Wird die amerikanische Präsidentschaftswahl das Ende der Welt einläuten?

Dr. Paul Craig Roberts

»Seit Monaten beobachten wir eine stetige Verstärkung von Streitkräften der USA und der NATO entlang der Grenzen zu Russland – zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Seit dem deutschen Einmarsch in Russland 1941 hat es eine solche Massierung feindlicher militärischer Streitkräfte an Russlands Grenzen nicht mehr gegeben.«



Zu diesem Schluss kommt einer der führenden amerikanischen Russlandexperten, Professor Stephen Cohen, der vor seiner Emeritierung an den renommierten amerikanischen Universitäten Princeton und New York lehrte. Und er stellt die Frage, ob die USA schlafwandeln und endlich aufwachen müssen oder ob sie durchgeknallt sind und tatsächlich einen Krieg anstreben.

Pepe Escobar rät Washington, »sich davor zu hüten, seine Wünsche verwirklichen zu wollen«, denn »Russland ist auf Krieg vorbereitet«. Weiter berichtete der unabhängige Analyst und Autor, die Denkfabrik RAND Corporation, »im Kern ein CIA-Außenposten«, habe erklärt: »Russland ist in der Lage, die NATO in lediglich 60 Stunden, möglicherweise sogar in weniger Zeit, zu überrennen.«

Im Bereich Atomwaffen und Raketensysteme ist Russland dem amerikanischen Militär- und Sicherheits-Komplex, der im Wesentlichen daran interessiert ist, seine Gewinne mithilfe von Kostenüberschreitungen in die Höhe zu treiben, vier Generationen voraus. Die amerikanischen Waffensysteme sind einfach deklassiert.

Dennoch ist die russische Militärführung über die maßvolle Zurückhaltung der Antwort der russischen Regierung auf die Aggressionen Washingtons besorgt. Die Generäle machen dafür die »atlantischen Integrationisten« verantwortlich, die unbedingt Teil der westlichen Allianz werden wollten und die Regierung Putin unterwandert hätten.

Diese Fraktion soll sich insbesondere um die Person des Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew gruppiert haben und vertritt die Auffassung, Russland sollte Washington gegenüber Zugeständnisse machen, um als Teil des Westens akzeptiert zu werden.

Die unfähige russische Zentralbank und neoliberale Ökonomen gehören ebenfalls dieser Fraktion an. Deren Ziel es ist, ungeachtet der Folgen für die russische Unabhängigkeit vom Empire Washingtons Teil des Westens zu werden.

Stephen Cohen und der frühere britische Geheimdienstmitarbeiter Alastair Crooke haben fast als einzige im Westen erkannt, dass die russische Militärführung und der überwiegende Teil der Regierung Druck auf Präsident Putin ausüben, diejenigen in der Regierung kaltzustellen, die bereit sind, die Unabhängigkeit Russlands einzuschränken, um von Washington akzeptiert zu werden.

Ich teile diese Auffassung seit geraumer Zeit. Es ist unmöglich, auf eine äußere Bedrohung angemessen zu reagieren, wenn die bedrohte Regierung mit unzuverlässigen Elementen durchsetzt ist.

Sollte sich Putin gezwungen sehen, diese heimlichen Agenten Washingtons aus seiner Regierung zu entfernen, was er tun muss, um Washingtons Putschversuche zu vereiteln, darf er nicht zulassen, dass diese Leute Russland verlassen. Wenn ihnen die Flucht gelänge, würden sie irgendwann in Washington auftauchen und dann möglicherweise von Washington als »russische Exilregierung« präsentiert und benutzt werden. Wenn Putin sie nicht wegen Hochverrat vor Gericht stellen will, dann wäre eine Art Hausarrest durchaus eine Lösung.

Alastair Crooke schreibt, Washington leiste sich eine schwere Fehleinschätzung, wenn es eine unipolare Vorherrschaft anstrebe und damit Putin in das Lager der Nationalisten zwinge, denen russische Souveränität mehr bedeute, als vom Westen akzeptiert zu werden. Mit seinen Bemühungen, Russland unter Einsatz der NATO durch Verstärkung der militärischen Präsenz an den Land- und Seegrenzen Russlands in die Enge zu treiben, nötigt Washington Russland, seine bisherige maßvolle Antwort auf Washingtons aggressives Vorgehen aufzugeben.

Ungeachtet der militärischen Überlegenheit Russlands gegenüber dem Westen, wie sie Escobar beschreibt, wird die russische Unabhängigkeit von zwei Seiten in die Zange genommen: Zum einen sind die amerikanischen Neokonservativen immer noch fest entschlossen, Russland in die Knie zu zwingen, und zum anderen gibt es eine einflussreiche Gruppe in der russischen Regierung, die eher dem Westen als Russland zugewandt ist.

Sollte Donald Trump der nächste amerikanische Präsident werden, besteht zumindest eine Chance, dass die Neokonservativen ihren beherrschenden Einfluss auf die amerikanische Außen- und Militärpolitik verlieren. Sollte es dazu kommen, würden die russischen Nationalisten vermutlich ihren Druck auf Putin verringern, die atlantischen Integrationisten aus der Regierung zu entfernen.

Sollte Hillary Clinton zur Präsidentin gewählt werden, würde sich die neokonservative Bedrohung gegenüber Russland verschärfen. Die atlantischen Integrationisten würden aus der russischen Regierung entfernt, und Russland würde seine Kriegsvorbereitungen ausweiten.

Erinnern wir uns daran, zu welchen Leistungen auch ein unvorbereitetes Russland im Kampf gegen die deutsche Wehrmacht, die damals als die stärkste Armee weltweit galt, in der Lage war. Und stellen wir uns dann einmal vor, wie ein vorbereitetes Russland mit der durchgeknallten Hillary Clinton und den unfähigen Neokonservativen umgehen würde.

Ich habe es schon oft in aller Deutlichkeit gesagt: Russland zu einem Krieg zu zwingen, bedeutet den Untergang der USA und Europas, und angesichts der Zerstörungskraft der Atomwaffen könnte dies sogar mit einiger Wahrscheinlichkeit das Ende allen Lebens auf der Erde bedeuten.

Die wichtigsten Ursachen dieser bedrohlichen Gefahr sind die Arroganz, die Selbstüberschätzung und die völlige Dummheit der amerikanischen Neokonservativen, die aus dem Hintergrund aus einflussreichen Machtpositionen heraus agieren, und des Präsidentschaftswahlkampfs Hillary Clintons. Ein weiterer, nachgeordneter Grund ist der Vasallenstatus Europas, der verhindert, dass Europa eine eigenständige, sensible Außenpolitik betreiben kann, und Europa dazu zwingt, der Aggression Washingtons Vorschub zu leisten.

Dies alles bedeutet: Unabhängig davon, was Sie von Donald Trump halten, wenn Sie Hillary Clinton wählen, stimmen Sie mit Sicherheit für das Ende der Welt.

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