Atomwaffenfähige Jagdbomber trainieren in der Eifel für Ernstfall

Atomwaffenfähige Jagdbomber trainieren in der Eifel für Ernstfall
F-16 Falcon-Bomber (Symbolbild)
Mit Atomwaffen bestückbare Jagdbomber der Nato trainieren in dieser Woche auf dem Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz. Nach Angaben aus der Bündniszentrale in Brüssel wird die „Steadfast Noon“ genannte Übung noch bis Freitag dauern. Neben Büchel sei auch der belgische Militärflugplatz Kleine Brogel Startort für teilnehmende Nato-Flugzeuge, sagte ein Sprecher.
 
Bei den jährlichen Übungen „Steadfast Noon“ wird üblicherweise unter relativer Geheimhaltung der Einsatz von Jagdbombern trainiert, die im Kriegsfall mit Atomwaffen bestückt werden könnten.
Daran beteiligen sich auch Staaten, die gar keine eigenen Atomwaffen haben, aber entsprechende Trägerflugzeuge für den Einsatz von US-Atomwaffen bereitstellen. In Deutschland lagern nach offiziell unbestätigten Angaben aus Militärkreisen beim Fliegerhorst Büchel in der Eifel US-Atomwaffen.

Der „Trierische Volksfreund“ (Donnerstag) berichtete unter Berufung auf den Friedensforscher Otfried Nassauer, dass bei dem Manöver unter anderem geübt werde, wie man die US-Atomwaffen sicher aus den unterirdischen Magazinen zu den Flugzeugen transportiere und unter die Kampfjets montiere. Zudem gebe es auch Flugtrainings. Geflogen werde nach Angaben des Direktors des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit aber ohne Bomben, wie die dpa berichtet.

Ein F-15 Kampfflugzeug über dem Grand Canyon in der Nähe der Nellis Air Force Base in Nevada, Februar 2008.

Wie die Föderation amerikanischer Wissenschaftler (Federation of American Scientists, FAS) schreibt, beteiligen sich an der diesjährigen Übung neben atomwaffenfähigen Flugzeugen aus Belgien, Deutschland, Italien und den Niederlanden auch tschechische Gripens und polnische F-16-Aufklärer sowie voraussichtlich F-16 Flieger der USA.

Die nicht-nuklearwaffenfähigen Flugzeuge der Tschechischen Republik und Polen nehmen im Rahmen des so genannten SNOWCAT-Programms (Support of Nuclear Operations With Conventional Air Tactics) der NATO teil, durch das Länder ohne eigene Kernwaffen einen Atomwaffenangriff ohne formale Beteiligung unterstützen können.

Nach Einschätzung der Informationsstelle Militarisierung haben die USA in dem Standort in Rheinland-Pfalz 20 Atomwaffen stationiert. Der vermutlich dort lagernde Bombentyp B61 hat etwa die 26-fache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe.

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Obwohl die USA bis zur Zündung die volle Kontrolle über diese Waffen haben, wären es im Einsatzfall jedoch deutsche Tornado-Jagdbomber und deutsche Piloten, welche die Waffen an das Ziel bringen würden– als Teil der so genannten "Nuklearen Teilhabe" Deutschlands. Ob Deutschland damit seine Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrags verletzt, wird auch innerhalb Deutschlands debattiert.

Bereits im Jahr 2015 kommentierte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, die Stationierung von US-Atomwaffen in Deutschland folgendermaßen:
Uns beunruhigt, dass Staaten, die eigentlich keine Atomwaffen besitzen, den Einsatz dieser Waffen üben, und zwar im Rahmen der NATO-Praxis der Nuklearen Teilhabe. Das ist eine Verletzung der Artikel 1 und 2 des Vertrages über die Nichtverbreitung von Atomwaffen."
Hans M. Kristensen, Friedensforscher und Direktor des Nuclear Information Projects der Federation of American Scientistsbezeichnet die Geheimhaltung der Übung als
 interessant, weil sich die NATO erst vor wenigen Wochen darüber beschwerte, dass Russland nicht transparent über seine Zapad-Übung war. 
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