Die Anti-Bargeld-Landkarte: Durchblick und Weitsicht




Wie bereits mehrfach berichtet, ist Indien die jüngste Front im weltweiten Anti-Bargeld-Krieg.
Sie ist bei weitem nicht die einzige, doch dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, welche menschlichen „Kollateralschäden“ die Anti-Bargeld-Generäle in Kauf nehmen und dass sie offenbar keine Gefangenen machen.

Vor einigen Tagen veröffentlichte The Money Project eine Art Landkarte, die nicht nur einzelne Frontlinien, sondern den „War on Cash“ in seiner Gänze zeigt. Wer diese „Karte“ fest im Blick hat, kann abschätzen, wohin der Hase läuft und wann der Handlungsbedarf nicht nur in Indien oder Schweden, sondern auch hierzulande akut wird.

Die beeindruckende Infografik des Money Project wurde von der deutschen Metallwoche aufgegriffen und ins Deutsche übersetzt. Dabei werden gleich zu Beginn Ross und Reiter genannt:

Es gibt eine globale Bestrebung der Gesetzgeber, die Verwendung von physischen Bargeld auf der ganzen Welt einzudämmen bzw. zu beseitigen. Diese Bewegung wird oft als „The War on Cash“ bezeichnet und es gibt drei Hauptakteure: (…)“

Die Hauptakteure sind – und dabei ist die verwendete Kriegsrhetorik gar nicht so unpassend – die Initiatoren (Regierungen und Zentralbanken), der Feind (Verbrecher, Terroristen) und die als Kollateralschaden im Kreuzfeuer stehenden Bürger.

 Die Initiatoren wollen alle Transaktionen verfolgen, auch wenn sie vorgeben, nur an denen der Verbrecher interessiert zu sein, während jene Verbrecher natürlich gern ihre durch Banknoten gewährte Anonymität behalten würden (Venezuela gibt Bargeld nach Plünderungen und Protesten wieder frei (Video)).

Die potentiellen Auswirkungen der Bargeldabschaffung auf die Wirtschaft und die sozialen Freiheiten sind das hierbei entstehende Kreuzfeuer. Beschossen werden dabei vor allem empfindliche Zonen wie Datenschutz und Privatsphäre, Reaktions- und Ausweichmöglichkeiten von Sparern bei Finanzkrisen, Menschenrechte und Cybersicherheit.

Aufbauend auf diesen bekannten Grundlagen rollt das Schaubild den gesamten Krieg von den ersten Schüssen in all seinen Schlachten und Wendungen bis zur aktuellen Lage auf. Hier steht nach wie vor die Abschaffung von Scheinen mit großem Nennwert in diversen Ländern im Vordergrund – allen voran Indien (Bargeldlos und überwacht: die Schlinge zieht sich enger).

Dort wurde – wie Sie als regelmäßige Leser wissen – im Herbst 2016 eine Überfall-Bargeldreform vorgenommen und mehr als vier Fünftel des Bargeldes für ungültig erklärt. Nach dem 30. Dezember sollten die Belastungen der Bevölkerung laut Regierungsverlautbarung eigentlich ein Ende haben, doch nach wie vor sind die meisten Geldautomaten leer, Abhebungen in der Bank stark eingeschränkt und gerade die Händler und Bauern auf dem Land leiden immer noch am meisten.

Die Infografik liefert nun Anhaltspunkte, wie realistisch eine Bargeldreform oder gar ein Bargeldverbot in Deutschland ist und wie schnell diese Szenarien eintreten können. An der Beliebtheit des Bargelds wird massenmedial jedenfalls kräftig gesägt.

Dabei wird auch die Abschaffung des 500-Euro-Scheins und später auch des 200-Euro-Scheins immer wieder ins Gespräch gebracht. Bis zur Umsetzung wird es vermutlich nicht mehr lange dauern, auch wenn das ganze nicht in einem Zug oder von heute auf morgen möglich ist.
Da noch „zu viele“ viele Menschen an ihrem Bargeld hängen, gäbe es zu viel Unruhe.



Bis zum endgültigen Verbot wird also weiterhin in kleinen Schritten „gesägt“ werden (Bargeldverbot: Erste Bank verweigert Annahme von Münzen (Video)). Einer der Schritte ist, das Bezahlen mit Karte und Online-Bezahldiensten durch wachsende Auswahl und attraktivere Konditionen immer beliebter zu machen, während Auszahlungen mit zunehmenden Gebühren belegt werden. In einem schleichenden Prozess wird den Verbrauchern das Bargeld madig gemacht.

Es ist also ab sofort geboten, über Ausweichmöglichkeiten vor dem rein digitalen Geldverkehr nachzudenken. Als erstes kommen einem dabei natürlich die Edelmetalle in den Sinn: Gerade Goldmünzen in kleinen Stückelungen dürften vorteilhaft sein. Doch leider sind gerade diese alles andere als günstig, denn je kleiner das Gewicht, desto höher der Aufpreis.

Bezieht man neben dem Bargeldverbot auch das komplette Finanzcrash-Szenario ein, wird man sich auch für andere Arten von Tauschmitteln interessieren. Kaffee, Alkohol, Schokolade, Salz und Gewürze können massiv an Wert gewinnen, sobald die Supermarktregale erst einmal leer sind.

Auch Alltagsgegenstände und herkömmliche Lebensmittel, mit denen man im Fall der Fälle handeln kann, sollten dann nicht fehlen. Drogerieartikel wie Toilettenpapier, Zahnbürsten oder Zahnpasta würden am dringendsten benötigt – wer genug von diesen Produkten bevorraten konnte, wird damit im Krisenfall genau das bekommen, was er gerade benötigt (Warum nach dem Bargeldverbot jeder einen RFID Chip bekommen soll (Video)).

Fazit: dass es hierzulande noch ziemlich ruhig an der Bargeldfront aussieht, besagt nicht viel. Die Entwicklungen im Bargeld-Krieg verlaufen nicht linear, sondern ruckartig und teils in exponentieller Geschwindigkeit. Gelegentliches Kreuzfeuer kann von heute auf morgen in Trommelfeuer umschlagen.




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