Confed Cup 2017 in Russland und die deutschen Medien: Hauptsache schlechtreden

Confed Cup 2017 in Russland und die deutschen Medien: Hauptsache schlechtreden
Der FIFA-Konföderationen-Pokal, umgangssprachlich Confed-Cup (nach engl. FIFA Confederations Cup), ist ein interkontinentales Turnier für Fußballnationalmannschaften.
Natürlich darf man der russischen Föderation kein erfolgreiches Fußballfest gönnen. Wo kämen wir denn da hin? Demzufolge greifen die deutschen Leitmedien nach jedem Strohhalm, der das Zeug für Negativberichterstattung hat. Das kann noch heiter werden. 
 
Wenn es nicht die bösen russischen Hooligans sind oder angeblichen Sklavenarbeiter aus Nordkorea, die unter unmenschlichen Bedingungen in Russland Stadien bauen müssen, dann kommen eben Rassismus oder Doping ins Spiel. Hilft selbst das nicht, soll die dichter am Geschehen angesiedelte Kameraführung nicht etwa dazu da sein, den Zuschauer die Spiele besser verfolgen zu lassen, sondern nur, um die zu leeren Ränge zu kaschieren.

Einige deutsche Leitmeiden lassen nichts unversucht, um den diesjährigen FIFA-Konföderations-Pokal in Russland in ein schlechtes Licht zu rücken. Die BILD führt dazu gar ein Interview mit einem ehemaligen Hooligan, der "sich jahrelang für Dynamo Moskau prügelte". Auch das Flaggschiff der Axel-Springer-Gruppe in Sachen Qualitätsjournalismus darf da natürlich nicht fehlen: Schon am 30. März 2017 sprach "Die Welt" von "nordkoreanischen Sklaven", die in Russland schuften müssten.

Durchgreifen gegen Hooligans
Die Pressesprecherin des russischen Außenministeriums Marija Sacharowa rief die internationale Gemeinde im Zusammenhang mit den vermeintlichen Sklaven dazu auf, auf derartige Falschmeldungen nicht zu reagieren. In Russland gebe es zuständige Stellen, die die Wahrung der Rechte der Arbeitsmigranten kontrollierten.
Schreibt keinen Quatsch!",
sagte Sacharowa in einer Stellungnahme. Auch was die "Bedrohung durch Hooligans" betrifft, gab es eine Stellungnahme des russischen Vize-Premiers Witali Mutko. Nach den Ausschreitungen bei der EM-2016 in Marseille habe Russland Maßnahmen gegen seine Hooligans getroffen. Diese reichen von Geldstrafen über Haft bis zum Stadionverbot, so Mutko in einem Interview mit Spiegel Online.
Zugleich warnte er, dem Fußball "alles in die Schuhe zu schieben, was außerhalb des Spielfelds passiert". Russland sei eines der sichersten Länder der Welt.
Die Versuche, aus Russland ein gefährliches Land zu machen, uns schlechtzureden, kennen wir schon, das haben wir auch in Sotschi vor den Olympischen Spielen gesehen. Und was war? Alle waren zufrieden.
Mehr lesen: Aus für Confed-Cup: Turnier in Russland wird das letzte sein
Auch zum Thema Doping äußerte sich Mutko. Die Doping-Vorwürfe gegen Russland seien aus der Luft gegriffen. "Ich kann nicht verstehen, warum Sie den russischen Sport so schlechtmachen wollen", sagte er zur Spiegel-Journalistin Christina Hebel.
Immer wieder wird versucht, Russland anzuschwärzen.
Dabei räumte der Politiker auch durchaus ein, dass das russische System Fehler hatte.
Wir haben darauf reagiert, die russische Anti-Doping-Agentur Rusada nach den Vorgaben der Wada und des IOC umgebaut. Wir investieren Milliarden in die Entwicklung des Sports, wir brauchen keine Scheinsiege mithilfe von Doping, schon gar nicht im Fußball,
so Mutko. Als nächstes folgt nun die Thematisierung von "Rassismus in russischen Stadien" durch die deutschen Medien. Den deutschen Verteidiger Antonio Rüdiger, der beim AS Rom unter Vertrag steht, befragten Journalisten während eines Pressekonferenz des DFB zweimal zum Thema Rassismus.

"Herr Rüdiger, sagen Sie doch mal 'russischer Rassismus'..."
Rüdiger hatte mehrfach den Rassismus in den italienischen Stadien kritisiert. Die beiden Fragen der Journalisten zielten jedoch darauf ab, russische Fans als Rassisten abzustempeln:
Toni, Sie haben sich in der Sport-Bild kürzlich sehr offen zum Thema Rassismus in ihrer Wahlheimat Italien geäußert und ein Handeln der FIFA gefordert dort. Sehen Sie hier denn in Russland jetzt ähnliche Probleme und haben einen ähnlichen Appell? Es gibt ja auch in einigen Stadien hier das Problem. (Marco Mader, Sport-Informations-Dienst)
Und dann der zweite Versuch:
An Antonio Rüdiger noch einmal eine Nachfrage in der Rassismus-Geschichte: Die FIFA behält sich ja hier beim Confederations-Cup vor, ein Spiel bei rassistischen Ausuferungen eventuell abzubrechen. Finden Sie, das ist eine gute, angemessene Maßnahme oder was könnte man hier überhaupt machen, um in den Kampf gegen Rassismus einzutreten von Verbandsseite aus? (Günther Klein, Sportreporter beim Merkur)
Rüdiger reagierte gelassen auf beide Fragen und begrüßte die Überlegungen der FIFA, Spiele gegebenenfalls abzubrechen, sollte es zu rassistischen Beleidigungen kommen. Rüdiger sagte:
Der Schiri sollte den Stadionsprecher drauf ansprechen, dass das passiert und dann denke ich, ist eine Verwarnung angemessen. Wenn es immer noch nicht eingehalten wird, dann fände ich's gut, wenn's abgebrochen wird.
Es hat bis jetzt aber keine Fälle von Rassismus während des Confed Cups in Russland gegeben. Natürlich ist Rassismus im Fußball jedoch ein Thema. Dieses Problem hat Russland allerdings nicht exklusiv. Eine kleine Auflistung bei Wikipedia gibt einen guten Einblick dazu. Rassismus im Fußball ist ein internationales Problem, das gemeinsam bekämpft gehört. Doch in der Heute-Sendung des ZDF um 19 Uhr nach der Pressekonferenz des DFB tat man alles, um ihn zu einem russischen Problem zu machen. Der kurze Beitrag zu der Nationalmannschaft wurde folgendermaßen eingeleitet:
Sie [die Spieler der Nationalmannschaft] konzentrieren sich vor allem auf den Sport, ohne jedoch den Blick auf die Probleme in den Stadien zu vernachlässigen. Bei rassistischen Beleidigungen denkt die FIFA beim Confed-Cup im Extremfall über einen Spielabbruch nach.
Die Deutsche Welle wäre lieber an der Copacabana
Die Frage mag erlaubt sein, von welchen Problemen da die Rede ist. Wie gesagt: Es gab bis jetzt keine rassistischen Beleidigungen während des Turniers. Zudem haben sich nicht die Spieler dieses Themas angenommen, sondern die Journalisten. Demzufolge ist die Formulierung "Sie [die Spieler der Nationalmannschaft] konzentrieren sich vor allem auf den Sport, ohne jedoch den Blick auf die Probleme in den Stadien zu vernachlässigen" komplett hanebüchen und eine Verdrehung der Tatsachen.

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Auch die Deutsche Welle scheint nicht sehr begeistert davon zu sein, dass der Confed Cup dieses Jahr in Russland stattfindet. Zumindest lassen diese Tweets keine andere Schlussfolgerung zu:

Das Turnier geht noch bis zum 2. Juli. Viel Zeit für die verehrten Kolleginnen und Kollegen, um weiter nach dem Haar in der Suppe zu suchen. Ein versalzener Borschtsch, der Abwehrschwächen begünstigt, ein zu weit vom Stadioneingang entfernter Parkplatz für den Teambus - es gibt noch viel zu entdecken.

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