Berliner Prediger lobt getöteten Terroristen als Märtyrer

Hisbollah-Mitglied Samir Kuntar saß wegen Mordes im Gefängnis, wurde in Syrien getötet. Ein Prediger lobt in Berlin den Terroristen.
 
Kurz nach Weihnachten findet in einer Halle in Treptow eine makabere Gedenkfeier statt. Geehrt wird der libanesische Terrorist und Hisbollah-Kämpfer Samir Kuntar, der Ende Dezember in der Nähe von Damaskus bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff getötet wurde.
 
Das US-Forschungsinstitut Memri hat ein Video veröffentlicht, das die Gedenkfeier für Kuntar dokumentiert. Die Trauerrede hält Sheikh Hassan Shahrour, schiitischer Geistlicher von der al-Mustafa-Moschee in Neukölln. Sharour preist Kuntar in dem Video als "Führer und Märtyrer". Weil die Zuhörer offenbar sehr verhalten reagieren, feuert sie Shahrour an. "Wir sprechen hier über Samir Kuntar, ihr solltet ihm laut applaudieren", fordert Shahrour laut der englischen Übersetzung aus dem Arabischen, die im Video in Untertiteln eingeblendet wird.

Unklar ist, wie wortgenau die Übersetzung ist. Kritiker von Memri werfen der Organisation vor, es mit der Übersetzung aus dem Arabischen nicht immer ganz genau zu nehmen und bei der Wortwahl zu übertreiben.

Samir Kuntar, der in Treptow gefeiert worden sein soll, saß wegen mehrfachen Mordes in einem israelischen Gefängnis, kam 2008 durch einen Gefangenenaustausch frei. 1979 soll Kuntar in der Küstenstadt Nahariya einen Israeli und dessen vierjährige Tochter getötet haben. Das Mädchen habe Kuntar mit seinem Gewehrkolben erschlagen, berichtete die "Washington Post" und berief sich dabei auf Augenzeugenberichte.

In seiner Ansprache geißelt Shahrour die Medien, die Kuntar als Terrorist bezeichnen. Die eigentlichen Terroristen seien vielmehr die Israelis, die palästinensische Familien töteten, so Shahrour weiter. Das Blut Kuntars und aller Märtyrer werde über die Feinde des palästinensisches Volkes kommen", redet sich Shahrour in der Übersetzung von Memri in Rage.

Ermittlungen gegen Shahrour

Polizeisprecher Stefan Redlich bestätigte auf Anfrage der Berliner Morgenpost, dass gegen Shahrour ermittelt werde. "Uns ist das Video bekannt und wir lassen es gerade wortgenau aus dem Arabischen übersetzen. Danach werden wir es bewerten", sagte der Sprecher. Den Ermittlern des Staatsschutzes beim Landeskriminalamt 5 liege das Video seit Mittwoch vor.

In der Vergangenheit hatte es bereits mehrfach Hasspredigten in Berlin gegeben. So forderte im Juli 2014 Imam Bilal Ismail, Gastprediger in der Neuköllner Al-Nur-Moschee, Allah möge die Juden töten. Auch damals hatte "Memri TV" die Hetzrede in einem Video publik gemacht. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen Volksverhetzung ein.

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