Neuestes IS-Propagandavideo: Kleines Mädchen veranstaltet Scheinenthauptung

Auch in seinem neuen Propagandavideo greift die Terrormiliz des Islamischen Staates (IS) auf die immer häufiger eingesetzte Taktik zurück, Kinder zu benutzen, um die IS-Botschaft zu verbreiten. In diesem Fall handelt es sich um ein Mädchen, das einer Puppe mit einem Messer den Kopf abtrennt, um die Tötung »Ungläubiger« symbolisch darzustellen. Viele dieser oft kleinen Kinder sterben später als Selbstmordattentäter.



In dem Video ist eine Person von der Größe eines Kindes zu sehen, die einen sogenannten »Niqab«, einen Gesichtsschleier, trägt. Zusammen mit der Burka wird der Niqab vor allem in konservativen muslimischen Ländern getragen und dient der Vollverschleierung.

Das Mädchen in dem Video beginnt dann, mit hoher Stimme zu singen. Sie verspricht, Ungläubige »auszulöschen« und zu »terrorisieren« und den Dschihad in andere Länder zu tragen. Als Zeichen ihrer Entschlossenheit führt sie mit einem Messer Stöße in Richtung der Kamera aus. Nachdem sie zu singen aufgehört hat, kniet sie sich nieder, ruft laut »Allahu akbar!« und beginnt, der Puppe den Kopf abzuschneiden.

Es ist nicht bekannt, wo und wann dieses Video aufgezeichnet wurde, aber es wurde in der vergangenen Woche über den Sofortnachrichtendienst Telegram ausgestrahlt. Dieses Nebeneinander von Gewalt und Kindern dürfte viele Zuschauer schockieren, aber der IS empfindet einen perversen Stolz daran, junge Menschen in seiner Ideologie zu indoktrinieren. Es ist allerdings nicht immer klar ersichtlich, ob die jungen Rekruten freiwillig vor der Kamera auftreten oder dazu gezwungen wurden.

Viele der Videos weisen große Ähnlichkeit mit diesem zuletzt ausgestrahlten Clip auf: Sie zeigen kleine Kinder, die vor der Kamera, oft in anderen Sprachen als Arabisch, Drohungen ausstoßen. Oft handelt es sich um Kinder erwachsener IS-Rekruten aus westlichen Ländern. Aber einige Ereignisse aus den letzten zwölf Monaten sind allerdings sehr alarmierend und beunruhigend.

So jagte der vierjährige Isa Dare mit dem Druck auf einen Auslöser einen mit Sprengstoff vollbepackten Wagen in die Luft, in dem sich drei angebliche »Spione« befanden. Isa Dare trägt den Spitznamen »Dschihad junior« und ist der Sohn der britischen Konvertitin Grace »Chadija« aus dem Südosten Londons, die 2013 nach Syrien einreiste und dort den schwedischen islamistischen Kämpfer Abu Bakr heiratete.

In einem anderen Video aus der gleichen Zeit wird ein kleiner Junge gezeigt, der einen Mann enthauptet. In einem weiteren Video verabschiedet sich ein elfjähriger Junge von seinem Vater, während sie beide einen Lastwagen inspizieren, der für einen Selbstmordanschlag benutzt werden soll. Der Junge mit dem Namen »Abu Imara al-Omri« steuert das Fahrzeug dann in eine Gruppe von Soldaten, die auf Seiten der syrischen Regierung kämpfen, und tötet damit sich und andere.

Diese Videos und andere Botschaften dieser Art sind keine Einzelfälle oder »Ausrutscher«, sondern stehen für eine bewusste, routinemäßig eingesetzte Taktik des IS.

Das Combat Terrorism Center der amerikanischen Militärakademie West Point berichtete im Februar, in den 13 Monaten zwischen dem 1. Januar 2015 und dem 31. Januar 2016 hätten 89 Kinder als Märtyrer des IS »Unsterblichkeit erlangt«, wie es in der menschenverachtenden Ideologie des IS heißt. Die meisten dieser Kinder starben bei Selbstmordattentaten oder Überraschungsangriffen, bei denen die Kindersoldaten ein Ziel angreifen, indem sie sich selbst in unmittelbarer Nähe zu ihren »Feinden« in die Luft sprengen.

In den vergangenen Monaten ist die Zahl solcher Anschläge deutlich angestiegen. Möglicherweise sieht sich der IS zu einen solchen Vorgehen gezwungen, da er sich auf immer unerfahrenere Kämpfer verlassen muss, um seine militärischen Ziele zu erreichen. Zudem verschafft der Tod dieser Kinder dem IS größere Aufmerksamkeit. Kinder sind darüber hinaus leichter zu manipulieren und werden von den Kämpfern im Vergleich mit Erwachsenen oft als weniger wertvoll eingestuft – dies macht sie zu einem perfekten Werkzeug für Selbstmordanschläge.

In der letzten Zeit ist der IS durch die beiden ihn bekämpfenden Koalitionen unter massiven Druck geraten und hat in den vergangenen anderthalb Jahren etwa ein Viertel seines Territoriums und die Hälfte seiner Einnahmen aus dem Erdölverkauf eingebüßt.

Die von den USA unterstützte irakische Armee greift gegenwärtig die im Norden des Landes gelegene, größte IS-Hochburg Mossul im Rahmen einer umfassenden Offensive an. Gleichzeitig versuchen vor allem kurdische lokale Milizen, die den »Syrischen Demokratischen Kräften« zugerechnet werden, in Syrien gegen heftigen Widerstand die sogenannte »IS-Hauptstadt« Raqqa zurückzuerobern.

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