Deutsche, Franzosen und Italiener wollen ihre nationalen Grenzen zurück

Birgit Stöger

Nicht nur die Deutschen rufen vermehrt nach der Rückkehr zu nationalen Grenzen. Ifop, das führende französische Markt- und Meinungsforschungsinstitut, befragte im März in einer Quotenstichprobe Franzosen, Italiener und Deutsche, wie diese in Zeiten der Immigrationskrise zum Schengen-Abkommen und den darin vereinbarten offenen Grenzen stehen.



Im Auftrag der Foundation Jean-Jaurès-Stiftung, die der sozialistischen französischen Regierung nahesteht, und der Europäischen Stiftung für progressive Studien wurden je rund 1000 Personen zur ausgeuferten und offensichtlich politisch nicht mehr beherrschten Immigrantenflut insbesondere nach den dschihadistischen Anschlägen in Paris und Brüssel befragt.


66 Prozent der Deutschen wollen nationale Grenzen zurück

Auf die Frage, ob das Schengen-Abkommen abgeschafft und es zur Wiedereinführung von Kontrollen an den Grenzen des jeweiligen Staates kommen soll, antworteten 60 Prozent der Italiener mit Ja. Ganze 66 Prozent der befragten Deutschen möchten ihre Landesgrenzen wieder kontrolliert und gesichert sehen. Mit 72 Prozent sehnen sich die Franzosen wieder ihre nationalen Grenzen zurück.

So gab jeder zweite Befragte an, dass Europa, und im Speziellen das eigene Land, keine weiteren Immigranten mehr verkraften könne. Zunehmend mehr Deutsche bejahen die Aussage, dass das »Boot voll« sei und die Bundesrepublik mit seiner medial bespielten »Willkommenskultur« am Ende ist.

47 Prozent stimmen der Aussage zu, dass im eigenen Land bereits zu viele Ausländer seien, was einen Anstieg um drei Prozentpunkte gegenüber der Stimmungslage im Oktober des vergangenen Jahres bedeutet. Der französische Nachbar wie auch die Italiener teilen diese Ansicht allerdings bereits seit Beginn der Immigrantenflut.

Stimmungsumschwung bei SPD- und Grünen-Anhängern

Interessant ist der Stimmungsumschwung innerhalb der jeweiligen Parteizugehörigkeit. So änderte sich vor allem bei SPD-Anhängern und Wählern der Grünen die anfängliche Jubelstimmung gründlich.

Unter den SPD-Anhängern sprechen sich zwar mit 37 Prozent immer noch relativ wenige Genossen gegen die ungebremste Immigrationsaufnahme aus. Jedoch haben sich die Refugee-welcome-Skeptiker im Vergleich zum Monat September nahezu verdoppelt.

Bei den immigrationsaffinen Grünen zeigt sich ein noch krasseres Bild: Konnten im Herbst letzten Jahres nur sieben Prozent der Grünen der überbordenden Willkommenskultur nichts abgewinnen, so sprechen sich nun 20 Prozent mehr grüne Genossen für einen Aufnahmestopp aus und rüsten auf 27 Prozent Zuwanderungsskeptischen in den eigenen Reihen auf.

Im konservativen Lager gab es bei den CDU-Wählern wenig Veränderung. Die Zahl der Skeptiker soll laut Studie von 36 auf 37 Prozent angestiegen sein.

Bei stabilen 86 Prozent verharren Anhänger der Alternative für Deutschland (AfD), die eine weitere Aufnahme von Immigranten für nicht verkraftbar halten.


79 Prozent sind sich sicher: Durch Immigration kommen IS-Terroristen

Der Aussage »Unter den Immigranten, die derzeit nach Europa kommen, befinden sich auch potenzielle Terroristen des Islamischen Staates« stimmten 79 Prozent der Deutschen zu.

Nach den grauenhaften Erfahrungen des islamischen Terrors in Paris und zuletzt in Brüssel sowie nach den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht 2015/16 durch arabischstämmige Immigranten hat sich die Einschätzung der Deutschen für diese Gefahrenlage jener der Franzosen und Italiener angepasst.

Hier geben über 85 Prozent der Befragten an, dass die massive Immigration aus dem arabischen Raum von dschihadistischen Terroristen genutzt werde, um nach Europa zu gelangen.

Müssen wir helfen?

Konkret wurde danach gefragt, ob das jeweilige Land eine Verpflichtung habe, Immigranten, die vor Krieg und Elend fliehen, aufzunehmen.

Das Bedürfnis, Millionen von mehrheitlich muslimischen Menschen in Deutschland aufzunehmen, die wegen Misswirtschaft, politischer Fehlentwicklung und religiöser Rückständigkeit aus ihren Ländern auswandern, haben immerhin noch 72 Prozent der befragten Deutschen.

Der Glaube, eine unüberschaubare Zahl von schlecht bis gar nicht ausgebildeten, dem westlichen Kulturkreis meist ablehnend gegenüberstehenden Menschen integrieren und finanzieren zu können, speist sich bei den meisten Befürwortern aus der vermeintlich guten wirtschaftlichen Lage Deutschlands.

Weniger philanthropisch, aber mit noch relativ hohen Zustimmungswerten sehen 69 Prozent der Italiener diese Verpflichtung. Nur noch 56 Prozent der Franzosen mögen anerkennen, dass ihr Land eine moralische Verpflichtung hat und den Rest der instabilen muslimischen Welt aufnehmen muss.

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