Wer ist Allah?



Wer ist Allah?

Von Rick Brown (Biblelehrer mit jahrzehntelanger Erfahrung in der islamischen Welt)

Das Aufkommen des islamischen Terrorismus hat Menschen in der ganzen Welt entsetzt. Viele Christen haben ihre Verärgerung nicht nur gegen militante Islamisten, sondern gegen Muslime im Allgemeinen und den Islam im Besonderen gerichtet. (Die meisten Muslime hingegen richten ihre Wut sinnvollerweise gegen die islamischen Terroristen selbst und nicht gegen die ganze islamische Gemeinde.) Ein Grossteil der Verärgerung im Westen hat sich dadurch geäussert, dass man den Islam
dämonisiert hat. Das geht so weit, dass den Muslimen vorgeworfen wird, sie würden einen Dämon anbeten. Ein wesentlicher Teil dieses Angriffs besteht in der Behauptung, dass sich der Name Allah auf einen Dämon bezieht bzw. zumindest auf eine heidnische Gottheit, insbesondere den so genannten „Mondgott“. Solche Behauptungen sind häufig von Gelehrten aufgestellt worden, die in ihren eigenen
Fachgebieten einen guten Ruf haben, die sich aber mit der arabischen Sprache und der Geschichte des Nahen Ostens wenig auskennen. Das Reich Gottes wird aber nie durch Unwahrheit vorangebracht werden. Deshalb gilt es, den Sachverhalt genauer zu betrachten.


Mondgott?

Diejenigen, die Allah als heidnische Gottheit darstellen, besonders als den Mondgott, stützen ihre Behauptungen auf der Tatsache, dass die Spitzen vieler Moscheen mit dem Symbol einer Sichel geschmückt sind und dass die Sichel häufig als das Symbol des Islams verwendet wird. In Wirklichkeit ist es so, dass vor dem Aufkommen des Islam zahlreiche ‚Gottheiten’ und Götzen im Nahen Osten angebetet wurden. Der Name des Mondgottes war allerdings nicht Allah sondern Sîn. Zudem war diese Gottheit im Gebiet von Arabien, der Wiege des Islams, nicht besonders beliebt. Der in Mekka am meisten angebetete Götze hiess Hubal. Es gibt keinen Beweis, dass es sich bei diesem um einen Mondgott handelte. Es wird manchmal behauptet, dass ein Tempel in Hazor in Palästina existiert, der dem Mondgott geweiht ist. Diese Behauptung basiert auf einer Darstellung eines Schmuckstücks in Form einer Sichel. Es ist allerdings nicht klar, ob das Schmuckstück wirklich einen Mondgott darstellt. Zudem handelt es sich nicht um eine arabische religiöse Stätte, sondern um eine
historische kanaanitische Stätte, die um ca. 1250 vor Christus von Josua zerstört wurde. Es gibt auch einen alten Tempel in den Ruinen des Königreiches von Saba in Jemen. Bei diesem Tempel sind auch Inschriften entdeckt worden, die dem Schutzgott des Reiches Almaqah gewidmet sind. Es ist behauptet worden, dass Almaqah ein Mondgott sei, aber hierfür gibt es keinen eindeutigen Beweis und die meisten Gelehrten halten Almaqah heute für einen Sonnengott.1 Angesichts der Tatsache, dass die alten Araber Hunderte von Götzen anbeteten, war sicherlich der Mondgott Sîn dabei. Sogar die Hebräer neigten dazu, die Sonne, den Mond und die Sterne2 anzubeten. Es existieren jedoch keine klaren Hinweise dafür, dass die Mondanbetung bei den Arabern besonders ausgeprägt gewesen wäre, noch dass die Sichel als Symbol eines Mondgottes galt. Allah war mit Sicherheit nicht der Name
eines solchen Gottes.

Es fragt sich also, woher das Sichelsymbol stammt, wenn es keinen arabischen Mondgott darstellt? Die Sichel war ein Symbol, das im alten Konstantinopel (heute Istanbul) oft verwendet wurde. Sie war auf der Fahne des byzantinischen Reiches zu sehen, das sich christlich nannte. Etliche der alten türkischen Stämme haben ein sichelähnliches Symbol benützt, obwohl es möglich ist, dass es von den Hörnern eines Stieres und nicht vom Mond hergeleitet ist. Als die Türken dann Konstantinopel und den Rest des Nahen Ostens eroberten, behielten sie das byzantinische Reichssymbol bei. Tatsächlich haben sie überall im Reich Sichelsymbole zur Demonstration ihrer imperialistischen Macht auf den Dächern öffentlicher Gebäude angebracht. Die Sichel war ebenfalls auf den Fahnen ihrer Vassallenstaaten zu sehen - sogar noch, nachdem diese unabhängig geworden waren. Als dann die
Sichel nicht mehr die türkische imperiale Herrschaft in ihren ehemaligen Kolonien repräsentierte, wurde sie als Symbol des Islams uminterpretiert, was auch ihrer heutigen Bedeutung entspricht. 3 Somit stellen wir fest, dass die Sichel nicht ausgehend von einer angeblich uralten arabischen Mondreligion durch den Islam weitergegeben wurde. Sie ist vielmehr ein Symbol, das von den osmanischen Türken aus politischen Gründen aufgezwungen wurde.


Ursprung des Namens „Allah“

Woher stammt also der Name Allah? Für jemanden, der mit der aramäischen Sprache und ihrer Geschichte im Nahen Osten vertraut ist, scheint es offensichtlich, dass der Name Allâh eine Anpassung des aramäischen Namens für Gott Alâh bzw. Alâhâ darstellt. Vor der Zeit des Islams und auch noch einige Zeit danach war aramäisch die Hauptsprache der Juden und der Christen im Nahen Osten (mit Ausnahme von Ägypten, wo Varianten der koptischen Sprache gesprochen wurden). Viele aramäische Wörter wurden auch ins Arabische aufgenommen. Der Standardausdruck für Gott auf Aramäisch war Alâh(â). Das ist der Ausdruck, den Jesus vermutlich verwendet hat. Es ist der Ausdruck für Gott in den Büchern Esra und Daniel, in den jüdischen Übersetzungen der Bibel (den Targumen), im Talmud und in der syrischen-aramäischen Bibel, die von vielen Christen im Nahen Osten verwendet wird. Diese aramäisch sprechenden Juden und Christen lebten überall im Nahen Osten, wo es auch zahlreiche arabisch sprechende Juden und Christen gab. Es darf daran erinnert werden, dass an Pfingsten Araber gegenwärtig waren (Apg. 2,11), und dass Paulus vor dem Beginn seines Dienstes unter den Syrern und Griechen nach Arabien ging (Gal. 1,17). Arabische Bischöfe nahmen am Konzil von Nicäa teil und es gibt archäologische Überreste von vorislamischen Kirchen im Jemen, im südlichen Arabien (Najran), entlang des Persischen Golfes und in Jordanien. Archäologen haben Inschriften in Friedhöfen gefunden, die mit diesen Kirchen in Zusammenhang stehen. Die Eigennamen, die in diesen Inschriften enthalten sind, sind häufig Zusammensetzungen mit dem Begriff Allah (wie z.B. ’Abd Allah, Diener Gottes). Man kann also ganz klar erkennen, dass Allah ein Name war, den die Christen für ‚Gott’ verwendeten.

Leider gab es zu dieser Zeit noch keine arabische Übersetzung der Bibel, so dass diese vorislamischen Christen zwar arabisch gesprochen haben, ihre Schriften waren jedoch aramäisch. Eine Folge davon war, dass sie zahlreiche aramäischen Wörter und Begriffe ins Arabische eingeführt haben. Diese haben sie dann im Laufe der Zeit umgewandelt, damit sie dem Klangmuster des Arabischen entsprachen. Es scheint wahrscheinlich, dass auf diese Weise das aramäische Wort für Gott ins Arabische übernommen wurde.5 Besonders auffällig in dieser Hinsicht ist die Tatsache, dass Allâh im Arabischen so ausgesprochen wird wie auf aramäisch, nämlich mit der Betonung auf der zweiten Silbe, auch wenn diese Aussprache im Arabischen unüblich ist.6 Muslimische Gelehrte geben allerdings nicht zu, dass das Arabische des Korans Lehnwörter enthält und sie geben an, dass der Name ‚Allah’ vermutlich aus dem Begriff al’ilah stammt, mit Bedeutung „der Gott“. Nebenbei gesagt, ist das Wort ’ilah mit den biblischen/hebräischen Wörtern ’eloh und ’elohim (Bedeutung „Gott“) verwandt, ebenso wie mit dem biblischen/aramäischen Wort ’elâh. Egal wie die Abstammung also ist, das Wort ist mit den biblischen Begriffen für Gott verwandt.


Jüdischer und Christlicher Gebrauch von „Allah“

Ungeachtet der Art und Weise, wie der Begriff Allah in die arabische Sprache hineingekommen ist, wissen wir aus alten Inschriften, dass arabisch sprechende Christen das Wort Allah schon vor dem Islam verwendet haben. Dies geht aus Inschriften auf Grabmälern sowie einer vorislamischen Inschrift in den Ruinen einer Kirche bei Umm al-Jimal, Jordanien hervor.7 Der Prophet des Islams behauptete,
eine Fortsetzung der Botschaft der jüdischen Propheten und des Messias Jesus zu predigen. Deswegen war es nur folgerichtig, dass er dieselben Namen verwenden würde wie die arabisch sprechenden Juden und Christen. Einige Aussagen im Koran geben eine Situation wieder, in dem Christen den Begriff Allah verwenden, z.B. wenn Christen verkünden, dass Jesus Allah sei. Diese Behauptung wird im Koran zurückgewiesen. Es wird gesagt: „Eine Gotteslästerung wahrlich ist es, wenn einige sagen, Allah sei Christus, der Sohn Marias.“ (Sure 5,17). Der direkt anschliessende Vers im Koran verurteilt die Juden und die Christen, weil sie behaupten „Söhne Allahs“ zu sein. (Sure 5,18). Der Begriff Allah scheint also unter Juden und Christen allgemein verwendet worden zu sein.
Auch heute ist Allah der arabische Name für Gott, der gewöhnlich von Juden und Christen verwendet wird. Die jüdisch-arabische Standardübersetzung der Tora stammt von dem jüdischen Gelehrten Saadia Gaon (vor 1000 n. Chr.) und wird von Juden im Nahen Osten bis heute verwendet. Bis zu der Zeit, als amerikanische Missionare eine arabische Version der King James Bibel im späten 19. Jahrhundert verbreiteten, wurde sie auch von Christen benutzt. Es gab auch andere jüdisch-arabische
Übersetzungen, z.B. eine von den Karaten, die zur gleichen Zeit wie die von Saadia erstellt wurde. Alle diese jüdischen Übersetzungen setzen Allah als Name Gottes ein und benützen diesen Namen, um sowohl Elohim als auch YHWH zu übersetzen. Zudem gibt es eine Fülle von alten christlich-arabischen Übersetzungen der Schrift, angefangen im siebten Jahrhundert bis zum jetzigen Zeitpunkt. Sie verwenden ohne Ausnahme Allah.8 Also ist für arabisch Sprechende der Name des Gottes der Bibel Allah und arabische Christen reagieren verstört oder amüsiert, wenn Westler ihnen „erklären“, dass sie den Namen Allah nicht verwenden sollten. Millionen Muslime sind zum Glauben an Jesus Christus gekommen und haben keine Notwendigkeit gesehen, in Bezug auf Gott den Namen Allah nicht mehr zu verwenden, einen Gott, den sie als „den Schöpfer“, „den Herrn“, „den Gott Abrahams“, „den Gott Moses“ usw. bezeichnen. Wenn sie vor der Bekehrung Allah, benützt haben, dann werden sie das auch weiterhin tun, nachdem sie Jünger Jesu geworden sind.


Die Bedeutung „Allahs“

Nehmen wir einfach einmal an, dass die alten Araber tatsächlich den Mond anbeteten. Dies würde keinen Einfluss auf den Namen Allah haben, denn es gibt keine Inschrift, die Allah als einen Mondgott oder eine heidnische Gottheit darstellt. Dies steht im Gegensatz zu den Gottesbegriffen in den Sprachen Hebräisch, Griechisch, Latein und Englisch. All jene Begriffe sind von Wörtern abgeleitet, die von Heiden für heidnische Gottheiten verwendet wurden. So ist der Name Allah freier von
heidnischen Wurzeln als diese anderen Namen es sind! Falls wir trotzdem annehmen wollen, dass die alten Araber irgendeine heidnische Gottheit mit Namen Allah angebetet haben, sei es den Mond oder irgendetwas anderes, hätte dies weder Einfluss auf die moderne Verwendung des Begriffs noch auf die Verwendung im Koran. Die Bedeutung eines Wortes hängt davon ab, wie man es allgemein anwendet und nicht wie es in der Vergangenheit angewendet wurde. Zum Beispiel benennen englisch- bzw. deutschsprachige Menschen die Wochentage, ohne daran zu denken, dass sie angelsächsische Gottheiten ehren, nach denen die Tage ursprünglich benannt wurden. Früher haben die Quäker aus religiösen Gründen genau deswegen diese Namen gemieden. Die meisten Christen benützen Wörter wie Enthusiasmus, ohne dabei an geistliche Besessenheit zu denken. Der Begriff wird aber von einigen Christen (Holiness Bewegung) vermieden, da er ursprünglich diese Bedeutung hatte. Man könnte die Liste beliebig fortsetzen. Die Bedeutungen eines Wortes sind von deren Gebrauch in der Gesellschaft abhängig. Wenn Muslime sich auf Allah berufen und damit den einzigen und alleinigen Gott, den Schöpfer des Universums, der alles am Leben hält, der Geber aller Segnungen, der Auftraggeber aller Propheten und aller heiligen Schrift meinen, dann ist das die Bedeutung des
Begriffs für sie und eben kein Mondgott. Allah ist Gott.

Eine lexikologische Bedeutung hat mindestens zwei Komponenten, die sich ‚Sinn’ und ‚Denotation (Kontext- und situationsunabhängige Grundbedeutung)’ nennen. Die Denotation ist die Gruppe von Begriffen, die gewöhnlich durch dieses Wort abgedeckt wird. Der Sinn ist eine Reihe von Eigenschaften, die diesem Begriff typischerweise zugeordnet werden, wenn er durch dieses Wort beschrieben wird. Zum Beispiel denotiert das deutsche Wort ‚Hund’ den Begriffssatz ‚Hund’ und drückt gleichzeitig eine Reihe von Begrifflichkeiten aus, die für Hunde typisch sind. Jemand mag die denotive Bedeutung eines Wortes verwenden, um auf einen bestimmten Begriff zu schliessen wie z.B. „Schau mal diesen Hund an, der im Wasser schwimmt“ oder er könnte die beschreibende Kraft eines Wortes verwenden, seinen Sinn, um eine bestimmte Begrifflichkeit zu beschreiben, wie bei „das ist kein Hund, sondern eine Ratte“. Die meisten Wörter haben sogar mehrere Sinne und Denotationen,
welche durch ihre Bereiche und ihren Verwendungskontext abgegrenzt sind.



Unterschiedliche Vorstellungen von Gott

Der Sinn eines Wortes ist die gewöhnliche Vorstellungen der Begrifflichkeiten, die es denotiert. Sie ist die Vorstellung, die hervorgehoben wird, wenn das Wort mit diesem Sinn verwendet wird. In Wirklichkeit aber teilen die Menschen nicht immer die gleiche Vorstellung einer bestimmten Sache. Diese Vorstellungen können unterschiedlich sein auch wenn die gleichen Worte verwendet werden. Beispielweise glauben manche Menschen noch, dass der Mond eine Scheibe am Himmel ist, oder dass er von sich aus Licht ausstrahlt, anstatt dass es sich um ein grosse Kugel handelt, die das Licht der Sonne reflektiert. Ihre Vorstellung vom Mond ist anders, aber wenn sie vom Mond sprechen, meinen sie den gleichen Gegenstand am Himmel, den ich „Mond“ nenne, auch wenn ihre Vorstellung davon eine andere ist. So ist es auch mit den Vorstellungen der Menschen über Gott. Selbst innerhalb von Kulturkreisen, die ein gemeinsames christliches Erbe teilen, können Vorstellungen innerhalb bestimmter Subkulturen ziemlich unterschiedlich sein. Mormonen zum Beispiel haben eine Vorstellung von Gott als einem Menschen, der Gott wurde, die Erde erschuf, sich mit Geistfrauen vereinte, um Geister hervorzubringen, die als Menschen geboren werden würden, und er hat sich dann mit Maria körperlich verbunden, um Jesus zu gebären. Juden und Muslime stellen sich Gott typischerweise als einzig und unteilbar vor, ohne menschliche Eigenarten, und ohne in irgendeiner Form als menschlicher Messias zu erscheinen. Allerdings stellen sich die Juden Gott vor als den Juden zugeneigt während Muslime sich Gott als den Muslimen zugeneigt vorstellen. Wie Juden und Muslime sind solche Protestanten, die einzig und allein Jesus betonen, in gewisser Weise anti-Trinität. Sie betrachten Jesus jedoch als Gott. Liberale Protestanten glauben nicht an die Fleischwerdung Gottes durch Jesus Christus, sondern dass Gott seine Merkmale und Botschaft durch Jesus verkörpert habe. Manche Christen sehen Gott als strafend, der durch das Opfer der Messe besänftigt werden muss. Typischerweise teilen Atheisten die Vorstellungen, dassGott richtend, strafend und unbarmherzig sei und fügen noch die Eigenschaft der Nichtexistenz hinzu. Deisten sehen Gott als ferne, gleichgültig und unbeteiligt. Dann gibt es noch die Evangelikalen. Alle diese unterschiedlichen Gruppierungen benützen das gleiche Wort: ‚Gott’, um sich auf die gleiche Entität zu beziehen, obwohl sie unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wer Gott ist. Die Schlussfolgerung ist folgende: Es ist nicht möglich, die Vorstellung, die eine Person von Gott hat zu verändern, indem man einfach den Namen, den er oder sie für Gott verwendet auszutauschen. Jeder Begriff, der für eine Person Gott benennt, wird automatisch die Vorstellung dieser Person von Gott prägen. Was notwendig ist für eine neues Konzept von Gott, sind neue Informationen über ihn, welche die vorhandenen Vorstellung verändern werden. Das genau ist die Aufgabe der Bibel.

Glücklicherweise hat Gott die Bibel so konzipiert, dass sie die Vorstellungen der Menschen über Gott, den Menschen, die Schöpfung und ihre Bedeutung, über Sünde und Heiligkeit, über Jesus und das Heil usw. formt und erneuert. Durch das Hören oder Lesen des Wortes Gottes, vor allem in der eigenen Muttersprache, werden die eigenen Vorstellungen und die eigene Weltsicht verändert. Diese
Verschiebung in der Vorstellung Gottes kann damit einhergehen, dass einige Eigenschaften (wie z.B. Willkür und Gleichgültigkeit) ausgelöscht werden. Manche Eigenschaften werden neu aufgenommen (Mitgefühl und Freude, Beständigkeit und Verlässlichkeit), einige werden verstärkt (Liebe und Heiligkeit), andere wiederum werden abgeschwächt (Rachsucht). Neue Informationen müssen auch verstanden werden (das Einbeziehen von Wort und Geist, das Fleischwerden Jesu, die Zielstrebigkeit im Lenken der Geschichte).


Komplikationen aus der Ablehnung des Namens „Allah“

Es gibt einen weiteren Aspekt in dieser Frage, nämlich der gesellschaftliche Aspekt des Gebrauchs von Allah. Wenn ich eine Fremdsprache spreche, welche die Sprache des Volkes ist, das ich erreichen will und das gewöhnliche Wort für Gott in dieser Sprache ist ‚Allah’, dann wird meine Weigerung, dieses Wort zu gebrauchen mich von genau diesen Menschen entfernen und es wird zudem bewirken, dass sie auf Abstand zu meiner Botschaft gehen. Meine mangelnde Sensibilität gegenüber ihren Bräuchen und Tabus wird als Mangel an echtem Interesse für sie wahrgenommen sowie als eine Respektlosigkeit gegenüber ihrer Kultur und Geschichte. Meine Ablehnung ihrer bevorzugten Redeart wird als eine Ablehnung ihrer Person, ihrer Gemeinschaft und ihres gleichen verstanden werden. So gesehen wird mein Versuch, die Menschen anzuziehen, sie letztendlich abstossen, da ich ihre Art und Weise, von Dingen zu reden, ablehne. Wenn ein Christ zu einem Muslim sagt, dass dieser den Mond anbetet und nicht den Schöpfer des Universums, so wird er als Lügner und als Gotteslästerer abgestempelt und seinem Zeugnis wird keinerlei Beachtung geschenkt. Denn Muslime wissen, dass es Gott ist, den sie fürchten und dem sie zu gefallen versuchen.

Anfang der sechziger Jahre wurden die meisten Missionare aus dem Sudan ausgewiesen. Vor allem eine einzige Person war massgeblich daran beteiligt, dass gegen die Missionare Stimmung gemacht wurde und falsche Anschuldigungen gegen sie erhoben wurden. In den siebziger Jahren hatte ich die Gelegenheit, mit diesem Mann zu reden und ihm zuzuhören. Was diesen Menschen am meisten
verärgert hatte war, dass diese Missionare bewusst viele der normalen arabischen Namen für Gott und Jesus und bestimmte Propheten abgelehnt haben. Dies hat der Mann als eine schmerzliche Beleidigung ihm und seinem Volk gegenüber aufgefasst. Sein Name? Isa.

In der modernen Türkei gibt es zwei vorherrschende Subkulturen: moderne Muslime und religiöse Muslime. Moderne Türken gebrauchen eine moderne türkische Sprache, in der Lehnworte durch auf dem Türkischen basierende Wortschöpfungen ersetzt worden sind, während religiöse Türken die persischen und arabischen Fremdwörter beibehalten, besonders wenn es um Religion geht. Die türkische Bibelgesellschaft hat eine wunderbare neue Bibelübersetzung herausgebracht, die auf die modernen und gut gebildeten Türken zugeschnitten ist. Die religiösen Türken weigern sich allerdings, diese Bibel zu lesen auch wenn sie am Inhalt der Bibel sehr interessiert sind. Warum das so ist? Weil die moderne Übersetzung das türkische Wort Tanrı für Gott gebraucht und die religiösen Türken verbinden dieses Wort mit heidnischen Göttern. Ihrer Meinung nach kann ein Buch, das nicht Allah für Gott verwendet, nicht von Gott stammen. So geschieht es, dass genau die Menschen, die sich für geistliche Belange interessieren, von Gottes Wort ausgeschlossen werden und zwar durch die Abwesenheit des Wortes Allah.


Zusammenfassung

Die Gottesvorstellung von Muslimen unterscheidet sich zwar von der bibelgläubiger Christen. Dies gilt aber ebenso für nicht messianische Juden. Der jüdische Begriff Elohim ist mit der Dreieinigkeit nicht zu vereinbaren, genauso wenig wie der muslimische Begriff Allah mit der Dreieinigkeit vereinbar ist. Der Apostel Paulus schrieb hierüber in Römer 10,2 „Denn ich gebe ihnen (den Juden) Zeugnis, dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht mit rechter Erkenntnis.“ (rev. Elberfelder Übers.)
Diese Aussage gilt auch für Muslime. Wäre der Name Allah unpassend, weil Muslime eine Vorstellung von Gott haben, die die Dreieinigkeit nicht umfasst, dann wäre auch der Name Elohim aus dem gleichen Grund unpassend. Muslime wollen Gott gefallen und seinem Gericht entkommen, aber ihnen fehlt die biblische Erkenntnis über das Wesen Gottes sowie die Botschaft des Heils durch Jesus Christus. Sie haben Eifer, aber ohne biblische Erkenntnis. Das Problem ist nicht ihr Name für Gott, sondern ihre Vorstellung von Gott. Die Vorstellung eines heiligen, liebenden, verlässlichen dreieinigen Gott entsteht durch eine Aufnahme der Weltsicht, die in der Bibel zu finden ist. Es ist das Wort Gottes zusammen mit der Befähigung durch den Heiligen Geist und das Zeugnis der Heiligen, welche Muslime zu einem umfassenderen Gottesbild verhelfen können, ganz gleich welchen Namen sie dafür verwenden.

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