Absurde Vorgänge in Syrien: CIA-Agenten liefern sich Gefechte mit Pentagon-Rebellen


Absurde Vorgänge in Syrien: CIA-Agenten liefern sich Gefechte mit Pentagon-Rebellen
US-Soldaten schießen normalerweise nicht auf CIA-Agenten – umgekehrt sollte das auch nicht der Fall sein. Doch aus dem Norden Syriens wird genau von solchen Vorfällen berichtet, erklärt der frühere CIA-Offizier Ray McGovern im RT-Interview. 
 
Im Februar wurde die von der CIA bewaffnete Gruppe „Fursal al Haq“ - übersetzt heißt das „Ritter der Gerechtigkeit“ - offenbar von den sogenannten „Demokratischen Kräfte Syriens“, die vom Pentagon unterstützt werden, aus ihren Stellungen vertrieben. Ein Bericht darüber wurde zeitgleich mit Barack Obamas Entscheidung, weitere syrische Rebellengruppen zu trainieren und zu bewaffnen, von einer Gruppe US-Geheimdienstveteranen veröffentlicht. Zu dieser Gruppe gehört auch Ray McGovern. RT bat den ehemaligen CIA-Offizier zum Gespräch.


RT: Herr McGovern, wieviel Kontrolle haben das US-Militär und die Geheimdienste eigentlich über die Gruppen, welche sie in Syrien unterstützen und finanzieren?

Ray McGovern:Nun, lassen sie uns mit den guten Nachrichten beginnen. Die gute Nachricht ist, dass aufgrund der russischen Intervention und Präsident Obamas sensibler Reaktion darauf – damit meine ich den Verzicht, den Rücktritt Assads zu fordern und dem Iran zu erlauben an den Friedensverhandlungen teilzunehmen – der Waffenstillstand in Syrien hält.

Auch haben Obama und Putin ihren Außenministern aufgetragen, die Lage zu deeskalieren bis zu dem Punkt der aktiven militärischen Kooperation in Syrien. Doch unglücklicherweise gibt darüber keine Übereinstimmung in verschiedenen anderen Gruppierungen in der US-Regierung – die CIA auf der einen Seite und das Verteidigungsministerium auf der anderen Seite.

Diese scheinen beide nicht in der Lage zu sein, ihre Strategien zu deeskalieren. Und das Peinliche ist hier natürlich, dass niemand die Kontrolle hat. Sie glauben doch nicht, dass die Spezialeinheiten, die Air Force und die CIA auf die Nationale Sicherheitsberaterin Susan Rice hören? Es ist fast zum Lachen, wenn es nicht so ernst wäre…

Wir haben verschiedene Ziele: Zunächst sind da die „moderaten Rebellen“, die Assad stürzen wollen. Und darüber hinaus hat sich das Pentagon gründlich blamiert, indem sie eine halbe Milliarde Dollar ausgegeben haben, um ihre Leute ins Feld zu schicken. Die Lösung lautet mit Russland zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass nicht nur russische und US-amerikanische Ziele und Aktionen deeskaliert werden, sondern damit die Russen auch helfen, die offensichtlichen Kämpfe zwischen von der CIA unterstützten Rebellen und vom Verteidigungsministerium unterstützten Rebellen zu beenden. Es ist wirklich eine Schande...

RT: Kann das alles eine Rivalität innerhalb der enormen US-Kriegsmaschine sein, bei der das Pentagon und die CIA jeweils für sich selbst kämpfen?

Ray McGovern: Ja, das könnte in der Tat der Fall sein. Solche Dinge gibt es. Wenn es keine starke Führung an der Spitze gibt – damit meine ich das Weiße Haus, warum ich auch Susan Rice, die Nationale Sicherheitsberaterin angesprochen habe.


Wenn sie die selben Probleme mit Verteidigungsminister Ashton Carter hat, wie ihre Vorgängerin Condoleezza Rice mit Donald Rumsfeld hatte, macht sie schlichtweg ihren Job nicht. Und der Präsident hält sich fern. So kommt es, dass das Verteidigungsministerium und die CIA beide ihre eigenen kleinen Operationen leiten und – offen gesagt – ich bezweifle, dass die CIA oder das Pentagon sich gegenseitig sagen, was sie in Syrien tun. Am Ende bleibt es ein Geheimnis.

RT: Nach welchen Grundlagen wählen die CIA und das Pentagon die Gruppen aus, die sie unterstützen?

Ray McGovern: Das Ganze läuft sehr chaotisch ab und erinnert daran, wie wir Gruppen im Irak unterstützt haben, die sich offen für unseren Einfluss zeigten. Die Sache mit diesen „moderaten Rebellen“, die wir angeblich unterstützen ist wirklich bizarr. Denn der US-Präsident sagte vor zwei Jahren selbst: „Es gibt keine moderaten Rebellen. Das ist eine Phantasie.“ Nun, wenn es eine Phantasie ist und es keine moderaten Rebellen gibt, wen unterstützen wir da eigentlich mit Millionen über Millionen von US-Dollarn? Diese Dinge haben eine Eigendynamik. Und wenn man einmal ein Programm mit 500 Millionen Dollar aufgesetzt hat, wie es das Verteidigungsministerium getan hat, ist das Geld da und man kann sagen: „Los lasst uns ein paar moderate Rebellen finden, weil wir da dieses Geld hier für sie haben.“

Das ist alles ist das Resultat völliger Unfähigkeit gepaart mit dem Problem mangelnder zentraler Kontrolle seitens des Weißen Hauses. Es ist nicht Aufgabe unserer Soldaten auf CIA-Mitarbeiter zu schießen und umgekehrt gilt dies auch. Doch genau das geschieht in Nordsyrien gerade.


Anmerkung der Redaktion:
Ray McGovern wurde auch kürzlich von dem Medienprojekt acTVism Munich interviewt. Darin spricht dieser über seine Erfahrungen bei der CIA sowie über die Gründe, weshalb er ein Aktivist und entschiedener Kritiker der US-Regierung wurde.


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