Das Bildungssystem war eine Säule der
säkularen Türkei. Die wurde durch Massenentlassungen von Lehrern fatal
geschwächt.
"Die Zeit ist gekommen, um unsere Schulen
zu religiösen Ausbildungsstätten zu machen", sagt Şakir Voyvot, der neu
ernannte Vizedirektor des Kabataş-Gymnasium in Istanbul. "Mit Gottes
Wille", fügte er hinzu, "werden wir solche neuen Schulen
überall errichten."
Zur Person
Yavuz Baydar ist kein Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, sondern
ein türkischer Gastautor. Er wurde 1956 geboren und ist Journalist,
Blogger und Mitgründer von P 24, einer unabhängigen Medienplattform in
Istanbul. Für seine Arbeit wurde er 2014 mit dem European Press Prize
ausgezeichnet. Er hält sich derzeit außerhalb der Türkei auf. Für die SZ
schreibt regelmäßig Gastbeiträge. Deutsch von Sofia Glasl.
"Bürger, seid ihr euch dieser großen Gefahr bewusst?"
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Der Journalist Özgür Mumcu, Sohn des 1993
von einer Autobombe getöteten Journalisten Uğur Mumcu, schrieb dazu:
"Die besten Schulen des Landes laufen nun Gefahr, dass islamistische
Gruppen sie unterwandern. Sie sollen in Schulen verwandelt werden, die
dem Einparteienstaat dienen und deren Ziel es ist, Generationen
religiöser Menschen heranzuziehen. Unsere Republik verliert ihre
Schulen. Bürger, seid ihr euch dieser großen Gefahr bewusst?"
Wut macht sich breit. Am Mittwoch Abend demonstrierten Eltern in
der Istanbuler Altstadt. Eine Mutter, deren Kinder am Vefa-Gymnasium
studieren, sagte der Tageszeitung BirGün: "Was hier passiert, ist
die Zerstörung dieser Schule. Seit einem Monat sind die Sommerferien
vorbei und die Klassen haben keine Lehrer. Niemand hat das Recht,
unseren Schülern dies zuzumuten."
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