Türkei: Erstmals lehnt ein Dorfvorsteher eine Einladung Erdogans ab

Das Oberhaupt der Dorfgemeinde Çarşı in der türkischen Provinz Trabzon, Gökhan Bahadır, hat die Einladung von Präsident Recep Tayyip Erdogan zum traditionellen Treffen der Dorfvorsteher der Türkei abgelehnt. Zum ersten Mal verweigert ein Dorfvorsteher eine Einladung Erdogans.

Dorfvorsteher Gökhan Bahadır
Dorfvorsteher Gökhan Bahadır

Laut einer Meldung der Zeitung Cumhuriyet hat Bahadır seine Absage folgendermaßen erläutert:
„Die Hauptpflicht des Präsidenten ist es, gemäß den Verfassungsnormen zu handeln, die Sicherheit der Grundlagen des Grundgesetzes zu gewährleisten. Aber er erkennt die Verfassung nicht an, er respektiert sie nicht“, sagte Bahadır.



Dem Dorfvorsteher zufolge muss Erdogan politische Neutralität zeigen, aber „80 Millionen Einwohner des Landes sehen, dass der Präsident das nicht tut“. Dabei bringe Erdogan die Türkei in den Abgrund einer Krise und der Instabilität, betonte er.

Ein Dorfvorsteher sei jemand, der keiner politischen Partei angehöre und keine politischen Ziele verfolge. Er dürfe keine politischen Vorlieben haben. Auch der Präsident müsse neutral in dieser Hinsicht sein. „Dennoch steht im Amt des Staatschefs schon seit zwei Jahren ein parteiischer Präsident“, so Bahadır.

Was die Ablehnung der Einladung Erdogans zum Treffen der Dorfvorsteher betrifft, sagte er, dass er in diesem Zusammenhang befürchte.

„Wovor soll ich Angst haben? Alle sagen mir, dass Präsident Erdogan sogar den Premier entlassen hat, und niemand konnte etwas tun. Sie werden auch dich entlassen. Dann sollen sie das machen. Ich wurde auch vom Volk gewählt, und ich bin ein Vertreter des Volkes. Ich will kein gehorsamer Bock sein“, erläuterte der Mann.

Laut Bahadır hat Erdogan solch ein System in der Türkei geschaffen, in dem „Beamte nicht in der Lage sind, etwas für die Entwicklung des demokratischen Verwaltungssystems zu tun“.

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