IZRS wirbt für islamische Schwimmschule

Seit Kurzem gibt es spezielle Schwimmkurse für Musliminnen. Politiker und Experten sorgen sich um die Integration der jungen Frauen.

storybild Frauen müssen im neuen Schwimmkurs einen Ganzkörper-Badeanzug mit Leggins bis unter die Knie tragen. (Bild: Keystone/Stephanie Pilick)

Eine Frau, von Kopf bis Fuss verschleiert, setzt zum Sprung ins Wasserbecken an. Mit diesem Bild wirbt der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) für die «erste islamische Schwimmschule der Schweiz». Hinter dem Angebot steckt die Schwimmschule Zamzam: Sie bietet seit Anfang August in Aarau und Oensingen SO Schwimmkurse ausschliesslich für muslimische Frauen und Kinder an.
«Das Ziel ist es, den muslimischen Kundinnen das Schwimmen qualitativ, schnell und spielerisch beizubringen», heisst es auf der Website des IZRS. Wie in einer gewöhnlichen Schwimmschule können die Kinder Testabzeichen erwerben – vom Krebs bis zum Eisbären. Der wesentliche Unterschied liegt in den Bekleidungsvorschriften: «Für Frauen gilt es einen vollständigen Badeanzug mit Leggins bis unter die Knie anzuziehen», heisst es im Reglement der Schwimmschule.

Grundstein der Integration
Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, traut der islamischen Schwimmschule nicht: «Dieses Angebot versucht muslimische Kinder zu ködern, um sie schon früh von der restlichen Gesellschaft abzusondern.»

Weiter bestehe die Gefahr, dass das Ziel verfolgt werde, den obligatorischen Schwimmunterricht für muslimische Mädchen zu ersetzen. Das dürfe auf keinem Fall geschehen: «Die Teilnahme an Aktivitäten der Schule legt den Grundstein für die Integration.» Für Keller-Messahli sollen muslimische Mädchen nicht nur unbedingt am obligatorischen Schwimmunterricht teilnehmen, sondern das auch ohne den sogenannten Burkini tun: «Muslimische Mädchen sollen sich so kleiden wie alle andere Kinder auch.»

Ersatz für das Schulschwimmen?
Auch Politiker befürchten, dass die islamischen Schwimmschule als Ersatz zum obligatorischen Schulschwimmen dienen könnte. «Das darf nicht sein, alle Kinder müssen in der Schule die gleichen Verpflichtungen haben», sagt SVP-Nationalrat Lukas Reimann. Er kann der muslimischen Schwimmschule auch sonst nichts Gutes abgewinnen: «Ein solches Angebot ist in der Schweiz einfach nicht nötig.»

SP-Nationalrätin Nadine Masshardt sieht keinen Handlungsbedarf, wenn die islamische Schwimmschule als Ergänzung zum obligatorischen Schulschwimmen diene: «In unserem freiheitlichen Land steht es allen offen, eine Schwimmschule zu gründen.»

Für Masshardt ist aber klar: Die islamische Schwimmschule ist kein Ersatz für den Schwimmunterricht an der obligatorischen Schule: «Beim Schulschwimmen werden lebensrettende Techniken gelernt.» Ausserdem gehe es beim Schwimmen in der Schule auch um die Förderung des Klassengeistes sowie um Integration. Masshardt ist generell dagegen, dass Schulen aus religiösen Gründen Dispensen für einzelne Fächer bewilligen.

«Frauen bleiben lieber unter sich»
Qaasim Illi, Sprecher des IZRS , sagt: «Das Angebot könnte in Einzelfällen tatsächlich auch als Ersatz für den obligatorischen Schulunterricht dienen.» Dies etwa, wenn ein Mädchen aus religiösen Gründen keinen gemischten Schwimmunterricht besuchen wolle.

In erster Linie sollen die Schwimmkurse allerdings Frauen ansprechen: «Wir wissen, dass Frauen beim Schwimmen oft lieber unter sich sind, dies ist in den Kursen der islamischen Schwimmschule nun möglich.» Weiter könnten viele muslimische Frauen mit Migrationshintergrund nicht richtig schwimmen. «In der islamischen Schwimmschule kann dieses Defizit behoben werden.»

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