Google kann Lippen lesen


Text about being watched on background of binary digits one and zero

Es ist keine zwanzig Jahre her, als Google seinen Betrieb in Menlo Park Kalifornien aufnahm und einen kometenhaften Aufstieg hinlegte. Ohne zu übertreiben, kann man wohl vom mächtigsten und auch gefährlichstem Unternehmen der Welt sprechen. Wie weit der Konzern mittlerweile in das alltägliche Leben vorgedrungen ist und wie viel über jeden einzelnen Menschen an Informationen gesammelt wurden, sprengt jede Vorstellungskraft. Allzu naiv vertrauen die Nutzer darauf, dass sie selber die Macht über ihre Informationen haben. Ein gefährlicher Trugschluss.
 

Es ist heute völlig normal etwas zu „Googlen“ wenn man nach Informationen sucht. Trotz unzähliger kostenloser Angebote die nicht einen solchen Datenhunger haben, ist die Suchmaschine unangefochtener Marktführer. Alleine die schiere Masse an gewonnen Daten wäre für sich ein gefährliches Instrument, allerdings werden alle Daten bei Google auch in Profilen gespeichert.

Wer sich einmal die Mühe macht sich in seinen Google-Account einzuloggen und nur die Daten sichtet die sichtbar gespeichert werden, könnte relativ überrascht sein. Was da noch im Hintergrund in Datenbanken landet, darüber möchte man erst gar nicht nachdenken.

Auch wenn man nicht davon ausgehen sollte das sich Google wirklich nach den Einstellungen richtet, so kann man doch sehr viel machen um zumindest den legalen Mitschnitt aller Dinge zu verhindern. Dazu hier ein Artikel mit Anleitungen.

Durch den Zukauf von Deep Mind wurde die Forschung im Bereich künstliche Intelligenz erheblich nach vorne gebracht. In Verbindung mit den vorhandenen Datenmassen eine – wie ich finde – sehr gefährliche Liaison.

Im August 2012 berichtete ich über das Googel-Patent zur Gesichtserfassung in Videos. Aus dem Artikel:
Eine der gefährlichsten Tücken könnte so natürlich das unbewusste gefilmt werden sein. Man geht auf eine Demo und wird am Rande mit eingefangen. Natürlich sollte jeder der zu Demonstrationen geht auch dafür einstehen, jedoch könnte so die Staatsmacht die Daten zur Rasterfahndung benutzen. Eines wissen wir relativ sicher, was zur Verfügung steht, wird auch eingesetzt und da spielt die Unschuldsvermutung keine Rolle mehr.[1]
Das ist nur ein Aspekt und dient auch nur der Sensibilisierung für das Thema. Nun wartet Google mit einer neuen Sensation auf, dem Lippenlesen aus Content. Beteiligt war auch hier Deep Mind, in Zusammenarbeit mit der Universität von Oxford. Dazu aus einem Artikel der Welt:
Googles künstliche Intelligenz kann jetzt Lippenlesen
Es galt lange als zu komplex und somit unmöglich, dass Maschinen fähig sein würden, von unseren Lippen ablesen zu können, was wir sagen. Das war einmal. Google und eine Elite-Uni machten es möglich.

Der menschliche Profi kam auf 12,4 Prozent der Worte, die es am Bildschirm fehlerfrei von den Lippen abzulesen galt. Die AI jedoch schaffte verblüffende 46,8 Prozent innerhalb des vorgespielten Materials fehlerfrei. Täuschte sich die Maschine doch einmal, waren es laut den Forschern nur sehr kleine Dinge, wie etwa ein fehlendes S an einem Wortenende.[2]
Auch in diesem Fall ist absolute Vorsicht geboten. Heutige Kameras haben derart gute Auflösungen, dass damit bereits 2012 dass Fingerabdrücke per Kamera genommen werden können. Dazu schrieb ich den Artikel „Airprint: Abdruckscan aus der Ferne“ und die Technik hat sich seitdem rasant entwickelt.

Als ich 2012 meinen Artikel „Neue Superdrohne Solara 50: Fünf Jahre non-Stop“ schrieb, hatte ich bereits auf die Gefahren hingewiesen. Das Google das Unternehmen Titan Aerospace 2014 kaufte, war also nur konsequent.

Wer versucht hinter Google und all die Beteiligungen und angeschlossenen Firmen zu blicken, wird erstaunt sein wie konsequent der Konzern seine Datensparsamkeit umsetzt. Ein wichtiges Element ist beispielsweis GV ehemals Google Ventures. Im deutschen Wikipedia ist dazu gar nichts zu finden und im englischen sind die Informationen mehr als spärlich. Wer sich die Mühe macht die Versionshistorie zu durchforsten, sieht wie die Daten langsam mehr und mehr anwachsen und ab einem gewissen Punkt konsequent gegen Null zurück gestutzt werden.

Was ist das für ein Konzern der Alles über seine Nutzer speichert und selbst noch nicht einmal kommuniziert wie viele Server er tatsächlich betreibt? Die kursierenden Zahlen schwanken da zwischen 10 und 100 Millionen. Nun wie dem auch sei.

Es gibt im Bereich des Mobilfunks eigentlich nur zwei „Alternativen“, Android sprich Google und IOS, sprich Apple. Das diese beiden Konzerne sich um nichts nachstehen, muss nicht extra erwähnt werden. Wie Umfangreich die Aufzeichnungen durch die „Wanzen“ sind, zeigen unzählige Skandale. Natürlich waren es im Nachhinein alles nur Bugs oder Fehler?!? Durch die Konstruktion als „Black Box“ sind die Nutzer einwandfrei identifizierbar und die Daten verknüpft.

Es gibt genügend Möglichkeiten um sich zumindest teilweise zu schützen, allerdings bedeutet das Eigenverantwortung und teilweise auch Komfortverlust. Schon an diesem Punkt sind die meisten Nutzer zu träge um sich selbst zu schützen. Wenn bereits findige Hacker sich Ihrer Kamera bedienen können, was meinen Sie wie es mit den Konzernen aussieht die Ihnen die „Wanzen“ verkauft haben?

An dieser Stelle möchte ich mich allerdings auch noch einmal ausdrücklich bei Google bedanken. Bevor ich diese Webseite Anfang 2009 ins Leben gerufen habe, startet ich – ohne zu wissen das Blogger auch Google gehört – einen Blog auf der Plattform. Nachdem ich mehrere kritische Artikel zu dem Konzern veröffentlicht hatte, wurde mein Zugang gesperrt mit Fadenscheinigen Gründen. Das wiederum sorgte für den Umstieg auf einen eigenen Server und damit einhergehende Selbstherrschaft über die Daten. Vermutlich hätte ich das sonst nicht gemacht, daher noch einmal Danke.

Übernehmen Sie Verantwortung, seien Sie Sparsam mit Ihren Daten. Informieren Sie sich über Alternativen, Verschlüsselung und andere Möglichkeiten. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, daher einfach Stück für Stück die Überwachung aus dem eigenen Leben ausschließen.

Carpe diem
[1] http://www.iknews.de/2012/08/16/googel-patent-gesichtserfassung-in-videos-und-totale-uberwachung/
[2] https://www.welt.de/kmpkt/article159735025/Googles-kuenstliche-Intelligenz-kann-jetzt-Lippenlesen.html

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