Gott
will entweder das Böse aus der Welt schaffen und kann es nicht, oder er kann
es, will es aber nicht; oder aber es ist weder willens noch fähig, es zu tun;
oder er ist sowohl willens als auch fähig. Wenn er will, aber dazu unfähig ist,
muss er schwach sein, was man von Gott nicht aussagen kann. Wenn er dazu fähig,
aber nicht willens ist, muss er neidisch sein, was aber auch der Natur Gottes
widersprechen würde. Wenn er weder willens noch dazu fähig ist, muss er beides,
neidisch und schwach, sein, und folglich wäre er nicht Gott. Wenn er sowohl
willens als auch fähig ist – die einzige Möglichkeit, die mit der Natur Gottes
vereinbar ist -, woher kommt dann das Böse?
Sagt
man, Gott habe die Sünde zugelassen, damit seine Weisheit offenbar werde, die
ja stärker inmitten der Unordnung glänzt, die des Menschen Bosheit jeden Tag
hervorruft, als im Zustand der Unschuld, erhält man die Antwort, das hiesse
Gott mit seinem Vater zu vergleichen, der zulässt, das seine Kinder sich das
Bein brechen, damit er jedermann vorführen könne, wie geschickt er gebrochene
Knochen zu richten versteht, oder mit einem König, der zusieht, wie Aufruhr und
Chaos sich in seinem Königreich breitmacht, damit er Ruhm durch ihre
Beseitigung erwirbt.
(Bayle, sub verbo „Pauliciens“, Note E)
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