Bild-Zeitung deckt auf: Russischer Spionage-Jet über Weißem Haus

Bild-Zeitung deckt auf: Russischer Spionage-Jet über Weißem Haus
Tupolew Tu-22M3 während der internationalen Militärmanöver 2016 in Dubrovichi; Russland, 5. August 2016.
Eine Tupolew flog am Mittwoch im Rahmen des "Open Sky"-Abkommens über das Weiße Haus. Grund genug für "Bild", aus einer russischen Maschine mit Fluggenehmigung ein Spionage-Spektakel zu kreieren und über mögliche Schritte Trumps zu spekulieren. 
 
Am gestrigen Mittwoch, einem Tag, an dem sich Kim Jong-un und Donald Trump gegenseitig einen kriegerischen Schlagabtausch lieferten, mischten sich ausgerechnet auch noch die Russen in die ganze Misere mit ein. Erst kam die Nachricht, dass ein Ballon in Form eines Trump-Huhns mit goldener Matte unweit des Weißen Hauses in die Luft gestiegen wäre, dann folgte ein russisches Flugzeug vom Typ Tupolew Tu-154.

Die Bild-Zeitung titelte: "Was macht der Russen-Jet über dem Weißen Haus?" Der Gedanke an die Tupolew ließ die Redakteure des Qualitätsblatts nicht mehr los. Und so wurde aus dem "Russen-Jet" eine Art Darth Vader im Stahlmantel, der "über dem politischen Herzen der USA, der Machtzentrale der Streitkräfte und dem Hauptquartier des Geheimdienstes" seine Macht demonstrierte. In passabel gespielter Besorgnis fragte man sich anschließend: "Lässt sich Trump durch die vermeintliche Provokation zu einem unüberlegten Schritt hinreißen?"

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Am Ende bekommt der Autor, oder die Autorin, des Artikels doch noch die Kurve, oder sagen wir - fast. Immerhin gab es Entwarnung:
Nein! Denn die unbewaffnete Maschine [...] aus Russland hat am Mittwoch mit voller Erlaubnis der US-Regierung seine Kreise über dem Weißen Haus, dem Pentagon und dem Sitz des Auslandsgeheimdienstes CIA gezogen.
Recherchiert wurde auch und auf das "Open Skies"-Abkommen hingewiesen, welches Aufklärungsflüge erlaubt. Aha, Aufklärungsflüge also! Wie könnte es anders sein, machte das Blatt aus dem Flugzeug sogleich ein Spionageflugzeug mit feindlicher Intention. Die Abgeordneten traf dies alles daher unvorbereitet und "ohne große Vorwarnung". Wie groß diese denn hätte ausfallen sollen - Ganzseitige Anzeige in der Washington Post? "Putin kommt"-Plakate in der gesamten Innenstadt? -, darüber lässt das Blatt seine Leser im Unklaren.

Besonders bezeichnend war der Satz:
Die Spionageflüge werden immer nur kurzfristig bekanntgegeben.

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