Quelle: Reuters
Die britischen Geheimdienste wussten durchaus über
Salman Abedi, den Attentäter aus Manchester und sein Umfeld Bescheid.
Denn das, was die Tageszeitung Telegraph als „Gruppe von
Gaddafi-Dissidenten“ bezeichnet hat, ist in Wirklichkeit eine
Terroristen-Community, die mitten in Manchester lebt.
Die Libysche Islamistische Kampfgruppe (LIFG) ist eine islamistische Terrorgruppe mit Verbindung zu Al-Kaida. Sie wurde in den 1990er Jahren von heimkehrenden Mujaheddin aus Afghanistan gegründet, die dort gegen die Sowjetunion kämpften. In Libyen verschrieb sich die Gruppe dem Sturz des ehemaligen Staatsoberhauptes Muammar al-Gaddafi und wurde dabei von der NATO unterstützt. Seit 2005 wird die Gruppe von der Regierung des Vereinigten Königreichs als terroristische Gruppe bzw. Organisation gelistet. Ihre Mitglieder können offensichtlich trotzdem nach Libyen reisen und werden weder als besonders gefährlich betrachtet noch wirkungsvoll überwacht.
Die US-Regierung kategorisiert LIFG hingegen anders. Sie fällt in den Vereinigten Staaten unter die „Delisted Foreign Terrorists Organisation“, nachdem sie 2012 aus der Liste der Terrorgruppen entfernt worden ist. Auf der Webseite des US-Außenministeriums findet sich jedoch noch ein Bericht aus dem Jahr 2012, indem LIFG wie folgt beschrieben wird:
Am 3. November 2007 kündigte der [Al Kaida (AK)] Führer Ayman al-Zawahiri eine formale Fusion zwischen AK und LIFG an. Doch am 3. Juli 2009 veröffentlichten die LIFG-Mitglieder im Vereinigten Königreich eine Erklärung, in der jede Vereinigung mit AK offiziell abgestritten wurde.Im selben Bericht wird auch die Rolle der LIFG im Zuge des US-geführten NATO-Regime-Change angesprochen:
Anfang 2011, im Zuge der libyschen Revolution und des Falls von Gaddafi, schufen die LIFG-Mitglieder die LIFG-Nachfolgegruppe, die libysche islamische Bewegung für Veränderung (LIMC) und wurden zu einer von vielen Rebellengruppen, die unter dem Dach der Oppositionsleitung, bekannt als der Übergangs-nationalrat, vereint. Der ehemalige LIFG-Emir und LIMC-Chef Abdel Hakim Belhaj wurde während des libyschen Aufstandes zum Tripoli-Militärkommandanten des Libyschen Übergangsrates ernannt und hat jegliche Verbindung zwischen seiner Gruppe und AK verweigert.Auch prominente US-Politiker wie Senator John McCain haben Belhaj in Libyen besucht, um Hände zu schütteln und sich die Unterstützung seiner Gruppe zu sichern, die sich dazu entschlossen hat, mit den USA zusammenarbeiten, um Teil der neuen Regierung zu werden.
In einem Artikel des Guardian mit dem Titel „Die libysche islamische Kampfgruppe - von al Kaida bis zum arabischen Frühling“ wird behauptet, dass sich „die britischen Geheimdienste seit 20 Jahren auf die libysche islamische Kampfgruppe (LIFG) konzentrieren, ob es sich um Muammar Gaddafi handelte und sie mit al-Qaida zusammenarbeitete, später auf seine alte Dschihadi-Weltanschauung verzichtete oder an dem bewaffneten Aufstand teilnahm, der jetzt das Regime gestürzt hat“.
Der Artikel soll also vermitteln, dass die LIFG dem Islamismus abgeschworen hat. Hinsichtlich der Verbindungen zur syrischen Opposition, zu denen sowohl Treffen als auch Gelder gehören, die aus Libyen an syrische Oppositionelle geflossen sind. So heißt es in einem Telegraph Artikel von 2011:
Abdulhakim Belhadj , Chef des Tripoli Military Council und ehemaliger Führer der libyschen islamistischen Kampfgruppe, "trafen sich mit Führern der freien syrischen Armee in Istanbul und an der Grenze zur Türkei", sagte ein Militärbeamter, der mit Belhadj arbeitet. "Mustafa Abdul Jalil (der zwischenzeitliche libysche Präsident) hat ihn dort hingeschickt."
Die Treffen waren ein Zeichen für eine wachsende Verbindung zwischen Libyens junger Regierung und der syrischen Opposition. Der Daily Telegraph am Samstag offenbarte, dass die neuen libyschen Behörden dem wachsenden Aufstand gegen Bashar al-Assad Geld und Waffen angeboten hatten.
Belhaj diskutierte auch über die Entsendung libyscher Kämpfer, um Truppen zu trainieren, sagte die Quelle. Nachdem sie [bereits] einen Diktator verdrängt haben, sind die triumphierenden jungen Männer, noch immer mit revolutionärer Leidenschaft gefüllt und scharf darauf, den nächsten zu stürzen. Die Kommandanten der bewaffneten Banden, die immer noch die Straßen von Tripolis durchstreiften, sagten gestern, dass "Hunderte" von Kämpfern den Krieg gegen das Assad-Regime führen wollten.
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