Ahmadiyya-Gemeinde: Der Wolf im islamischen Schafspelz

Birgit Stöger

Die muslimische Ahmadiyya-Muslim-Jamaat-Gemeinde (AMJ) ist weiter auf dem Vormarsch und möchte noch in diesem Jahr für ihre geplante Moschee inklusive elf Meter hohem Minarett den Grundstein in Erfurt gelegt wissen. Der Umgang mit der streng islamischen Gemeinschaft zeigt eine gefährliche Unkenntnis über islamische Strömungen in Deutschland auf.



Die Diskussion um den neuen Moscheebau in Erfurt durch die Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft, der erste Neubau einer Moschee in Thüringen, entfacht einmal mehr die Diskussion. Nachdem in weiten Teilen der Bevölkerung die Vorbehalte gegenüber dem Islam immer lauter artikuliert werden und dies auch eine Mehrheit der Einwohner des betroffenen Erfurter Stadtteils Marbach bei der Vorstellung der Moscheepläne so kommunizierte, rückt die islamische Ahmadiyya-Gemeinde wieder ins Blickfeld.

Von politischer Seite befürworten die links-rot-grünen Verantwortlichen den AMJ-Moscheebau. Der Ministerpräsident des Bundeslandes, Bodo Ramelow (Die Linke) nannte den geplanten Moschee-Neubau eine Selbstverständlichkeit.

Er bemühte einmal mehr die im Grundgesetz verankerte Glaubens- und Religionsfreiheit, die nach Ansicht Ramelows offensichtlich den ungehinderten Bau von Moscheen beinhaltet. Ebenso kritik- und vorbehaltlos sprechen sich die beiden großen Kirchen Thüringens für »würdige Räume« in Form einer Moschee aus. Die AfD kündigte am Dienstag auf einer Pressekonferenz an, sich an die Spitze von Protesten gegen den Moscheebau der Ahmadiyya-Gemeinde stellen zu wollen, und warnte vor einer »falsch verstandenen Toleranz« im Umgang mit dem Islam.

Unverstellter Blick auf den angeblichen »Reform-Islam« der Ahmadiyyas

Die Gegenwehr betroffener Bürger und Kritiker wird von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) als »Abendlandpanik für Deutschland« belächelt. Die FAZ wie auch islamverliebte Befürworter preisen die AMJ als »demokratiefreundliche« und »integrationswillige« Islamvereinigung.

Bei genauerer Betrachtung bietet sich jedoch ein anderes Bild der angeblichen islamischen Reformbewegung. Ihr Endziel ist die Errichtung eines Kalifats. Die islamische Sondergemeinschaft, die sich in den 1880er-Jahren in Indien gründete und nach ihrem Führer Mirza Ghulam Ahmad benannt ist, zählt sich offiziell zur Umma – also zur Gemeinschaft der Muslime – und fühlt sich den islamischen Rechtsquellen – Koran, Sunna und Hadith – fest verbunden.

Kritiker stufen die AMJ als eine militante Bewegung ein, die innerhalb von 300 Jahren den Sieg ihres Islams über alle anderen Religionen anstrebt. Durch die weltweite Ausbreitung besitzt die Ahmadiyya Muslim Jamaat nach eigenen Angaben über 200 Millionen Mitglieder und ist in 190 Ländern mit 14 000 Kalifats-Stützpunkten, genannt Moscheen, vertreten.

Das 100-Moscheen-Projekt für Deutschland

1989 – anlässlich des 100. Jubiläums der Ahmadiyya – wurde für Deutschland das 100-Moscheen-Projekt ausgerufen. Auf Wunsch des Enkels des Sektengründers sollten innerhalb von zehn Jahren 100 Moscheen in Deutschland errichtet werden. Für Europa wünschte sich der Kalif den Bau von 2500 Moscheen bis 1999. Nachdem jedoch erkannt wurde, dass das angestrebte Ziel zeitlich nicht realisierbar sein würde, wurde vereinbart, jährlich fünf Moscheen bis 2010 zu bauen. Zudem verabredete man, als weiteres Ziel Hinterhofmoscheen und angemietete Objekte aufzugeben und stattdessen nach außen hin erkennbare Moscheen zu gründen.

Der Realisierung des 100-Moscheen-Projekts mittlerweile erfolgreich nahe gekommen, erreichte die muslimische Ahmadiyya-Vereinigung zudem die rechtliche Gleichstellung durch die hessische Landesregierung. Seit Mitte Juni 2013 war damit erstmalig in Deutschland eine muslimische Vereinigung als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt und ist seither berechtigt, eigene Steuern zu erheben, islamische Friedhöfe zu betreiben und bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht an hessischen Grundschulen zu begleiten.

Ahmadiyya-Gemeinde: Beim besten Willen kein Partner eines demokratischen Rechtsstaates

Diese rechtliche Gleichstellung veranlasste die Giordano-Bruno-Stiftung zur harschen Kritik. Die Stiftung, die sich nach Eigendarstellung die Förderung des evolutionären Humanismus zum Ziel gesetzt hat und in deren Beirat 2011 Hamed Abdel-Samad berufen wurde, bezieht sich in ihrer Kritik unter anderem auf eine der zentralen Glaubensaussagen der AMJ-Gemeinde: »Wer Gott verlässt, ist ein Insekt und kein Mensch!« Die humanitäre Vereinigung vertritt die Ansicht, dass »eine religiöse Gruppierung, die solche Überzeugungen noch immer offen propagiert, beim besten Willen kein Partner eines demokratischen Rechtsstaates sein kann«.

Die Kritik der Giordano-Bruno-Stiftung scheint mehr als berechtigt. Auch wenn der breiten Öffentlichkeit die Gemeinde der Ahmadiyya als gemäßigte Muslime verkauft wird, sehen die Ahmadiyya selbst keinen Unterschied zu anderen islamischen Bewegungen. Um die »Vorherrschaft des Islam« Wirklichkeit werden zu lassen, unternimmt die AMJ erhebliche Missionsanstrengungen. Der Missionseifer der Ahmadiyya gründet sich in der Vision ihres Führers von der »Eroberung Europas für den Islam«.

»Politreligion und totalitäre Ideologie«

Die 2010 verstorbene Erziehungswissenschaftlerin Dr. Hiltrud Schröter befasste sich erschöpfend mit den Kulturkonflikten zwischen dem Islam und der westlichen Gesellschaft. In ihren Veröffentlichungen, in Interviews und tagesaktuellen Stellungnahmen zum Kopftuchstreit und zur Akzeptanz von Moscheebauten in Deutschland vertrat Hiltrud Schröter eine offensiv formulierte Ablehnung des Islams, den sie als »Politreligion und totalitäre Ideologie«, als »Gesellschaftsideologie mit Überlegenheits- und Herrschaftsanspruch« und »drittes totalitäres System nach Faschismus und Kommunismus« charakterisierte. Schröter sah in den Bestrebungen der Ahmadiyya den Versuch, die freiheitlich-demokratische Grundordnung abzuschaffen und die Einrichtung des Kalifats mit Scharia-Recht voranzutreiben.

Die bekannte SPD-Politikerin Lale Akgün forderte in einem Fernsehbeitrag von Report Mainz, dass die Politik dadurch, dass sie auf das Propagandainstrument »Reformislam« durch die Ahmadiyya-Gemeinde hereingefallen sei und diese dann zum Partner erklärt habe, über viele Verfehlungen einfach hinweggesehen habe.

»Deutschland ist die Basis für die Missionierung beziehungsweise Eroberung«

Laut Schröter werde eine Doppelstrategie angewandt: Anpassung und Integration einerseits, Machterweiterung der Führung andererseits. Die Ahmadiyya-Gemeinde argumentiere wie eine Sekte, zum Beispiel Scientology. Und so behaupte die Bewegung, ihre Lehre sei auf dem Stand moderner Wissenschaft und Rationalität, und bediene sich bei ihrer Selbstdarstellung der Methoden der Propaganda. Zu ihrer Selbstinszenierung gehöre die Behauptung, sie sei der »Reformislam«. Dies führe zu weit verbreiteten Fehleinschätzungen, auch weil die Medien die Propaganda unkritisch referierten und Politiker ihr Glauben schenkten. Wahr ist indes:

Die Geschlechterordnung der AMJ folgt islamisch-fundamentalistischen Prinzipien: Geschlechtertrennung in der Öffentlichkeit: So dürfen zum Beispiel Mädchen nicht gemeinsam mit Jungen am Sportunterricht teilnehmen. Hinzu kommen Verschleierung der Frauen, Sexualität nur in der Ehe, Monogamie für die Frau und Erlaubnis der Polygamie für den Mann. Ehen werden arrangiert und dürfen nur innerhalb der Ahmadiyya-Gemeinde geschlossen werden.

Der Ahmadiyya-Islam sei eine Politreligion und eine Herrschafts- und Gehorsamsreligion, die mit »Legalitätstaktik«, Doppelstrategie und Finanzkraft eine islamische Ordnung im Sinne ihrer herrschenden Dynastie errichten will. Dazu gehören der schnelle Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit wie auch die weltweite Propaganda in den Medien, besonders in MTA, Muslim Television Ahmadiyya, dem eigenen Satellitenfernsehen weltweit. Deutschland ist die Basis für die Missionierung beziehungsweise Eroberung, so Dr. Hiltrud Schröter.

»Schweinefleisch macht schwul«

Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde wurde 2007 einer größeren Öffentlichkeit bekannt, als das Gemeinde-Oberhaupt Mirza Tahir Ahmad die Äußerungen eines muslimischen Studenten verteidigte, dass es einen Zusammenhang zwischen Schweinefleischverzehr und Homosexualität gebe.

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) kritisierte damals, dass islamische Fundamentalisten verstärkt gegen Homosexuelle hetzen würden. Das beginne bei der Gleichsetzung mit Schweinen und reiche sogar bis zu Mordaufrufen. Der Verband warnte davor, »Jugendliche mit solchen Weltbildern« zu erziehen.

Insider: »Erpressung und Handel auf Kosten von Flüchtlingen«

Ende 2014 sah sich die Ahmadiyya-Gemeinschaft in Frankfurt dem Vorwurf ausgesetzt, pakistanische Flüchtlinge systematisch auszubeuten. Die Gemeinde lasse sich Bescheinigungen, die in Asylverfahren bei deutschen Behörden vorgelegt werden müssen, teilweise hoch bezahlen. Sowohl Report Mainz als auch dem Spiegel lagen ähnliche Vorwürfe vor.

Mehrere Aussteiger sowie Insider sprachen in diesem Zusammenhang von »Erpressung« und »Handel« auf Kosten von Flüchtlingen.

»Das ist mehr Geschäft als Religion«, sagt ein ehemaliges Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinde. In einem internen Vermerk aus dem Integrationsbüro des Landkreises Groß-Gerau, einem der Ballungszentren der Ahmadiyya, heißt es, die Bescheinigungen seien »eine Lizenz zum Gelddrucken«. Die Pressestelle der Ahmadiyya Deutschland in Frankfurt dementierte und wies die Vorwürfe zurück.

Anhand der muslimischen Ahmadiyya-Muslim-Jamaat-Gemeinde (AMJ), die der deutschen Öffentlichkeit als gemäßigter Reformislam verkauft wird, zeigt sich einmal mehr, dass ein kritischer und ideologisch unverstellter Blick auf den politischen Islam notwendiger denn je ist. Im sächsischen Chemnitz hatte die Stadt kürzlich einen Bauvorantrag für eine Ahmadiyya-Moschee abgelehnt.

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