FT: „Wirtschaftliche Schwierigkeiten hindern Putin nicht daran, die Weltordnung zu verändern“


FT: „Wirtschaftliche Schwierigkeiten hindern Putin nicht daran, die Weltordnung zu verändern“
Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten sei es Wladimir Putin gelungen, beachtliche Erfolge in der internationalen Arena zu verbuchen, schreibt die britische Zeitung „Financial Times“ in einer Analyse zur Rolle Russlands in der Geopolitik. Russland sei keine schwache „Regionalmacht“ mehr. In letzter Zeit seien Moskaus Ambitionen vielfältiger geworden. Heute sei das Land wieder in der Lage, den Herausforderungen durch den Westen die Stirn zu bieten.
 

Das Pentagon behauptet, dass Moskau die etablierte Weltordnung zu verändern versuche und die Hauptgefahr für die Vereinigten Staaten darstelle. Gleichzeitig glaubt der US-Präsident, dass Russland ausblute. Ihm sekundieren viele westliche Analysten, indem sie die Russische Föderation eine „hohle Supermacht“ nennen, die keine deutliche Strategie hat. Wer hat Recht?

Die „Financial Times“ (FT) glaubt, dass beide Charakteristiken stimmen. Die russische Wirtschaft flaut tatsächlich ab: Das wirtschaftliche Potential und der Verteidigungsetat des Landes ist um das Mehrfache geriner, als in den USA. Doch wie dem auch sei, der russische Staatschef bewältige die zahlreichen Probleme – ob im In- oder im Ausland – ziemlich gut:

„Putin ist seit knapp zwei Jahrzehnten an der Macht. Er widersetzt sich der NATO-Erweiterung im postsowjetischen Raum. Im Nahen Osten hat er sich als Fachmann im Abschließen von Abkommen bewährt“, schreibt die "Financial Times".

In der Syrien-Krise habe der russische Staatschef "Meisterschaft, Entschlossenheit und Besonnenheit" an den Tag gelegt, so die FT und argumentiert weiter:

„In Bezug auf viele Aspekt kann man sagen, dass Russland in den Nahen Osten zurückgekehrt ist. Es befindet sich mitten im verwickelten Netz, das nicht nur Syrien sondern auch viele andere, direkt oder indirekt in den umfangreichen regionalen Konflikt involvierte Seiten, darunter auch die USA, umspannt. Der Kreml kann sicherlich die Probleme der Region allein nicht lösen. Aber wer vermag das überhaupt? Heutzutage sind diese Probleme ohne Moskau nicht zu lösen“, stellt das Blatt fest.        
Die Situation in Syrien habe gezeigt, dass Russland, das man in den 1990er Jahren als „Regionalmacht“ abgetan habe, heutzutage über eine starke Armee verfüge und bereit sei, sie einzusetzen. Das bedeute allerdings nicht, dass sich Moskau auf neue militärische Abenteuer einlasse, meint der Autor des Artikels und bemerkt, dass sich der Kreml den „roten Linien“ der NATO dicht genähert habe, ohne sie zu überschreiten. Die Ukraine und Georgien hätten keine Garantien von der Allianz bekommen, und Putin habe alles Mögliche getan, damit sie solche Garantien nicht bekämen.


Das Blatt nimmt an, dass der russische Präsident die NATO im Baltikum weiter herausfordern werde. Aber nicht in militärischer Hinsicht. Er besitze ein anderes Instrumentarium, bestehend aus Cyberattacken, wirtschaftlichen Boykotten und nuklearen Bedrohungen. „Diese Instrumente sind verhältnismäßig billig. Er kann sie sich leisten“, argumentiert die „FT“.
  
Die Hoffnungen, dass wirtschaftliche Schwierigkeiten und Sanktionen die Pläne des Kreml durchkreuzen könnten, hätten sich als falsch erwiesen. Das Bild des schwachen Russland abseits der internationalen Arena gehöre der Vergangenheit an, betont die britische Zeitung:
„So war Russland in den 1990er Jahren, in der Epoche, an die viele Zeitgenossen nicht erinnert werden wollen. Heute sind Moskaus Ambitionen vielfältiger. Das Land hat mehr Ressourcen und Bereitschaft, auf Herausforderungen seiner Gegner symmetrisch zu antworten. Eben das hat Herr Putin in Syrien gezeigt. Es wäre logisch zu erwarten, dass er das wiederholten könnte.“

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