Britischer ex-Diplomat zu RT: Warum bombardiert die NATO Madrid nicht für 78 Tage?

Britischer ex-Diplomat zu RT: Warum bombardiert die NATO Madrid nicht für 78 Tage?
Befürworter der katalanischen Unabhängigkeit erhofften sich Unterstützung seitens der Europäischen Union
Während sich die EU nach dem Referendum in Katalonien klar hinter die spanische Zentralregierung stellt, konterkariert etwa die Sezession des Kosovo und die vorangegangene Bombardierung Jugoslawiens die vermeintliche Rechtstreue der westlichen Staatengemeinschaft. 
 
Die bisherigen Reaktionen der EU zum Referendum in der spanischen Region Katalonien, sind zögerlich, aber dennoch eindeutig. Demnach handelte es sich bei diesem um einen illegalen Akt. Diese Einordnung stieß auf Kritik etwa des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic, der der EU die Anwendung doppelter Standards vorwarf und dabei auf die Anerkennung des Kosovo durch die EU verwies.

Symobolbild - Spanische Soldaten bei einer Parade am 19. Juli 2017

Tatsächlich erhielt der Kosovo im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit. Dazu erklärte der Jurist und Rechtsphilosoph Prof. Dr. Reinhard Merkel im RT Deutsch-Interview, dass das Kosovo ein Präzedenzfall für eine Sezession sei, die akzeptiert wurde, da „der Mutterstaat aus politischen Gründen nicht genehm war“. Weiter erläutert Merkel:
Das jüngste und markanteste Beispiel ist die sofortige Anerkennung der einseitigen Abspaltung des Kosovo von Serbien im Jahr 2008, die übrigens ohne jedes vorherige Referendum erfolgte, also auch keine demokratische Deckung hatte. Alle bedeutenden westlichen Staaten, Deutschland eingeschlossen, haben diese Sezession innerhalb von wenigen Tagen anerkannt. Das war völkerrechtswidrig.
Andere, wie der Analyst für Internationale Beziehungen Marko Gasic, attestieren der Europäischen Union gar ein schyzophrenes Verhältnis zum Völkerrecht:
Es handelt sich eindeutig um eine schyzophrene Position der EU“, zeigt sich Gasic überzeugt.
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Doch damit nicht genug, der historischen Vergleiche. Der ehemalige britische Diplomat William Mallinson und zog Parallelen zwischen dem was nun in Spanien vor sich geht und der Bombardierung Jugoslawiens und seiner Hauptstadt Belgrad, weil dieses eine Sezession des Kosovo vehement ablehnte:
Warum bombardiert die NATO Madrid nicht einfach 78 Tage lang. Die Situation ist in vielerlei Hinsicht vergleichbar.
Ein Sympathisant für die Unabhängigkeit Kataloniens macht seinem Frust über die spanische Zentralregierungh Luft

Einen gewichtigen Unterschied macht der Brite dennoch aus. So sei das Kosovo eher ein Teil Jugoslawiens, als Katalonien ein Teil Spaniens:
Tatsächlich ist das Kosovo noch eher ein Teil Jugoslawiens, als Katalonien ein Teil Spaniens ist. (…) Lasst uns in Erinnerung rufen, dass Spanien ein vereintes Land, aber dennoch ein Konglomerat ist. Wir sollten ebenfalls an den gefährlichen Domino-Effekt denken. Das wird den Ärger der Basken weiter und weiter anheizen. Und natürlich andere Teile Europas, womöglich sogar die Walonen in Belgien und die Schotten nicht zu vergessen“, fügte Mallison hinzu.
Doch der Diplomat hat auch einen Lösungsvorschlag für die politische Krise Spaniens. Demzufolge wäre es nun an der Zeit, „die Hitzköpfe rauszuwerfen und Herrn Rajoy dazu zu bewegen mit den Anführern in Katalonien zu sprechen, um einen zumindest temporären Kompromiss zu finden, während alle zusammenkommen, um die desaströsen Effekte der Globalisierung und die Zerstörung des Nationalstaats zu stoppen“, so Mallison.

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