Quelle: Reuters
© Kim Kyung-Hoon
Offenbar ein diabolisches Mittel, um Wahlen zu beeinflussen: Pokemon Go.
Eine CNN-Recherche soll angeblich ergeben haben, dass
russische Akteure das populäre Videospiel Pokémon Go benutzt haben, um
bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016 Rassenunruhen zu schüren. Mit der
neuesten "Enthüllung" scheint CNN aber den Bogen selbst in den USA
überspannt zu haben.
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In einem technisch aufwändigen Schema wurden Pokémon-Go-Spieler offenbar dazu aufgerufen, die Namen ihrer Charaktere umzuwandeln und nach Opfern von US-Polizeigewalt zu benennen. Ein Beitrag in den Sozialen Medien mit einer Pokémonfigur unter dem Namen „Eric Garner“, der Name eines Afro-Amerikaners, welcher 2014 auf Staten Island, New York, verstarb, nachdem Polizisten ihn in einen Würgegriff genommen hatten, bewarb laut CNN sogar einen Wettbewerb bei dieser Pokémon-Go-Variante. Den Gewinnern winkten Amazon-Gutscheine.
Von CNN genutzter "Beweis"-Screenshot der Kampagne "Don't Shoot Us"
Den einzigen "Beweis" für einen angeblichen russischen Hintergrund der Aktion, den CNN im gesamten Artikel vorlegt, ist folgender:
Ein gewisser Daniel Reed, der sich als Chefredakteur von DoNotShoot.Us, also der angeblich russisch gesteuerten Webseite von Black Lives Matter vorstellte, gab im Januar 2016 der International Press Foundation (IPF) ein schriftliches Interview, welches er IPF in Form eines vierseitigen Word-Dokuments zuschickte. Dieses Interview wurde an CNN weitergeleitet. Der TV-Kanal ließ die Metadaten des Dokuments analysieren, dabei fanden sie, in den ansonsten ausschließlich in Englisch verfassten Metadaten, den Begriff "Название," russisch für "Wort".
Daraufhin lässt CNN zwei anonyme Cyber-Experten zu Wort kommen, die verlautbaren lassen, dass der Computer, auf dem das fragliche Word-Dokument erstellt wurde, "sehr wahrscheinlich" Russisch als "primäre Arbeitssprache" hatte. Das war und ist die "Beweiskette" von CNN, auf deren Basis der "Exklusiv-Bericht" zur russischen Einmischung via Pokémon beruht.
"Der Logik von CNN zufolge formen Afroamerikaner ihre öffentliche Haltung, indem sie Pokémon Go spielen", so die sarkastische Reaktion der Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf Facebook. Weiter betonte sie:
Und der Fernsehsender entblödet sich nicht, die Entstehung von Rassenproblemen in den USA so zu erklären: Die Russen sind wieder schuld ... und die Pokémons, die der Russe kontrolliert."
Jennifer Breedon, eine Rechtsanwältin mit Spezialisierungen auf internationalem Strafrecht, erklärte gegenüber RT:
CNN scheint auf jede nur mögliche Geschichte zu springen, die ein negatives Licht auf Russland werfen könnte."Russland zu beschuldigen, jemanden zu zwingen, bestimmte Orte zu besuchen, sei absurd, so die Anwältin weiter und verweist darauf, dass Menschen Videospiele aus freiem Willen spielen und die rassistischen Spannungen, die laut CNN Russland angeblich entzünden will, seien schon längst in der US-Gesellschaft präsent.
So eine Geschichte als „Eilmeldung“ zu verbreiten und dabei auf keinen einzigen realen Beweis zu verweisen, zeigt deutlich, wie wenig Fakten sie eigentlich haben. Gleichzeitig versuchen sie trotzdem, mit allen Mitteln die US-Wahlen als eine große russische Konspiration darzustellen."Die Twitter-Gemeinde hat auf die neueste CNN-Enthüllung mit dem üblichen Witz, Fantasie und Häme reagiert.
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