Der andere Islam der Aleviten

Stadträtin Elif Cangür erläutert Ethik-Lehrern die Grundlagen des Alevitentums. Gewaltfreiheit und Toleranz gehören dazu

Elif Cangür, Stadträtin im Gemeinderat, zählt zu den führenden Köpfen der Alevitischen Gemeinde.

Im Vordergrund der Veranstaltung stand die Frage, ob das Alevitenum zum Islam gehört oder nicht. Es gibt zahlreiche Spuren des Islam im Alevitentum, jedoch distanziert sich das Alevitentum in wesentlichen Teilen vom Islam. Es gibt dazu keine einfache Antwort.

Auffallend seien vor allem die grundsätzliche Ablehnung von Gewalt sowie die Gleichstellung von Frauen und Männern in ihren Gemeinden, betonte Elif Cangür. Das Alevitentum sei ein lebensphilosophisches Glaubenssystem, in dem Gerechtigkeit, Menschenliebe, Toleranz, Religions- und Meinungsfreiheit eine zentrale Rolle als Grundwerte spielen. Dies komme insbesondere in der Definition einer Person als Alevit zum Ausdruck. Aleviten stellten die Menschenliebe in den Vordergrund, achteten jede Religion, Konfession und Glaubensrichtung, verneinten diskriminierende Unterschiede durch Sprache, Religion, Rasse oder Hautfarbe. Sie legten sehr großen Wert auf das Wissen wie die Wissenschaft, betrachteten Gott und Menschen als eine Einheit.

Aleviten, so führte die Referentin aus, glaubten an die heilige Kraft des Schöpfergottes, die an die Menschen vor allem durch Mohammed und Ali sowie durch ihre Nachkommen bis heute übertragen werde. Die heilige Kraft hat danach jeder Mensch, gleich ob Alevit oder Christ, Atheist, ob Frau oder Mann. Nach diesem Glauben sei der Mensch das vollkommenste und schönste Lebewesen im Universum. Aleviten, so betonte Elif Cangür, haben ein Bild von der Freiheit des Menschen vor Gott und von einem Verhältnis des Menschen zu Gott, das nicht von einer bedingungslosen Unterordnung bestimmt werde. Den freien Menschen unterstütze Gott mit seiner Hilfe und Fürsorge, damit der Mensch Gott immer näher kommen könne.

Eine der teilnehmenden Lehrerinnen erklärte, alles, was sie gehört habe über das Alevitentum, vermittele den Eindruck einer fortschrittlichen, am Wohl aller Menschen orientierten, aufgeklärten Religion, die sich sehr gut in eine offene, demokratische Wertegesellschaft einfüge. Allein die Tatsache, dass vier Frauen der alevitischen Gemeinschaft Villingen-Schwenningen vertreten haben, sei ein Beleg, dass die Frauen in der Realität eine mitgestaltende Kraft seien und die Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben selbstverständlich sei.

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