Tod nach dem Freitagsgebet: Details zum Taliban-Angriff auf Militärbasis im Norden Afghanistans

Tod nach dem Freitagsgebet: Details zum Taliban-Angriff auf Militärbasis im Norden Afghanistans
Ein verletzter Polizist nach einer Attacke in der Provinz Kunduz, 27. Oktober 2014.
Sie tarnten sich mit Militäruniformen und attackierten einen Armeestützpunkt in dem relativ sicheren Norden Afghanistans. Der Angriff erfolgte nur wenige Kilometer von Masar-i-Scharif entfernt, wo die Bundeswehr ihr großtes Feldlager außerhalb Deutschlands hat. 
 
Radikalislamische Talibankämpfer haben einen Armeestützpunkt im Norden Afghanistans gestürmt und mindestens 50 Soldaten getötet. Mindestens 76 weitere wurden verletzt, wie Armeesprecher Wetnaam Schinwari berichtete. Die etwa zehn Angreifer hatten sich als Soldaten verkleidet, wie er sagte. Alle Extremisten bis auf einen, der festgenommen wurde, seien nach stundenlangen Feuergefechten erschossen worden.

Kabul mit der international anerkannten Regierung als Rumpfstaat, um den herum sich unaufhaltsam der Wiederaufstieg der Taliban vollzieht? Die Entwicklungen der letzten Wochen verstärken diesen Eindruck. Defätistische Töne der Regierung Obama sollen die Gotteskrieger zusätzlich ermuntert haben.

Die Militärbasis in der Provinz Balch liegt in der Nähe der Provinzhauptstadt Masar-i-Scharif. Erst am Abend war sie wieder unter Kontrolle der Regierungstruppen.

Schinwari sagte, die Verkleidung der Angreifer mit Uniformen hätten es erschwert, sie von den anderen Soldaten zu unterscheiden. Deshalb habe das Feuergefecht so lange gedauert. Die Zahl der Toten könne sich noch erhöhen, da Sicherheitskräfte das Gelände noch absuchten, sagte er weiter. Ein Abgeordneter im Regionalparlament, Sabihullah Kakar, berichtete von 66 Todesopfern.

Die Taliban waren seinen Worten zufolge mit drei Militärfahrzeugen vorgefahren und hatten am Eingangstor eine Rakete gezündet, um sich Zugang zu verschaffen. Ihr erstes Ziel sei eine Moschee gewesen, in der sich Militärangehörige zum Freitagsgebet versammelt hätten.

Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid teilte auf Twitter mit, mehr als 100 Soldaten seien getötet worden. Die Taliban geben aber meist überhöhte Opferzahlen an.


Balch gehört zu den eher sicheren Provinzen Afghanistans. Dort ist die Kommandozentrale für den gesamten Norden des Landes. Die Bundeswehr hatte im Rahmen der Nato-Mission in Masar-i-Scharif ihr Feldlager Camp Marmal. Seitdem die Nato den Kampf gegen die Taliban der einheimischen Armee überlassen hat, sind die internationalen Truppen nur noch zur Beratung und Ausbildung da. Von einst mehr als 5000 deutschen Soldaten sind nur noch rund 950 übrig, die meisten davon in Masar-i-Scharif.

Der Angriff vom Freitag war der zweite dieser Art auf eine Militäreinrichtung in den zurückliegenden Monaten. Für die erste Attacke auf ein Militärkrankenhaus in Kabul Anfang März hatte sich die Terrormiliz Islamischer Staat verantwortlich erklärt. Damals kamen 49 Menschen ums Leben, 76 wurden verletzt.

Kommentare