Iraker warnte Karlsruher Polizei vor Terror in München

Ein erster Hinweis auf einen geplanten Anschlag in München ging in Karlsruhe von einem Iraker ein. Er bezog sich auf seinen im Irak lebenden Bruder. Allerdings nannte er als Datum den 6. Januar.
  1. Polizisten gehen am 01.01.2016 zwischen Passanten durch die Innenstadt von München (Bayern). Foto: dpa


Den ersten Hinweis auf einen angeblich geplanten Terroranschlag in München soll nach Medienberichten am Tag vor Heiligabend ein baden-württembergisches Polizeirevier erhalten haben. Ein Iraker sei am 23. Dezember bei den Beamten in Karlsruhe erschienen und habe angegeben, sein im Irak lebender Bruder kenne die Attentäter, berichteten am Sonntag Südwestrundfunk (SWR) und Bayerischer Rundfunk (BR) - ohne Bestätigung oder Dementi der Karlsruher Staatsanwaltschaft.

Nach dem Terroralarm an Silvester fahndet die Polizei intensiv nach islamistischen Extremisten. Unklar blieb am Wochenende, wie real der Hintergrund für die Warnungen war.

Telefonat mit dem Bruder im Irak

Laut den Berichten von SWR und BR telefonierten Spezialisten des Landeskriminalamts Baden-Württemberg nach dem Tipp des Irakers mit dessen Bruder. Er habe ihnen als Anschlagziel den Münchner Nahverkehr und als Zeitpunkt die Tage um das Dreikönigsfest am 6. Januar genannt sowie arabische "Allerweltsnamen" von sieben Männern, die bereits in München seien. Diesen Bericht bestätigte ein Sprecher der Münchner Polizei am Sonntag nicht. In der bayerischen Landeshauptstadt herrsche lediglich eine "abstrakte" Gefahr. Konkrete Hinweise auf eine weitere Terrordrohung gebe es nicht.
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Bekannt ist, dass auch der Bundesnachrichtendienst den Hinweisgeber im Irak befragt hatte. Die beiden Sender berichteten weiter, die eingeschaltete bayerische Polizei habe ermittelt, die Männer jedoch nicht finden können. Auch eine Recherche über die internationalen Polizeibehörden Interpol und Europol habe nicht weitergeführt - obwohl polizeiintern mehr als hundert Hinweise eingegangen seien, aber keiner bezüglich Deutschland. Die Durchsuchungen zweier Wohnungen in einem Münchner Apartmenthotel, das zu den Beschreibungen des Irakers gepasst habe, hätten am 30. Dezember nichts erbracht.

Konkreter Hinweis aus Frankreich löst Terroralarm aus

Als an Silvester ein konkreterer Hinweis aus Frankreich das Bundeskriminalamt erreicht habe, sei der Terroralarm ausgelöst worden, berichteten die Sender. Dieser Alarm habe sich auf den Silvesterabend und den Hauptbahnhof und/oder den Bahnhof im Stadtteil Pasing sowie auf ebenfalls sieben Personen bezogen. Die Namen seien aber nur teilweise bekanntgewesen und hätten sich von denen des Tippgebers unterschieden.

Daraufhin hatte die Polizei in der Silvesternacht die Bahnhöfe geräumt und die Bevölkerung gewarnt. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte: "Die Bedrohung war ernst zu nehmen, und die Behörden haben total richtig reagiert." 100 bis 200 Beamte waren am Wochenende zusätzlich im Dienst. Die Lage in der bayerischen Landeshauptstadt blieb aber entspannt, die Innenstadt war belebt.

Enge Kooperation mit ausländischen Sicherheitsbehörden

Vorausgegangen waren auch Hinweise befreundeter Geheimdienste. Ihnen zufolge bestand der konkrete Verdacht, dass fünf bis sieben Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gegen Mitternacht Anschläge wie in Paris verüben wollten. Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Unionsfraktionschef Volker Kauder (beide CDU) sprachen sich für eine engere Kooperation mit ausländischen Sicherheitsbehörden aus.

Zwei Fehlalarme hielten am Wochenende die Polizei auf Trab. In der Nacht zum Sonntag wurde der Bahnhof Pasing teilweise gesperrt, nachdem ein Sprengstoffhund angeschlagen hatte. Es sei jedoch nichts Verdächtiges gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher. Im oberbayerischen Mammendorf wurde am Samstagabend ein Zug gestoppt und durchsucht. Zuvor hatte nach Angaben der Polizei ein Mann mit einer Bombe gedroht. Die Beamten wurden auch in diesem Fall nicht fündig.

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