Ein
Leak aus der Trump-Regierung enthüllt Pläne zum Schutz
konservativ-christlicher Werte. Menschen und Institutionen sollen
bevorzugt werden, wenn sie für die traditionelle Ehe und das natürliche
Geschlecht einstehen, gegen außerehelichen Sex sind und das Leben ab der
Empfängnis schützen wollen.
Aus dem Weißen Haus ist der Entwurf einer neuen Verordnung durchgesickert, die konservativ-christliche Werte politisch fördern und schützen lassen will. Das betrifft Menschen und Institutionen, die solche Werte hochhalten und dafür möglicherweise Widerstände erfahren. Ihre Überzeugungen sollen in Zukunft von der US-Regierung in allen Lebensbereichen respektiert werden.
Im Entwurf steht laut „Independent“ wörtlich:
„… der Glaube, dass die Ehe als die Vereinigung eines Mannes und einer Frau gelten sollte, sexuelle Beziehungen als solche ordnungsgemäß für die Ehe reserviert sind, männlich und weiblich und ihre Entsprechungen sich auf das unveränderliche biologische Geschlecht eines Individuums beziehen, das objektiv bestimmt wird durch Anatomie, Physiologie oder Genetik bei oder vor der Geburt, und dass das menschliche Leben bei der Empfängnis beginnt und in all seinen Stadien Schutz verdient.“
Wer so denkt, soll in Zukunft besonders geschützt werden
Der Verordnungsentwurf möchte den steuerbefreiten Status
von Organisationen schützen, die diese Überzeugungen befürworten.
Außerdem soll verhindert werden, dass Menschen oder Institutionen
Strafmaßnahmen erfahren, falls sie aus Gründen oben beschriebener
Überzeugungen etwas tun oder nicht tun. Solch ein Fall wäre zum
Beispiel, wenn sich Arbeitgeber aus Glaubensgründen weigern, die
Obamacare-Krankenversicherung für ihre Mitarbeiter zu bezahlen, weil
diese auch Verhütungsmittel für den Versicherten einschließt.
Ähnliche Streitfälle gab es bereits. (Trumps Höchstrichter-Kandidat Neil Gorsuch
hat einmal Arbeitgebern, die Obamacare aus oben genannten Gründen
verweigerten, Recht gegeben.) Richtig heiß wird das Thema aber erst bei
Kindergärten und Adoption. Hier könnten Einrichtungen
gleichgeschlechtlichen Paaren einen Kindergartenplatz oder die Adoption
eines Kindes verweigern. Und die US-Behörden würde bei diesen
Institutionen von Strafmaßnahmen absehen.
Denn in der Order steht der Satz:
„Amerikaner und ihre religiösen Organisationen werden nicht von der Bundesregierung gezwungen, an Aktivitäten teilzunehmen, die ihr Gewissen verletzen.“
Weit auslegbar
Die Definition der „Religionsausübung“ ist in dem Dokument sehr weitgefasst. Sie bezieht sich auf „jede Handlung oder Handlungsverweigerung, die durch einen aufrichtigen religiösen Glauben motiviert wird“, unabhängig davon, ob diese Handlung nun direkt mit einem Glaubenssystem zu tun hat, oder nicht.
Es dürfte also Streitigkeiten geben, ob diese
Anti-Diskriminierung nicht schon wieder Diskriminierung darstellt.
Rechtsexperten nannten das Papier „weitreichend“ und „atemberaubend“. Es
würde zahllose andere Gesetze berühren und möglicherweise auch einen
Verfassungsgrundsatz verletzen, so „The Nation“ , wo der Text erstmals veröffentlicht wurde.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, wollte das Leak nicht kommentieren.
LGTB-Rechte vor Christen bevorzugt?
Am Dienstag hatte das Weiße Haus angekündigt, Präsident
Obamas Exekutivbeschluss fortzusetzen, der Vertragspartner der
US-Regierung vor Diskriminierung wegen ihrer sexuellen Orientierung
schützt. Doch der neue Entwurf nennt eine lange Liste von Forderungen,
die von Christen in den vergangenen Jahren vorgebracht wurden, wonach
die fortschreitenden LGBT-Rechte ihre konservative Glaubensfreiheit
gefährden.
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