An diesem Tag, 30.09.1965: CIA-Massaker in Indonesien

Die USA kämpften im Kalten Krieg überall auf der Welt gegen kommunistische Bewegungen. Eine der weltweit größten kommunistischen Parteien mit zwei bis drei Millionen Mitgliedern war die Kommunistische Partei Indonesiens, Platz 3 nach den Regierungsparteien Chinas und der Sowjetunion. Die CIA inszenierte einen äußerst gut durchdachten Fake-Putsch, den man den Kommunisten anhängte, worauf das Militär Hunderttausende Anhänger einsperrte und umbrachte. Damit war die Ära des Kommunismus in Indonesien beendet.

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An diesem Tag im Jahr 1965 begann das Massaker in Indonesien, dem je nach Quelle zwischen 500.000 und drei Millionen Menschen zum Opfer fielen. Der Massenmord richtete sich gegen Anhänger der Kommunistischen Partei Indonesiens (PKI). Bis heute gab es keine Untersuchungen des Ereignisses und somit auch keine Aufarbeitung und Verurteilung der Verantwortlichen. Das Massaker folgte einem Putschversuch durch die Kommunisten im Land, heißt es, den indonesische Soldaten und verschiedene religiöse und politische Milizen blutig niederschlugen, was mit einer Auflösung der PKI endete. Seit 1959 herrschte Sukarno über Indonesien, 1963 ließ er sich zum Präsidenten auf Lebenszeit wählen.

Der wachsende Einfluss und die Militarisierung der PKI waren ein ernstes Problem für das Militär sowie für muslimische Bürger. Die Spannungen erhöhten sich bis Mitte der 1960er Jahre kontinuierlich. Letztendlich war die PKI mit zwei bis drei Millionen Mitgliedern und 15 Millionen Anhängern die drittgrößte kommunistische Partei der Welt – nach den führenden Parteien der Sowjetunion und Chinas. Begonnen hatte das Massaker mit einer Lüge: Sechs Generäle seien von Kommunisten entführt worden und „Weiber mit Messern“ hätten diese gefoltert, kastriert und brutal hingerichtet, so die Berichterstattung in der indonesischen Staatspresse. Auf diesem Wege sollte Stimmung gegen die PKI gemacht werden. Mit Erfolg: An der Beisetzung der Generäle beteiligten sich rund eine Million Bürger auf den Straßen Jakartas. Das Ganze war jedoch eine äußerst geschickt inszenierte Kette von Ereignissen durch den US-Geheimdienst CIA und das Außenministerium Großbritanniens, das bereits im Dezember 1964 in einem Dokument erklärte: „Ein Staatsstreich der PKI wäre die beste Lösung für uns – vorausgesetzt, er scheitert.“



Die CIA spielte laut zahlreichen Berichten und Aussagen Offizieller, darunter dem damaligen indonesischen Luftwaffenchef Omar Dani, die entscheidende Rolle beim Massenmord. Bereits im Jahr 1962 wurde in einem CIA-Memorandum erwähnt, dass es „umfangreiche Kontakte zwischen antikommunistischen Armeeoffizieren und dem US-Militär“ gebe und man dort schon über 1.200 Offiziere ausgebildet habe. Der sogenannte „Rat der Generäle“, eine rechtsgerichtete Militärclique innerhalb der indonesischen Armee, wurde von der CIA gegründet und finanziell unterstützt. Einige Offiziere, von denen viele in den USA ausgebildet wurden, trafen sich 21. September 1965 mit den ranghöchsten Militärs in Jakarta und präsentierten einen Plan, nach dem die Regierung am 5. Oktober 1965 gestürzt werden sollte. Als Präsident Sukarno davon erfuhr, berief er seinen treu ergebenen Oberstleutnant Untung ein. Dieser bildete hastig die „Bewegung des 30. September“, um der Bewegung durch den Rat der Generäle mit einer inszenierten Revolution zuvorzukommen. Untung ließ die Generäle verhaften, liquidierte jene, die Widerstand leisteten, und lieferte den Rest an kommunistische Gangs aus, welche die Generäle bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten.

Verantwortlich für die gescheiterte Fake-Revolution wurden die Kommunisten gemacht, auch wenn diese überhaupt nichts mit dem Putschversuch zu tun hatten. Global Research schreibt: „Obwohl die PKI überhaupt nichts mit der Bewegung zu tun hatte, machten die Generäle die Partei dafür verantwortlich. Dies geschah auf der Grundlage von Protokollen und von Verhören von Teilnehmern der Bewegung, welche noch nicht hingerichtet worden waren. In Anbetracht dessen, dass die Armee standardmäßig Folter bei Verhören einsetzte, sind die Aussagen der Verdächtigen anzuzweifeln.“ Ein entsprechender CIA-Bericht, der darauf basierte, sei „so zuverlässig wie ein Text der Inquisition über die Hexerei.“ Die Vorstände der PKI wussten dem Bericht zufolge selbst nichts von der sogenannten „Bewegung des 30. September“. Ein Putsch wäre aus Sicht der PKI zudem völlig unnötig gewesen, da die Partei durch ihre hohe Anzahl an Mitgliedern bereits eine gewichtige Stimme im politischen Geschehen des Landes darstellte.

Stabschef der indonesischen Armee war zu dieser Zeit Suharto (in Indonesien sind Einzelnamen keine Seltenheit), der im eigentlichen Fokus der CIA stand und die „Gegenrevolution“, also den Massenmord, anführte und damit das Land vom Kommunismus säuberte. Damit brach der Kommunismus als eine der drei Säulen in Indonesiens Politik weg, von nun an existierten nur noch das Militär und der politische Islam. Bis zu 1,5 Millionen Kommunisten saßen zeitweise aufgrund ihrer politischen Gesinnung hinter Gittern, mindestens 500.000 Menschen wurden von Soldaten und Paramilitärs hingerichtet. Einige Schätzungen gehen sogar von bis zu drei Millionen Todesopfern aus. Allerdings ist dies sehr schwer nachprüfbar, da die offizielle Version der Geschehnisse, nämlich dass die Kommunisten einen Putsch durchführten, „der nach hinten los ging“, bis 1998 gesetzlich verankert war und bis heute nicht anders gelehrt wird.


Die amerikanische Politik unterstützte das Massaker in Indonesien, wie etwa Staatssekretär Alexis Johnson vom US-Außenministerium: „Die Zurückdrängung der kommunistischen Flut im großen Land Indonesien wird wahrscheinlich neben dem Vietnamkrieg als einer der historisch bedeutendsten Wendepunkte in Asien in diesem Jahrzehnt gewertet werden.“ Die Times schrieb von der „besten Nachricht aus Asien seit Jahren“, im selben Artikel wurde über „das heiße Blutbad, das 400.000 Leben kostete und kaum jemand bemerkte“ frohlockt. Grundsätzlich feierte die westliche Presse das Ereignis als „Sieg über den Kommunismus.“ Indonesiens US-Botschafter Marshall Green sagte später gegenüber dem amerikanischen Vizepräsidenten Hubert H. Humphrey, dass in einem „Blutbad“ 300.000 bis 400.000 Menschen getötet worden seien. In Australien sagte er 1973: „Wir taten was wir tun mussten, und seien Sie lieber froh, dass wir das taten, denn wenn nicht, dann wäre Asien heute ein anderer Ort.“ Ein klassisches Geständnis.

Die größte Gewalt endete noch im Jahr 1965, doch tobten weiterhin Proteste im Land. Der Plan der CIA war damit allerdings noch nicht vollbracht. Präsident Sukarno genoss weiterhin Loyalität von großen Teilen der Streitkräfte als auch von der Bevölkerung. Suharto, der beste Kontakte in die USA pflegte und als neues Staatsoberhaupt vorgesehen war, hielt sich zunächst noch zurück. Sukarno bedrohte alle Widersacher mit dem Militär und die Medien verbreiteten wildeste Propaganda. Durch das Wegbrechen der PKI gewann das Militär enorm an Macht und saß nun in höchsten Regierungspositionen. Am 1. Februar 1966 wurde Suharto zum Generalleutnant befördert. Am 11. März 1966 übertrug Sukarno wichtige Teile seines Amtes über das Parlament und Armee auf Suharto, um alles nötige zu tun, um die Ordnung wieder herzustellen. Dieser nutzte die Gelegenheit und ließ Sukarno nur einen Tag später entmachten. Von nun an war Suharto der neue Präsident Indonesiens.

Doch nicht nur die Beseitigung des Kommunismus und die Etablierung einer Marionettenregierung war der Grund für den Putsch in Indonesien. Das Land war reich an Öl und andere Bodenschätzen. Im Jahr 1967 wurde in Genf eine Konferenz veranstaltet, auf der Großunternehmen die Bodenschätze des Landes unter sich aufteilten. Dies erinnert ein wenig an die Ereignisse im Irak und später auch in Libyen nach der Jahrtausendwende. Zudem wurden große Waffendeals mit US-Rüstungsunternehmen abgeschlossen.

Suharto pflegte beste Kontakte zu westlichen Politikern. Die USA waren nun der größte Handelspartner Indonesiens, in westlichen Medien beschrieb man ihn als „bescheiden“ und „vertrauenswürdig“. Vor allem zum deutschen Kanzler Helmut Kohl pflegte Suharto beste Beziehungen: Kohl besuchte Indonesien als Kanzler viermal, die beiden wurden auch privat enge Freunde. Durch die tobende Asienkrise und ein Pogrom an der chinesischen Minderheit Indonesiens, das von seinem Schwiegersohn angeführt wurde, trat Suharto nach über 30 Jahren Herrschaft von seinem Amt zurück. Er verstarb 2008 in Jakarta.

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