Ein Luftschlag gegen die Kommandoebene der
al-Nusra-Nachfolgeorganisation Dschabhat Fatih el-Scham könnte die
Position der Rebellen in der syrischen Stadt Aleppo entscheidend
geschwächt haben.
Bildquelle: Dschabhat Fatih al-Scham
Ein gezielter mutmaßlicher US-Luftangriff hat zwei
hochrangige Kommandeure der dschihadistischen al-Nusra-Front getötet.
Beobachter werten dies als Beginn von Phase 1 eines Waffenstillstands
unter russisch-US-amerikanischer Ägide in und um Aleppo.
Der Luftangriff traf am Donnerstag eine Gruppe von Anführern der Miliz Dschabhat Fatih el-Scham. Diese hatten sich zu einer strategischen Besprechung in der Provinz Aleppo versammelt. Türkische Medien informierten, dass im Rahmen des Treffens der Aufbruch der erneuten Einkesselung der Rebellen in Aleppo besprochen werden sollte.
Das der libanesischen Hisbollah zuzuordnende Nachrichtenportal Al Masdar schrieb, dass bei dem Angriff neben dem einflussreichen Syrer Abu Umar Sarakib auch andere Kommandeure getötet worden seien. Sarakib war der oberste Befehlshaber im Generalsrang für das von Ahrar al-Scham geführte Rebellenbündnis Dschaisch il-Fatah (zu Deutsch: "Eroberungsarmee").
Namentlich wird außerdem noch der Libanese Abu Chalid Lubnani erwähnt. Die türkische Tageszeitung Sabah spricht zudem vom Tod des Kommandeurs Abu Hadscher Humsiy. Der Luftangriff war der erste Schlag der USA gegen die Dschabhat Fatih el-Scham seit deren Abspaltungserklärung von al-Kaida im Juli. Inzwischen bestätigte Dschabhat Fatih al-Scham den Tod von Sarakib:
Syrische Quellen, die RT Deutsch kontaktierte, teilten das Bild von Sarakib nur Momente nach dessen Tod:
Dies hier soll ein seltenes Bild von Sarakib als Kommandant von Dschaisch il-Fatah sein, das im Micro-Bloggingdienst Twitter kursiert:
Bislang existieren keine Hinweise von offizieller Seite, wer den Luftangriff ausführte. Unbestätigte Berichte deuten auf die USA hin.
Dschabhat Fatih al-Scham war lange Zeit unter dem Namen al-Nusra-Front bekannt. Die al-Nusra-Front hat sich am 28. Juli dieses Jahres vom internationalen al-Kaida-Netzwerk losgesagt. In einer Rede erklärte damals der Anführer der dschihadistischen Organisation, Muhammed Dschulani, dass die Gruppe ihre Beziehungen zu ihren vormaligen Gönnern aufkündige und als syrische Organisation unter neuem Namen weiteroperieren werde.
Das neue Label ließ insbesondere die Russische Föderation und die USA unbeeindruckt. Das russische Außenministerium kommentierte in einer Erklärung:
Egal wie sich Dschabhat al-Nusra nun nennen mag: Sie wird eine illegale, terroristische Organisation bleiben, die kein anderes Ziel verfolgt als die Gründung eines islamischen Kalifats mit den grausamsten und barbarischesten Methoden."Der Schritt kommt zu einer Zeit, in der syrische Regierungstruppen sowie verbündete iranische, irakische und libanesische Schiiten-Milizen in den letzten Wochen signifikante Geländegewinne gegen die Opposition verzeichnet hatten. Die regierungsnahen Truppen eroberten das Viertel Ramoussah im Süden der Stadt Aleppo zurück. Damaskus konnte damit die von den Rebellen gehaltenen Gebiete der Stadt nach Wochen wieder einkesseln. Auch können die Regierungstruppen ihre Positionen im Westen der Stadt wieder auf dem kurzen Landweg versorgen. Zuvor mussten die Güter eine längere Route über den Norden Aleppos nehmen.
"Einheiten der Streitkräfte haben zusammen mit verbündeten Truppen die Gaswerke, die Gerberei, die Post und den Schlachthof in Ramoussah eingenommen", informierte eine syrische Militärquelle. Die syrische Armee festigt damit ihre Kontrolle über Aleppo. Zusammenstöße mit Kämpfern von Dschaisch il-Fatah halten allerdings im Süden der Stadt noch immer an.
In und um Ramoussah fanden in den vergangenen Monaten heftige Kämpfe statt. Anfang August nahmen die Rebellen zwischenzeitlich den Stadtteil ein, was einem Rückschlag für Damaskus gleichkam. Zuvor konnte die syrische Armee die letzte Versorgungsroute der Rebellen nach Aleppo, die Castillo-Straße, schließen. Über Ramoussah eröffneten die Rebellen eine neue Versorgungsroute und erbeuteten schweres Militärgerät aus der örtlichen Artillerieschule.
Am Donnerstag äußerte der russische Präsidentensprecher Dimitri Peskow, dass Russland und USA gegenwärtig auf Hochtouren die Details einer umfassenden Einigung hinsichtlich eines syrischen Aussöhnungsprozesses ausarbeiten. Er sagte:
Es gibt in der Tat eine gewisse Übereinstimmung oder ein Dokument, das vom russischen Präsidenten Wladimir Putin erwähnt wurde. Aber es ist noch nicht abgeschlossen."Die regierungsnahe türkische Tageszeitung Yeni Safak berichtete am Freitag, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Russlands Präsident Putin am Donnerstag in einer Telefonkonferenz vereinbarten, die beiderseitigen Bemühungen zu verstärken, um die Konfliktparteien in Syrien zu einem Waffenstillstand in Aleppo zu bewegen. Die Türkei gilt als einflussreichster Unterstützer der syrischen Opposition.
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