Cyber-Attacken gegen russische Botschaften: Facebook macht mit

Cyber-Attacken gegen russische Botschaften: Facebook macht mit
Maria Sacharowa während des wöchentlichen Briefings im Außenministerium am 19. April 2017.
Falsch ist echt, echt ist falsch: Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, beschuldigt Facebook der Billigung antirussischer Troll-Strategien im Netz. Jüngst irritierten Fake-Accounts russischer Auslandsvertretungen die Nutzer im Ausland. 
 
Während ihres wöchentlichen Briefings am Mittwoch warnte Maria Sacharowa von einer zunehmenden Anzahl gefälschter Accounts russischer Auslandsvertretungen. Zuletzt waren vermeintliche Accounts der Vertretungen in Tschechien und der Slowakei aufgetaucht, die auf den ersten Blick von den echten schwer zu unterscheiden waren. Sie werden professionell geführt und greifen Resonanzthemen auf.
Doch das Interessanteste kommt noch", sagte Sacharowa während ihres Auftritts.

Nach wiederholten Anfragen ans Facebook sperrten die Administratoren des weltweiten Netzgiganten nicht etwa den Fake-Account für die Vertretung in der Slowakei, sondern den offiziellen Account der Botschaft.
Soweit zu den Hackern, Einflüssen, Provokationen, informationellen Aggression, Infokriegen usw. - Wir betrachten das Erscheinen solcher gefakter Seiten im Kontext einer neuen Spirale informationeller Aggression gegen unser Land vonseiten des Westens", so Sacharowa.
Die Besucher der Facebookseiten des russischen Außenministeriums warnte Sacharowa vor den gefälschten Accounts und wies auf die Verantwortungslosigkeit solcher Praktiken hin. Sie könnten in unsicheren Zeiten, gerade dann, wenn man krisenbedingt auf verlässliche Informationen angewiesen ist, viel Schaden anrichten.

Erst nach Tagen rechtmäßiger Zustand hergestellt
Der Vertreter der Botschaft, Nikolai Lewschunow, teilte am 19. April gegenüber der Nachrichtenagentur TASS mit, dass die eigene Seite der Botschaft gesperrt wurde.
Unterdessen arbeitet die vor einiger Zeit fabrizierte Fake-Seite unbehelligt weiter. Sie wurde sie mittlerweile in 'Sowjetische Botschaft in der Tschechoslowakei' umbenannt. Dort werden offensichtliche Lügen über Ereignisse in Russland und der Slowakei veröffentlicht", sagte der Diplomat.
Einblicke- die würde Facebook sicherlich gewinnen wenn es seine geplante Technologie zum direkten Tippen aus dem Gehirn verbreiten könnte

Inzwischen sind die Fake-Accounts wieder gelöscht, die offizielle Seite funktioniert wieder. Nun beschäftigt sich die russische Aufsichtsbehörde mit dem Vorfall, denn es gibt keine offizielle Facebook-Vertretung in Russland, an die man sich mit Beschwerden wenden könnte.

Ihre eigene Erfahrung mit Facebook nannte Sacharowa "seltsam". Ihr persönlicher Account ist einer der wichtigsten meinungsbildenden Medien in- und außerhalb Russlands, er hat über 300.000 Abonnenten. Sacharowa kommentiert dort oft auf scharfsinnige Weise kontroverse politische Themen und Ereignisse.

Einst lieferte sich Sacharowa auf Facebook einen Gedichtwettbewerb mit dem Schriftsteller Dmitri Bykow, der für seine sarkastischen, kremlkritischen Verse bekannt ist. Sie schnitt gegen den Profi gut ab. Ihre Einträge verbinden Emotionalität mit Sachlichkeit und verstehen regierungsnahe Positionen in einer guten und zitierfähigen Form zur Sprache zu bringen.

Nur "nicht systemische" Kräfte werden authentifiziert
Anscheinend macht sie jedoch gerade das, nämlich die Zugehörigkeit zur russischen Regierung, für Facebook zu einer Nutzerin zweiter Klasse. Sie bat die Administration des Unternehmens in der Vergangenheit mehrfach, ihr ein Zertifikat zu verleihen – also eine Signatur, die die Echtheit ihres Accounts verifiziert.

Doch mit an den Haaren herbeigezogenen Ausreden drückte sich Facebook bislang davor, an Maria Sacharowa die gewünschte Signatur zu vergeben. Mal soll ihr Account mit 300.000 Abonnenten nicht gut genug besucht gewesen, mal soll es technisch nicht möglich gewesen sein.
Aber an Vertreter der so genannten nicht systemischen Opposition in Russland und nicht nur diese wurden solche Abzeichen vergeben. Nach welchem Prinzip dies geschieht, ist schwer zu verstehen", bemängelte Sacharowa.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa bei ihrer Pressekonferenz am Donnerstag.

Das russische Massenblatt Komsomolskaja Prawda bat den Social-Media-Spezialisten Konstantin Radtschenko um seine Expertenmeinung zu dem Vorfall rund um die Fake-Accounts.
Nicht zum ersten Mal werden wir Zeugen von Diskriminierung und 'Netz-Repressalien' gegenüber den Accounts, deren Urheber öffentlich eine prorussische Position in Fragen der Geopolitik äußern", sagte Radtschenko.  
Er machte auf ähnliche Praktiken bei Twitter aufmerksam, wo der Dienst vor weniger Jahren Accounts vieler russischer Politiker und Journalisten wegen angeblicher Regelverletzungen sperrte.

Auf diese Weise rutschten im Bereich der "Tops" die Meldungen der vom westlichen Gesichtspunkt aus "richtigen" Meinungsführer auf Kosten der russischen nach oben. In den postfaktischen Zeiten gehörten die sozialen Netzwerke zu den Plattformen für Infokriege, die nur "nützliche" und "nicht nützliche" Informationen kennen.

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