Wer ist Allah?
Von
Rick Brown (Biblelehrer mit jahrzehntelanger Erfahrung in der islamischen Welt)
Das
Aufkommen des islamischen Terrorismus hat Menschen in der ganzen Welt entsetzt.
Viele Christen haben ihre Verärgerung nicht nur gegen militante Islamisten, sondern
gegen Muslime im Allgemeinen und den Islam im Besonderen gerichtet. (Die
meisten Muslime hingegen richten ihre Wut sinnvollerweise gegen die islamischen
Terroristen selbst und nicht gegen die ganze islamische Gemeinde.) Ein Grossteil
der Verärgerung im Westen hat sich dadurch geäussert, dass man den Islam
dämonisiert
hat. Das geht so weit, dass den Muslimen vorgeworfen wird, sie würden einen
Dämon anbeten. Ein wesentlicher Teil dieses Angriffs besteht in der Behauptung,
dass sich der Name Allah auf einen Dämon bezieht bzw. zumindest auf eine
heidnische Gottheit, insbesondere den so genannten „Mondgott“. Solche Behauptungen
sind häufig von Gelehrten aufgestellt worden, die in ihren eigenen
Fachgebieten
einen guten Ruf haben, die sich aber mit der arabischen Sprache und der
Geschichte des Nahen Ostens wenig auskennen. Das Reich Gottes wird aber nie durch
Unwahrheit vorangebracht werden. Deshalb gilt es, den Sachverhalt genauer zu
betrachten.
Mondgott?
Diejenigen,
die Allah als heidnische Gottheit darstellen, besonders als den Mondgott, stützen
ihre Behauptungen auf der Tatsache, dass die Spitzen vieler Moscheen mit dem
Symbol einer Sichel geschmückt sind und dass die Sichel häufig als das Symbol des
Islams verwendet wird. In Wirklichkeit ist es so, dass vor dem Aufkommen des Islam
zahlreiche ‚Gottheiten’ und Götzen im Nahen Osten angebetet wurden. Der Name
des Mondgottes war allerdings nicht Allah sondern Sîn. Zudem war diese Gottheit
im Gebiet von Arabien, der Wiege des Islams, nicht besonders beliebt. Der in
Mekka am meisten angebetete Götze hiess Hubal. Es gibt keinen Beweis,
dass es sich bei diesem um einen Mondgott handelte. Es wird manchmal behauptet,
dass ein Tempel in Hazor in Palästina existiert, der dem Mondgott geweiht ist.
Diese Behauptung basiert auf einer Darstellung eines Schmuckstücks in Form
einer Sichel. Es ist allerdings nicht klar, ob das Schmuckstück wirklich einen
Mondgott darstellt. Zudem handelt es sich nicht um eine arabische religiöse
Stätte, sondern um eine
historische
kanaanitische Stätte, die um ca. 1250 vor Christus von Josua zerstört wurde. Es
gibt auch einen alten Tempel in den Ruinen des Königreiches von Saba in Jemen.
Bei diesem Tempel sind auch Inschriften entdeckt worden, die dem Schutzgott des
Reiches Almaqah gewidmet sind. Es ist behauptet worden, dass Almaqah ein
Mondgott sei, aber hierfür gibt es keinen eindeutigen Beweis und die meisten
Gelehrten halten Almaqah heute für einen Sonnengott.1 Angesichts der Tatsache,
dass die alten Araber Hunderte von Götzen anbeteten, war sicherlich der Mondgott
Sîn dabei. Sogar die Hebräer neigten dazu, die Sonne, den Mond und die Sterne2
anzubeten. Es existieren jedoch keine klaren Hinweise dafür, dass die Mondanbetung
bei den Arabern besonders ausgeprägt gewesen wäre, noch dass die Sichel
als Symbol eines Mondgottes galt. Allah war mit Sicherheit nicht der Name
eines
solchen Gottes.
Es
fragt sich also, woher das Sichelsymbol stammt, wenn es keinen arabischen Mondgott
darstellt? Die Sichel war ein Symbol, das im alten Konstantinopel (heute Istanbul)
oft verwendet wurde. Sie war auf der Fahne des byzantinischen Reiches zu sehen,
das sich christlich nannte. Etliche der alten türkischen Stämme haben ein sichelähnliches
Symbol benützt, obwohl es möglich ist, dass es von den Hörnern eines Stieres
und nicht vom Mond hergeleitet ist. Als die Türken dann Konstantinopel und den
Rest des Nahen Ostens eroberten, behielten sie das byzantinische Reichssymbol
bei. Tatsächlich haben sie überall im Reich Sichelsymbole zur Demonstration
ihrer imperialistischen Macht auf den Dächern öffentlicher Gebäude angebracht.
Die Sichel war ebenfalls auf den Fahnen ihrer Vassallenstaaten zu sehen - sogar
noch, nachdem diese unabhängig geworden waren. Als dann die
Sichel
nicht mehr die türkische imperiale Herrschaft in ihren ehemaligen Kolonien repräsentierte,
wurde sie als Symbol des Islams uminterpretiert, was auch ihrer heutigen
Bedeutung entspricht. 3 Somit stellen wir fest, dass die Sichel nicht ausgehend
von einer angeblich uralten arabischen Mondreligion durch den Islam weitergegeben
wurde. Sie ist vielmehr ein Symbol, das von den osmanischen Türken aus
politischen Gründen aufgezwungen wurde.
Ursprung des
Namens „Allah“
Woher
stammt also der Name Allah? Für jemanden, der mit der aramäischen Sprache und
ihrer Geschichte im Nahen Osten vertraut ist, scheint es offensichtlich, dass
der Name Allâh eine Anpassung des aramäischen Namens für Gott Alâh bzw.
Alâhâ darstellt. Vor der Zeit des Islams und auch noch einige Zeit
danach war aramäisch die Hauptsprache der Juden und der Christen im Nahen Osten
(mit Ausnahme von Ägypten, wo Varianten der koptischen Sprache gesprochen
wurden). Viele aramäische Wörter wurden auch ins Arabische aufgenommen. Der Standardausdruck
für Gott auf Aramäisch war Alâh(â). Das ist der Ausdruck, den Jesus
vermutlich verwendet hat. Es ist der Ausdruck für Gott in den Büchern Esra und
Daniel, in den jüdischen Übersetzungen der Bibel (den Targumen), im Talmud und
in der syrischen-aramäischen Bibel, die von vielen Christen im Nahen Osten verwendet
wird. Diese aramäisch sprechenden Juden und Christen lebten überall im Nahen
Osten, wo es auch zahlreiche arabisch sprechende Juden und Christen gab. Es
darf daran erinnert werden, dass an Pfingsten Araber gegenwärtig waren (Apg. 2,11),
und dass Paulus vor dem Beginn seines Dienstes unter den Syrern und Griechen
nach Arabien ging (Gal. 1,17). Arabische Bischöfe nahmen am Konzil von Nicäa
teil und es gibt archäologische Überreste von vorislamischen Kirchen im Jemen,
im südlichen Arabien (Najran), entlang des Persischen Golfes und in Jordanien.
Archäologen haben Inschriften in Friedhöfen gefunden, die mit diesen Kirchen in
Zusammenhang stehen. Die Eigennamen, die in diesen Inschriften enthalten sind,
sind häufig Zusammensetzungen mit dem Begriff Allah (wie z.B. ’Abd Allah,
Diener Gottes). Man kann also ganz klar erkennen, dass Allah ein Name war, den
die Christen für ‚Gott’ verwendeten.
Leider
gab es zu dieser Zeit noch keine arabische Übersetzung der Bibel, so dass diese
vorislamischen Christen zwar arabisch gesprochen haben, ihre Schriften waren jedoch
aramäisch. Eine Folge davon war, dass sie zahlreiche aramäischen Wörter und
Begriffe ins Arabische eingeführt haben. Diese haben sie dann im Laufe der Zeit
umgewandelt, damit sie dem Klangmuster des Arabischen entsprachen. Es scheint wahrscheinlich,
dass auf diese Weise das aramäische Wort für Gott ins Arabische übernommen
wurde.5 Besonders auffällig in dieser Hinsicht ist die Tatsache, dass Allâh im
Arabischen so ausgesprochen wird wie auf aramäisch, nämlich mit der Betonung
auf der zweiten Silbe, auch wenn diese Aussprache im Arabischen unüblich ist.6
Muslimische Gelehrte geben allerdings nicht zu, dass das Arabische des Korans
Lehnwörter enthält und sie geben an, dass der Name ‚Allah’ vermutlich aus dem
Begriff al’ilah stammt, mit Bedeutung „der Gott“. Nebenbei gesagt, ist
das Wort ’ilah mit den biblischen/hebräischen Wörtern ’eloh und ’elohim
(Bedeutung „Gott“) verwandt, ebenso wie mit dem biblischen/aramäischen Wort
’elâh. Egal wie die Abstammung also ist, das Wort ist mit den biblischen
Begriffen für Gott verwandt.
Jüdischer und
Christlicher Gebrauch von „Allah“
Ungeachtet
der Art und Weise, wie der Begriff Allah in die arabische Sprache hineingekommen
ist, wissen wir aus alten Inschriften, dass arabisch sprechende Christen das
Wort Allah schon vor dem Islam verwendet haben. Dies geht aus Inschriften auf
Grabmälern sowie einer vorislamischen Inschrift in den Ruinen einer Kirche bei
Umm al-Jimal, Jordanien hervor.7 Der Prophet des Islams behauptete,
eine
Fortsetzung der Botschaft der jüdischen Propheten und des Messias Jesus zu predigen.
Deswegen war es nur folgerichtig, dass er dieselben Namen verwenden würde wie
die arabisch sprechenden Juden und Christen. Einige Aussagen im Koran geben
eine Situation wieder, in dem Christen den Begriff Allah verwenden, z.B. wenn Christen
verkünden, dass Jesus Allah sei. Diese Behauptung wird im Koran zurückgewiesen.
Es wird gesagt: „Eine Gotteslästerung wahrlich ist es, wenn einige sagen, Allah
sei Christus, der Sohn Marias.“ (Sure 5,17). Der direkt anschliessende Vers im
Koran verurteilt die Juden und die Christen, weil sie behaupten „Söhne Allahs“
zu sein. (Sure 5,18). Der Begriff Allah scheint also unter Juden und Christen allgemein
verwendet worden zu sein.
Auch heute
ist Allah der arabische Name für Gott, der gewöhnlich von Juden und Christen
verwendet wird. Die jüdisch-arabische Standardübersetzung der Tora stammt von
dem jüdischen Gelehrten Saadia Gaon (vor 1000 n. Chr.) und wird von Juden im
Nahen Osten bis heute verwendet. Bis zu der Zeit, als amerikanische Missionare
eine arabische Version der King James Bibel im späten 19. Jahrhundert verbreiteten,
wurde sie auch von Christen benutzt. Es gab auch andere jüdisch-arabische
Übersetzungen,
z.B. eine von den Karaten, die zur gleichen Zeit wie die von Saadia erstellt
wurde. Alle diese jüdischen Übersetzungen setzen Allah als Name Gottes ein und
benützen diesen Namen, um sowohl Elohim als auch YHWH zu
übersetzen. Zudem gibt es eine Fülle von alten christlich-arabischen Übersetzungen
der Schrift, angefangen im siebten Jahrhundert bis zum jetzigen Zeitpunkt. Sie
verwenden ohne Ausnahme Allah.8 Also ist für arabisch Sprechende der Name des
Gottes der Bibel Allah und arabische Christen reagieren verstört oder amüsiert,
wenn Westler ihnen „erklären“, dass sie den Namen Allah nicht verwenden sollten.
Millionen Muslime sind zum Glauben an Jesus Christus gekommen und haben keine
Notwendigkeit gesehen, in Bezug auf Gott den Namen Allah nicht mehr zu
verwenden, einen Gott, den sie als „den Schöpfer“, „den Herrn“, „den Gott Abrahams“,
„den Gott Moses“ usw. bezeichnen. Wenn sie vor der Bekehrung Allah, benützt
haben, dann werden sie das auch weiterhin tun, nachdem sie Jünger Jesu geworden
sind.
Die Bedeutung
„Allahs“
Nehmen
wir einfach einmal an, dass die alten Araber tatsächlich den Mond anbeteten.
Dies würde keinen Einfluss auf den Namen Allah haben, denn es gibt keine
Inschrift, die Allah als einen Mondgott oder eine heidnische Gottheit
darstellt. Dies steht im Gegensatz zu den Gottesbegriffen in den Sprachen
Hebräisch, Griechisch, Latein und Englisch. All jene Begriffe sind von Wörtern
abgeleitet, die von Heiden für heidnische Gottheiten verwendet wurden. So ist
der Name Allah freier von
heidnischen
Wurzeln als diese anderen Namen es sind! Falls wir trotzdem annehmen wollen,
dass die alten Araber irgendeine heidnische Gottheit mit Namen Allah angebetet
haben, sei es den Mond oder irgendetwas anderes, hätte dies weder Einfluss auf
die moderne Verwendung des Begriffs noch auf die Verwendung im Koran. Die
Bedeutung eines Wortes hängt davon ab, wie man es allgemein anwendet und nicht
wie es in der Vergangenheit angewendet wurde. Zum Beispiel benennen englisch-
bzw. deutschsprachige Menschen die Wochentage, ohne daran zu denken, dass sie
angelsächsische Gottheiten ehren, nach denen die Tage ursprünglich benannt
wurden. Früher haben die Quäker aus religiösen Gründen genau deswegen diese
Namen gemieden. Die meisten Christen benützen Wörter wie Enthusiasmus, ohne
dabei an geistliche Besessenheit zu denken. Der Begriff wird aber von einigen
Christen (Holiness Bewegung) vermieden, da er ursprünglich diese Bedeutung
hatte. Man könnte die Liste beliebig fortsetzen. Die Bedeutungen eines Wortes
sind von deren Gebrauch in der Gesellschaft abhängig. Wenn Muslime sich auf
Allah berufen und damit den einzigen und alleinigen Gott, den Schöpfer des Universums,
der alles am Leben hält, der Geber aller Segnungen, der Auftraggeber aller
Propheten und aller heiligen Schrift meinen, dann ist das die Bedeutung des
Begriffs
für sie und eben kein Mondgott. Allah ist Gott.
Eine
lexikologische Bedeutung hat mindestens zwei Komponenten, die sich ‚Sinn’ und
‚Denotation (Kontext- und situationsunabhängige Grundbedeutung)’ nennen. Die Denotation
ist die Gruppe von Begriffen, die gewöhnlich durch dieses Wort abgedeckt wird.
Der Sinn ist eine Reihe von Eigenschaften, die diesem Begriff typischerweise
zugeordnet werden, wenn er durch dieses Wort beschrieben wird. Zum Beispiel
denotiert das deutsche Wort ‚Hund’ den Begriffssatz ‚Hund’ und drückt gleichzeitig
eine Reihe von Begrifflichkeiten aus, die für Hunde typisch sind. Jemand mag
die denotive Bedeutung eines Wortes verwenden, um auf einen bestimmten Begriff
zu schliessen wie z.B. „Schau mal diesen Hund an, der im Wasser schwimmt“ oder
er könnte die beschreibende Kraft eines Wortes verwenden, seinen Sinn, um eine
bestimmte Begrifflichkeit zu beschreiben, wie bei „das ist kein Hund, sondern eine
Ratte“. Die meisten Wörter haben sogar mehrere Sinne und Denotationen,
welche
durch ihre Bereiche und ihren Verwendungskontext abgegrenzt sind.
Unterschiedliche
Vorstellungen von Gott
Der
Sinn eines Wortes ist die gewöhnliche Vorstellungen der Begrifflichkeiten, die
es denotiert. Sie ist die Vorstellung, die hervorgehoben wird, wenn das Wort
mit diesem Sinn verwendet wird. In Wirklichkeit aber teilen die Menschen nicht
immer die gleiche Vorstellung einer bestimmten Sache. Diese Vorstellungen
können unterschiedlich sein auch wenn die gleichen Worte verwendet werden.
Beispielweise glauben manche Menschen noch, dass der Mond eine Scheibe am
Himmel ist, oder dass er von sich aus Licht ausstrahlt, anstatt dass es sich um
ein grosse Kugel handelt, die das Licht der Sonne reflektiert. Ihre Vorstellung
vom Mond ist anders, aber wenn sie vom Mond sprechen, meinen sie den gleichen
Gegenstand am Himmel, den ich „Mond“ nenne, auch wenn ihre Vorstellung davon
eine andere ist. So ist es auch mit den Vorstellungen der Menschen über Gott.
Selbst innerhalb von Kulturkreisen, die ein gemeinsames christliches Erbe
teilen, können Vorstellungen innerhalb bestimmter Subkulturen ziemlich
unterschiedlich sein. Mormonen zum Beispiel haben eine Vorstellung von Gott als
einem Menschen, der Gott wurde, die Erde erschuf, sich mit Geistfrauen
vereinte, um Geister hervorzubringen, die als Menschen geboren werden würden,
und er hat sich dann mit Maria körperlich verbunden, um Jesus zu gebären. Juden
und Muslime stellen sich Gott typischerweise als einzig und unteilbar vor, ohne
menschliche Eigenarten, und ohne in irgendeiner Form als menschlicher Messias
zu erscheinen. Allerdings stellen sich die Juden Gott vor als den Juden
zugeneigt während Muslime sich Gott als den Muslimen zugeneigt vorstellen. Wie
Juden und Muslime sind solche Protestanten, die einzig und allein Jesus
betonen, in gewisser Weise anti-Trinität. Sie betrachten Jesus jedoch als Gott.
Liberale Protestanten glauben nicht an die Fleischwerdung Gottes durch Jesus Christus,
sondern dass Gott seine Merkmale und Botschaft durch Jesus verkörpert habe. Manche
Christen sehen Gott als strafend, der durch das Opfer der Messe besänftigt
werden muss. Typischerweise teilen Atheisten die Vorstellungen, dassGott
richtend, strafend und unbarmherzig sei und fügen noch die Eigenschaft der Nichtexistenz
hinzu. Deisten sehen Gott als ferne, gleichgültig und unbeteiligt. Dann gibt es
noch die Evangelikalen. Alle diese unterschiedlichen Gruppierungen benützen das
gleiche Wort: ‚Gott’, um sich auf die gleiche Entität zu beziehen, obwohl sie unterschiedliche
Vorstellungen davon haben, wer Gott ist. Die Schlussfolgerung ist folgende: Es
ist nicht möglich, die Vorstellung, die eine Person von Gott hat zu
verändern, indem man einfach den Namen, den er oder sie für Gott verwendet
auszutauschen. Jeder Begriff, der für eine Person Gott benennt, wird automatisch
die Vorstellung dieser Person von Gott prägen. Was notwendig ist für eine
neues Konzept von Gott, sind neue Informationen über ihn, welche die vorhandenen
Vorstellung verändern werden. Das genau ist die Aufgabe der Bibel.
Glücklicherweise
hat Gott die Bibel so konzipiert, dass sie die Vorstellungen der Menschen über
Gott, den Menschen, die Schöpfung und ihre Bedeutung, über Sünde und
Heiligkeit, über Jesus und das Heil usw. formt und erneuert. Durch das Hören
oder Lesen des Wortes Gottes, vor allem in der eigenen Muttersprache, werden
die eigenen Vorstellungen und die eigene Weltsicht verändert. Diese
Verschiebung
in der Vorstellung Gottes kann damit einhergehen, dass einige Eigenschaften
(wie z.B. Willkür und Gleichgültigkeit) ausgelöscht werden. Manche Eigenschaften
werden neu aufgenommen (Mitgefühl und Freude, Beständigkeit und Verlässlichkeit),
einige werden verstärkt (Liebe und Heiligkeit), andere wiederum werden
abgeschwächt (Rachsucht). Neue Informationen müssen auch verstanden werden (das
Einbeziehen von Wort und Geist, das Fleischwerden Jesu, die Zielstrebigkeit im
Lenken der Geschichte).
Komplikationen
aus der Ablehnung des Namens „Allah“
Es
gibt einen weiteren Aspekt in dieser Frage, nämlich der gesellschaftliche
Aspekt des Gebrauchs von Allah. Wenn ich eine Fremdsprache spreche, welche die Sprache
des Volkes ist, das ich erreichen will und das gewöhnliche Wort für Gott in dieser
Sprache ist ‚Allah’, dann wird meine Weigerung, dieses Wort zu gebrauchen mich
von genau diesen Menschen entfernen und es wird zudem bewirken, dass sie auf
Abstand zu meiner Botschaft gehen. Meine mangelnde Sensibilität gegenüber ihren
Bräuchen und Tabus wird als Mangel an echtem Interesse für sie wahrgenommen
sowie als eine Respektlosigkeit gegenüber ihrer Kultur und Geschichte. Meine
Ablehnung ihrer bevorzugten Redeart wird als eine Ablehnung ihrer Person, ihrer
Gemeinschaft und ihres gleichen verstanden werden. So gesehen wird mein
Versuch, die Menschen anzuziehen, sie letztendlich abstossen, da ich ihre Art
und Weise, von Dingen zu reden, ablehne. Wenn ein Christ zu einem Muslim sagt,
dass dieser den Mond anbetet und nicht den Schöpfer des Universums, so wird er
als Lügner und als Gotteslästerer abgestempelt und seinem Zeugnis wird keinerlei
Beachtung geschenkt. Denn Muslime wissen, dass es Gott ist, den sie fürchten
und dem sie zu gefallen versuchen.
Anfang
der sechziger Jahre wurden die meisten Missionare aus dem Sudan ausgewiesen.
Vor allem eine einzige Person war massgeblich daran beteiligt, dass gegen die
Missionare Stimmung gemacht wurde und falsche Anschuldigungen gegen sie erhoben
wurden. In den siebziger Jahren hatte ich die Gelegenheit, mit diesem Mann zu
reden und ihm zuzuhören. Was diesen Menschen am meisten
verärgert
hatte war, dass diese Missionare bewusst viele der normalen arabischen Namen
für Gott und Jesus und bestimmte Propheten abgelehnt haben. Dies hat der Mann
als eine schmerzliche Beleidigung ihm und seinem Volk gegenüber aufgefasst. Sein
Name? Isa.
In
der modernen Türkei gibt es zwei vorherrschende Subkulturen: moderne Muslime und
religiöse Muslime. Moderne Türken gebrauchen eine moderne türkische Sprache, in
der Lehnworte durch auf dem Türkischen basierende Wortschöpfungen ersetzt
worden sind, während religiöse Türken die persischen und arabischen Fremdwörter
beibehalten, besonders wenn es um Religion geht. Die türkische Bibelgesellschaft
hat eine wunderbare neue Bibelübersetzung herausgebracht, die auf die modernen
und gut gebildeten Türken zugeschnitten ist. Die religiösen Türken weigern sich
allerdings, diese Bibel zu lesen auch wenn sie am Inhalt der Bibel sehr interessiert
sind. Warum das so ist? Weil die moderne Übersetzung das türkische Wort Tanrı
für Gott gebraucht und die religiösen Türken verbinden dieses Wort mit heidnischen
Göttern. Ihrer Meinung nach kann ein Buch, das nicht Allah für Gott verwendet,
nicht von Gott stammen. So geschieht es, dass genau die Menschen, die sich für
geistliche Belange interessieren, von Gottes Wort ausgeschlossen werden und zwar
durch die Abwesenheit des Wortes Allah.
Zusammenfassung
Die
Gottesvorstellung von Muslimen unterscheidet sich zwar von der bibelgläubiger Christen.
Dies gilt aber ebenso für nicht messianische Juden. Der jüdische Begriff Elohim
ist mit der Dreieinigkeit nicht zu vereinbaren, genauso wenig wie der muslimische
Begriff Allah mit der Dreieinigkeit vereinbar ist. Der Apostel Paulus schrieb
hierüber in Römer 10,2 „Denn ich gebe ihnen (den Juden) Zeugnis, dass sie Eifer
für Gott haben, aber nicht mit rechter Erkenntnis.“ (rev. Elberfelder Übers.)
Diese
Aussage gilt auch für Muslime. Wäre der Name Allah unpassend, weil Muslime eine
Vorstellung von Gott haben, die die Dreieinigkeit nicht umfasst, dann wäre auch
der Name Elohim aus dem gleichen Grund unpassend. Muslime wollen Gott
gefallen und seinem Gericht entkommen, aber ihnen fehlt die biblische
Erkenntnis über das Wesen Gottes sowie die Botschaft des Heils durch Jesus
Christus. Sie haben Eifer, aber ohne biblische Erkenntnis. Das Problem ist
nicht ihr Name für Gott, sondern ihre Vorstellung von Gott. Die Vorstellung
eines heiligen, liebenden, verlässlichen dreieinigen Gott entsteht durch eine
Aufnahme der Weltsicht, die in der Bibel zu finden ist. Es ist das Wort Gottes
zusammen mit der Befähigung durch den Heiligen Geist und das Zeugnis der
Heiligen, welche Muslime zu einem umfassenderen Gottesbild verhelfen können,
ganz gleich welchen Namen sie dafür verwenden.
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