Burka-Fans in Bayern

München, die selbst ernannte "Weltstadt mit Herz", hat ihr Herz für ein eher ungeliebtes Kleidungsstück entdeckt: die Burka. Der Grund: München punktet derzeit bei arabischen Touristen. Diese sind meist recht wohlhabend und lassen eine ganze Menge Geld liegen in der Stadt.

Nun fürchtet der Handel, dass die Urlauber aus Saudi-Arabien, den Emiraten oder Bahrein wegbleiben - weil sie sich durch das von der CSU geforderte Burkaverbot vor den Kopf gestoßen sehen. "Das wäre ein herber Verlust", klagt Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbandes Bayern. Ihm missfällt zudem, dass dieser Vorstoß ausgerechnet von Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) kommt, die sich um das Wohl des Handels zu kümmern hätte.

Die Trägerinnen der Burka, des muslimischen Ganzkörperschleiers, und deren Anhang sind im Stadtbild der Isar-Metropole nicht zu übersehen. In preisgünstigen Kleidungsgeschäften kaufen sie ebenso stapelweise ein wie in noblen Traditionshäusern. An der edlen Maximilianstraße flanieren sie nicht nur, sondern shoppen auch in den Luxusläden - die teilweise eigens für die scheuen Kundinnen reservierte Öffnungszeiten anbieten.

Auch die Hotellerie schätzt die Urlauber aus den Öl-Ländern: Mit im Schnitt 12,5 Tagen bleiben sie außerordentlich lange in München, sie mieten meist mehrere Zimmer oder gar ganze Etagen. Und ihre Zahl steigt: Von Januar bis August 2015 etwa kamen 152.000 Urlauber vom Golf nach München, 18 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Für reiche Araber ist München das neue Paris. Die Verschiebung der Besucherströme erfolgte nicht ganz zufällig zeitgleich mit dem 2011 in Frankreich eingeführten Burkaverbot.

München werde mehr und mehr geschätzt als "weltoffene, saubere, sichere Weltstadt", ist sich Bernd Ohlmann vom Handelsverband sicher. Der Aigner-Vorstoß sei deshalb "ein Eigentor". Mit Blick auf die Burka rät er vielmehr zu bayerischer Toleranz: "Leben und leben lassen."

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