kopenhagen.
Wir reden über den auf der Scharia basierenden radikalen Islam, und wir
alle haben die dunkle Seite, die mörderische Seite dieser Bewegung gesehen, die
faschistische Seite: Geschlechterapartheid, Mord, Terror, Hinrichtung,
Erniedrigung und so weiter. Ebenso wie der Faschismus ist nach seiner
Machtergreifung auch der Islam totalitär.
Eine Trennung von Staat und Weltanschauung bzw. Staat und Recht gibt es weder im Faschismus noch im Islam.
Kommen wir zu Hamed Abdel-Samads Buch und seinen Thesen. Meine Auffassung
ist diese:
Der Islam als eine Religion ist, nicht anders als andere Staat und
Gesellschaft beherrschende Religionen, reaktionär sowie frauen- und
menschenfeindlich und tatsächlich faschistisch.
Das Christentum hat im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, genau wie es die Islamradikalen heute tun, sehr viel Elend und Brutalität verbreitet. Zur Inquisition, zur Christianisierung der Ureinwohner Südamerikas und zu Westeuropas Hexenverfolgung lassen sich Entsprechungen sowohl im Faschismus als auch im Islam finden.
Wie wir einerseits am heutigen iranischen Regime, einer theokratischen
Diktatur, und andererseits an den afghanischen Taliban, der somalischen
al-Shabaab und Nigerias Boko Haram sehen können sowie an der islamischen
Diktatur von Saudi-Arabien und der Terrormiliz Islamischer Staat, sind der
schiitische und der sunnitische Islam letztlich gleich brutal.
Mit viel Mühe ist es den Denkern der Aufklärung und ihren Anhängern
gelungen, die einem Raubtier gleichende Kirchenherrschaft zu bändigen und das
Christentum sozusagen in einen Käfig zu sperren, doch mit dem Islam hat die
Menschheit das noch nicht geschafft. Die islamische Religion und politische
Bewegung vergiesst Blut, quält die Menschen und verletzt die allgemeinen
Menschenrechte.
Ich denke, dass es als politisches Statement nur konsequent ist, den Islam
mit dem Faschismus zu vergleichen. Das kann dazu beitragen, dass die Menschen
die inhumane Seite von Religionen und eben auch vom Islam nicht länger
ausblenden. Ich muss betonen: Heutzutage wird Faschismus richtigerweise von
Millionen von Menschen als sehr negativ bewertet, aber in Bezug auf die
Religion ist das noch nicht so. Allzu bereitwillig rollt man den Vertretern des
Islam den roten Teppich aus.
Es gibt die Deutsche Islamkonferenz, islamischen Religionsunterricht,
Staatsverträge sogar mit den Vertretern des iranischen Mullahsystems, zu jeder
erdenklichen politischen Frage reicht man Herrn Mazyek oder Herrn K?z?lkaya das
Mikrophon. Überall haben die Vertreter der Religionsgemeinschaften
Mitspracherecht: im Deutschen Ethikrat, in den Rundfunkräten, in manchen
Ausschüssen der Parlamente und im Schulwesen.
Die Diktatur des islamischen Wohlverhaltens ist in unsere Städte
eingesickert. Inzwischen gibt es in Europa offizielle und inoffizielle
Schariagerichte, immer mehr Mädchen und Frauen tragen den Hidschab. In den
muslimisch dominierten Schulklassen ist unter den Schülerinnen nicht das
Problem, ob man sich verschleiert, sondern wie tief man sich verschleiert. Die
Erlaubnis zur Jungenbeschneidung wurde 2012 durch das Parlament gepeitscht, und
inzwischen gibt mit Tatjana Hörnle und Karl-Peter Ringel sogar eine Bewegung
zur deutschen Legalisierung der Mädchenbeschneidung. Imame, Religionslehrer und
grosse Brüder sorgen dafür, dass sich die Mädchen von den Ungläubigen und ihren
Verhaltensweisen fernhalten. Auch der islamische Antisemitismus ist uns in den
Attentaten von Paris und Kopenhagen vorgeführt worden.
Claudia Roth schüttelt im Iran die Hände der Vertreter des Islamischen
Regimes, auch wenn sie genau weiss, dass Mullahs, Muslimbrüder und IS viel
Gewalt verursacht haben – das ist für sie offensichtlich alles nicht so
schlimm, denn der Iran ist für sie ein islamisches Land und Brutalität ist für
sie wohl auch ein Stück Kultur! Frau Roth ist ehrenamtliches Mitglied des
Verwaltungsrates der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit sowie Schirmherrin des Behandlungszentrums für Folteropfer.
Andererseits hinkt der Vergleich von Islam und Faschismus insofern, als
dass die Religion auch dazu dient, den Menschen nach dem Tod vor dem ewigen
Höllenfeuer zu retten, während der Faschismus Macht und Diktatur nur im
Diesseits will und dem glühenden Faschisten gesellschaftliche Vorteile bietet.
Der Islam verspricht Lohn und Strafe im Diesseits und im Jenseits, an dieser
Stelle unterscheidet er sich vom Faschismus, der Auferstehung und Himmelreich
einfach nicht im Programm hat.
Während der Faschismus seine Ziele und Methoden offen und
unmissverständlich bekanntgibt, kommt der Islam, jedenfalls überall, wo er die
Regierungspolitik noch nicht alleine bestimmen kann, zuerst harmlos
seelsorgerlich daher. Aus taktischen Gründen gibt er sein totalitäres Lebenskonzept
und Gesellschaftsmodell den Ungläubigen nicht bekannt.
Religionen erklären ihre gehorsamen Glaubensanhänger als gut und alle Andersdenkenden oder Andersgläubigen sind schlecht und dürfen als Kafir, das heisst als Ungläubige, einfach getötet werden. Dafür erhält man mit dem Platz im Paradies seine Belohnung - was für eine gegenaufklärerische Weltanschauung.
Religion ist also etwas anderes als Faschismus. Angeblich sei die Religion
nur eine organisierte Spiritualität oder eine Sache zwischen dem einzelnen
Menschen und dem vermeintlichen Schöpfer. In Wirklichkeit aber will der vom
Himmel redende Klerus die ausgesprochen weltliche Machtergreifung. Der Kampf
gegen die Religion ist daher komplizierter und schwerer zu führen als der Kampf
gegen den Faschismus. Wie alle streng religiösen Menschen haben viele Muslime
Angst vor der Höllenstrafe, was ein wissenschaftlich denkender, aufgeklärter
Mensch vielleicht nur schwer nachvollziehen kann. Weder materieller Wohlstand
oder gesellschaftlicher Status noch die allgemeinen Menschenrechte können einem
wirklich streng Religiösen das Paradies ersetzen.
Gerade der Islam mit seinen halbierten Frauenrechten oder vielmehr
institutionalisierten Frauenrechtsverletzungen hat das Leben und die Rechte von
Millionen und Millionen von Frauen auch im 20. und 21. Jahrhundert brutal
unterdrückt.
Und das ist nur ein Teil jener aktuellen Probleme, welche
Multikulturalisten und Gutmenschen in Europa als Kultur und fremde, angeblich
unbedingt schützenswerte Mentalität oder Identität darzustellen versuchen.
Nein. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn sie mich fragen: der radikale
Islam ist noch schlimmer als der Faschismus.
Der radikale Islam ist seit 1400 Jahren inhuman und erniedrigt jeden Andersdenkenden und insbesondere alle Frauen.
Alle Religionen haben sehr viel dazu beigetragen, die Menschen in
Unwissenheit, Unmündigkeit und Barbarei zu halten.
Kommentare