Tausende reisen illegal durch Deutschland: Immer mehr Flüchtlinge tauchen ab

Flüchtlinge an einer zentralen Erstaufnahmestelle
Flüchtlinge an einer zentralen Erstaufnahmestelle Foto: dpa

Immer öfter verschwinden Flüchtlinge spurlos. Sie verlassen die zugewiesenen Erstaufnahme-Unterkünfte oder kommen dort nicht an. Nicht nur Regierungspräsident Klenke aus Münster macht sich Sorgen.

Von Ralf Repöhler 
 
Immer öfter tauchen Flüchtlinge, die dem Regierungsbezirk Münster zugeteilt worden sind, noch vor der Registrierung am Flughafen Münster-Osnabrück (FMO) ab. Sie erreichen Deutschland über Bayern und werden dann über Dortmund, Düsseldorf oder Köln auf die Erstaufnahmeunterkünfte des Landes NRW verteilt – nur kommen sie dort entweder nicht an oder verschwinden wieder. „Ein erheblicher Teil der Flüchtlinge verabschiedet sich aus dem offiziellen Verfahren. Das macht mir Sorgen“, bestätigt Münsters Regierungspräsident Reinhard Klenke das Phänomen, das er im Innenministerium und im Kreis der Regierungspräsidenten thematisiert hat.

Die Dunkelziffer nicht registrierter Flüchtlinge 

Seit Dienstag ist die Zahl von einer Million registrierter Asylbewerber in Deutschland offiziell erreicht. Tausende Flüchtlinge indes sind auf eigene Faust im Bundesgebiet unterwegs, wovon ein Großteil den Behörden nicht bekannt ist. Die Erfassung erfolgt im Regelfall erst bei der Registrierung wie am FMO, insofern haben die abgetauchten Flüchtlinge keine Papiere bei sich. Die Bundespolizei trifft sie häufig in Zügen an, bestätigt ein Sprecher.

Münsters Sozialdezernentin Cornelia Wilkens kennt das Phänomen aus den Landeserstaufnahme-Unterkünften, die in der Stadt unterhalten werden. „Wir stellen häufiger fest, dass die uns angekündigte Zahl von Flüchtlingen, die an dem Tag kommen soll, nicht mit der Anzahl im Bus übereinstimmt“, sagt sie.

Unterschiedliche Intentionen für den Alleingang ohne Behörden

Die Gründe sind vielfältig, bestätigt das NRW-Innenministerium. „Die Menschen haben konkrete Reiseziele“, sagt Sprecher Oliver Moritz. Sie wollen zu Verwandten oder in einem anderen Land einen Asylantrag stellen. Viele machen sich auf den weiteren Weg nach Schweden auf, das für seine liberale Asylpolitik bekannt ist.

Wieder andere – hauptsächlich vom Balkan – ahnen, dass ihr Asylverfahren wenig Aussichten auf Erfolg haben wird und tauchen deshalb frühzeitig unter. „Sie entfernen sich damit von Sozialleistungen und geraten in ein System der Abhängigkeit“, befürchtet Klenke.

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