Saddam, Bush und Medienkampagnen: Vor 15 Jahren begann der Irakkrieg

Saddam, Bush und Medienkampagnen: Vor 15 Jahren begann der Irakkrieg
Verschwörung zu einem illegalen Angriffskrieg: Großbritanniens Außenminister Jack Straw, der britische Botschafter bei den UN, Jeremy Greenstock, und US-Außenminister Colin Powell beraten sich am 7. März 2003 in der UNO.
Am 20. März 2003 begann der Irakkrieg. Der völkerrechtswidrige Angriff wurde mit massiven Bombardierungen eingeleitet, Präsident Saddam Hussein wurde drei Jahre später hingerichtet. Vorbereitet wurde der Krieg mit einer intensiven Desinformations-Kampagne. 
 
Vor 15 Jahren, am 20. März 2003, begann der Irakkrieg. Der auf keinerlei erkennbarer völkerrechtlicher Grundlage erfolgende Angriff auf das Land im Nahen Osten wurde mit einer massiven Bombardierung der Hauptstadt Bagdad eingeleitet, wenig später konnte die "Koalition der Willigen" die Metropole einnehmen. Sie konnte den irakischen Präsidenten Saddam Hussein stürzen, drei Jahre später wurde dieser hingerichtet.

Vorangegangen war der Invasion eine intensive Desinformations-Kampagne, im Zuge derer westliche Politiker und Medien dem Irak den Besitz von "Massenvernichtungswaffen" vorwarfen. Wie man heute weiß, gab es für diesen offiziellen Kriegsgrund keine faktische Grundlage, die Vorwürfe wurden auch schon vor dem Krieg massiv angezweifelt - etwa vom britischen Waffenexperten David Kelly: Der war die Quelle eines Berichts des britischen Senders BBC, welcher der Regierung vorwarf, die Angaben über die "Massenvernichtungswaffen" des Irak "aufgebauscht" zu haben. Kurz darauf wurde Kelly tot aufgefunden, offiziell heißt es, er habe Suizid begangen.

Die UNO hatte den Irak auf Druck der USA bereits seit dem Golfkrieg von 1991 mit harschen Sanktionen unter Druck zu setzen versucht. Während jedoch das politische System Iraks von diesen von zahlreichen Beobachtern als unmenschlich bezeichneten Maßnahmen weitgehend unberührt blieb, trafen sie die Bevölkerung mit voller Wucht. 1996 wurde die Ex-US-Außenministerin Madeleine Albright von einer Journalistin gefragt, ob die Sanktionen "den Preis wert gewesen" seien. Der "Preis", den sie meinte, sind die laut Menschenrechts-Initiativen 500.000 wegen der Sanktionen gestorbenen irakischen Kinder. Albright musste nicht lange überlegen: "Es ist diesen Preis wert."

Auch Deutschland war heimlich dabei

Der ehemalige irakische Präsident Saddam Hussein vor Gericht in Bagdad.

Der Sicherheitsrat der UNO hatte sich im Vorfeld  quergestellt: Russland, Frankreich, China und das nichtständige Ratsmitglied Deutschland lehnten den Irakkrieg in dem Gremium ab, forderten die Fortsetzung der Inspektionen und verweigerten eine "robuste" UN-Resolution. Um die viel zitierte "internationale Gemeinschaft" dennoch wenigstens zu simulieren, mussten die USA und Großbritannien daraufhin eine "Koalition der Willigen" formen, an der auch so wichtige Militärmächte wie Fidschi, Mikronesien oder Tonga teilnahmen. Deutschland wird trotz seines versteckten Kriegs-Beitrags von den USA offiziell nicht zur Koalition gezählt.

Moralisch ein Verbrechen, militärisch ein Desaster

Der Irakkrieg gilt heute nicht nur als illegal und als massives Kriegsverbrechen, dem neben etwa 4.500 US-Soldaten laut dem Londoner Meinungsforschungsinstitut Opinion Research Business allein zwischen 2003 und 2007 über eine Million Iraker zum Opfer gefallen sind. Zudem war (und ist) der Krieg ein militärisches Desaster, ein "Sieg" konnte nicht errungen werden und seit dem Einmarsch ist der Irak ein gescheiterter Staat, der nicht zur Ruhe kommt - auch, weil die USA nach der Invasion gezielt die staatlichen, militärischen und gesellschaftlichen Strukturen des Landes zerstört hatten, was die Entstehung von Terrormilizen wie dem IS möglich machte und förderte.

So kann man auch die Schlacht um die nordirakische Stadt Mossul im Jahr 2017, während der die IS-Besatzer vertrieben wurden, als Spätfolge der Invasion von 2003 beschreiben. Die Kosten für den "Iraqi Freedom" genannten Feldzug sind allein für die USA horrend: Der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Joseph Stiglitz beziffert die "wahren Kosten" des Irakkriegs bis 2008 auf drei Billionen US-Dollar.

Am 1. Mai 2003 hatte der damalige US-Präsident George W. Bush bereits das siegreiche Ende des Kriegs verkündet – eine Feststellung, die aus heutiger Sicht, aber auch schon nach damaliger Wahrnehmung, als zynische Form der Realitätsverweigerung zu gelten hat.

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