Deutsche Bank: Kein echtes Gold mehr

Die Deutsche Bank soll entgegen den Zusagen im Produktprospekt nicht in der Lage sein, Anlegern in Xetra-Gold-ETCs den Umtausch ihrer Schuldverschreibungen in physisches Gold zu gewährleisten.

Foto: Agnico-Eagle - Agnico-Eagle Mines Limited -  CC0 1.0 Universal (CC0 1.0) Public Domain Dedication
 
Die Deutsche Bank soll entgegen den Zusagen im Produktprospekt nicht in der Lage sein, Anlegern in Xetra-Gold-ETCs den Umtausch ihrer Schuldverschreibungen in physisches Gold zu gewährleisten. Foto: Agnico-Eagle - Agnico-Eagle Mines Limited - CC0 1.0 Universal (CC0 1.0) Public Domain Dedication
 
Kunden, die in das ETC-Produkt Xetra-Gold investiert haben, sind mit Problemen konfrontiert, wenn sie das Edelmetall in physischer Form beziehen wollen. Dies meldet eine deutsche Internetplattform für Finanzanalysen. 
 
Keinen Grund zur Freude hat zurzeit die Deutsche Bank.

Als Xetra-Gold bezeichnet die Deutsche Börse Commodities GmbH ihr Wertpapier, mittels dessen Anleger seit dem Jahr 2007 schnell und bequem in Gold investieren können. Es handelt sich bei dem Titel um eine so genannte Exchange-traded Commodity (ETC).

Das Wertpapier bildet exakt jenen Preis ab, den ein Gramm des Edelmetalls an den internationalen Rohstoffmärkten erzielt. Die Deutsche Börse Commodities GmbH wiederum ist ein Joint Venture der Deutschen Börse AG und verschiedener Banken wie der Deutschen Bank und der Commerzbank.  Anleger, so bewerben die Geldinstitute das Angebot, hätten jederzeit die Möglichkeit, ihr Xetra-Gold gegen echtes Gold einzutauschen. Ein Gang in eine beliebige Filiale der beteiligten Banken soll dafür ausreichen. Durch die Deckung mit physischem Gold soll zudem sichergestellt werden, dass die Wertpapiere nicht unter den Preis ihres Nennwerts fallen könnten.

Doch ausgerechnet Kunden der größten in die Auflage der ETC involvierten Bank – der Deutschen Bank – sehen sich nun mit Problemen konfrontiert, wenn sie ihr Papiergold gegen reales Edelmetall eintauschen wollen. Dies berichtet der Finanzanalysedienst Godmode-Trader.de.

Die Webseite meldete gestern, dass mindestens eine Niederlassung des Frankfurter Finanzriesen besagten Service nicht länger anbietet. Hintergrund der Entscheidung seien "Gründe der Firmenpolitik". Godmode-Trader ließ offen, ob andere beteiligte Banken den Umtausch weiter anbieten. Die Deutsche Börse Commodities GmbH betont aber, sie stehe in solchen Fällen "immer als Ansprechpartner zur Verfügung".


Anhand der Anzahl der ausgegeben Wertpapiere in Xetra-Gold lässt sich errechnen, dass das Joint Venture über 85 Tonnen physischen Goldes verfügen müsste, um allen Eignern der damit korrespondierenden Wertpapieren die versprochene Deckung bieten zu können. Bis dato wurden eigenen Angaben zufolge 4,5 Tonnen bereits an Anleger ausgeliefert.

Insgesamt 900 Kunden nahmen bislang das Angebot zum Umtausch wahr. Da dies nur ein kleiner Prozentsatz aller tatsächlichen Investoren ist, könnte das Angebot die emittierenden Banken durchaus dazu motivieren, es mit der ursprünglichen Zusage nicht immer ganz genau zu nehmen. Denn wenn, wie es aussieht, ohnehin nur ein Bruchteil der Kunden physisches Gold erhalten will, würde es nicht unbedingt auffallen, wenn die Geldhäuser nur einen begrenzten Bestand an Goldvorräten bereithalten und die dafür vorgesehenen Münzen und Barren anderweitig anlegen. Insofern erscheint es aber auch als nachvollziehbar, dass nach der Ankündigung der Deutschen Bank, ihren Umtausch-Service einzustellen, auch Spekulationen dieser Art im Internet Verbreitung finden.

Das einst weltweit renommierte Geldhaus sorgt ohnehin zunehmend für Negativschlagzeilen. Im Juni 2016 vermochte die Deutsche Bank einen Banken-Stresstest in den USA nicht zu bestehen. Ende Juli folgten ein Gewinnrückgang von 98 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres sowie die Ankündigung, 9.000 Stellen abzubauen. Das Bankhaus mit seiner 150-jährigen Geschichte wird unterdessen immer wieder als Übernahme- oder Pleitekandidat gehandelt.

Analysten gehen davon aus, dass ein Zusammenbruch der Deutschen Bank eine neue weltweite Finanzkrise auslösen könnte, die das Beben von 2008 noch weit in den Schatten stellen würde.

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