"Washington, wir haben ein Problem": Dow-Jones mit größtem Verlust seit September

"Washington, wir haben ein Problem": Dow-Jones mit größtem Verlust seit September
Die Kurse amerikanischer Aktien sind deutlich gefallen, der S&P-Index, der die 500 größten Unternehmen umfasst, erlitt den schwächsten Tagesstart seit 2009.
Die Unruhe im Weißen Haus hat die Rekordjagd an der Wall Street abrupt beendet. Die wichtigsten Indizes mussten am Mittwoch teils heftige Rückschläge hinnehmen. So verzeichnete der Dow Jones Industrial den größten prozentualen Tagesverlust seit September 2016. 
 
Die Investoren reagierten verschreckt auf immer neue Vorwürfe gegen US-Präsident Donald Trump. Auch der Dollar kam zu anderen Währungen unter Druck. Im Gegenzug waren US-Staatsanleihen als sichere Anlagen gesucht. Der Dow weitete im Handelsverlauf seine Verluste nach und nach aus und fiel am Ende um 1,78 Prozent auf 20 606,93 Punkte. Damit steht der US-Leitindex wieder auf dem Niveau des Vormonats. Der marktbreite S&P-500-Index büßte 1,82 Prozent auf 2357,03 Punkte ein, nachdem er am Dienstag noch eine Bestmarke erreicht hatte. Für den konjunktursensiblen Technologiewerte-Index Nasdaq 100 ging es zur Wochenmitte gar um 2,51 Prozent auf 5580,55 Punkte nach unten.
Washington, wir haben ein Problem,
Der Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron am Wahltag am 23. April 2017.

schrieb Analyst Mike van Dulken vom Broker Accendo Markets. Nachdem am Dienstag die angebliche Weitergabe geheimdienstlicher Informationen für Verunsicherung gesorgt hatte, gab es am Mittwoch Aufregung wegen einer möglichen Beeinflussung von FBI-Ermittlungen. Medienberichten zufolge soll Trump den damaligen FBI-Chef James Comey gebeten haben, die Ermittlungen gegen Ex-US-Sicherheitsberater Michael Flynn wegen dessen Russland-Kontakten einzustellen. Das Weiße Haus widersprach dem allerdings unmittelbar.

Trump kommt mit den neuen Vorwürfen immer stärker in Bedrängnis, und so sorgen sich Anleger vermehrt darum, ob er seine Wirtschaftsagenda noch in die Tat umsetzen kann. Die Rally der vergangenen Monate könnte damit auf den Prüfstand kommen, hieß es am Markt. Seit der Wahl von Trump im November haben die wichtigsten US-Indizes eine Rekordjagd hinter sich. Vor wenigen Wochen erst hatte der Dow eine historische Bestmarke bei 21 169 Punkten erreicht.

Am Dow-Ende versammelten sich nun die Aktien von Finanzinstituten. So büßten JPMorgan fast 4 Prozent und Goldman Sachs mehr als 5 Prozent ein. Sie hatten zuvor im Zuge der Trump-Rally besonders deutlich zugelegt.

Beim angeschlagenen Chipkonzern AMD scheint die auf einer Analystenveranstaltung vorgestellte Strategie bei den Anlegern nicht gut anzukommen. Die Papiere büßten mehr als 12 Prozent ein, nachdem sie am Vortag noch fast 12 Prozent gewonnen hatten.


Händlern zufolge reagierte der Markt nun enttäuscht darauf, dass offenbar nichts über eine am Vortag spekulierte Kooperation mit Intel gesagt wurde. Am Nasdaq-100-Ende knickten die Aktien des Halbleiterspezialisten Micron Technology um rund 7 Prozent ein.

Die Anteilsscheine von Colgate-Palmolive hatten zwischenzeitlich bei 76,86 US-Dollar ein Rekordhoch erreicht, bevor sie wieder etwas zurückkamen und letztlich 5,74 Prozent auf 75,69 Dollar gewannen. Börsianer verwiesen auf einen Bericht des Internetportals „StreetInsider“, wonach der Lebensmittelriese Kraft Heinz den Konsumgüterkonzern übernehmen wolle. Die Papiere von Kraft Heinz legten etwas zu.

Angesichts der politischen Turbulenzen in den USA kletterte der Euro über 1,11 US-Dollar und kostete zuletzt 1,1158 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1117 (Dienstag: 1,1059) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8995 (0,9042) Euro. Die als sichere Anlage geltenden, richtungweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihen stiegen vor diesem Hintergrund um 31/32 Punkte auf 101 13/32 Punkte, was die Rendite auf 2,217 Prozent drückte.

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