Jemen: Nach drei Jahren brutaler Kriegsführung entdeckt Saudi-Arabien sein humanitäres Gewissen

Jemen: Nach drei Jahren brutaler Kriegsführung entdeckt Saudi-Arabien sein humanitäres Gewissen
Bereits seit 2015 in desaströsem Zustand: Jemenitische Kinder suchen Unterschlupf in einem Abflusstunnel, nachdem ihre Häuser durch Luftangriffe der saudi-geführten Koalition zerstört worden waren.
Das von Saudi-Arabien geführte Militärbündnis im Jemen will nach eigenen Angaben die Blockade eines zentralen Flughafens und eines wichtigen Seehafens wieder aufheben. Die Maßnahme soll das Leid der Jemeniten lindern und humanitäre Hilfe ermöglichen. 
 
Wie die saudische Nachrichtenagentur SPA berichtete, sollen von Donnerstag an wieder Hilfstransporte auf dem Flughafen der Hauptstadt Sanaa und im Seehafen Hudaida im Westen des Landes landen dürfen. Beide Einrichtungen sind für den Transport humanitärer Güter entscheidend, stehen aber unter Kontrolle der schiitischen Huthis, die das saudisch geführte Bündnis bekämpft.

Saudi-Arabien hatte Anfang des Monats eine Blockade über sämtliche Flug- und Seehäfen des Jemens verhängt. Das Königreich reagierte damit auf einen Raketenangriff der Huthis auf die saudische Hauptstadt Riad. Die saudische Luftabwehr konnte die Rakete zwar abschießen, bis dato handelte es sich jedoch um das Geschoss der Huthis, das am weitesten an Ziele in der Golfmonarchie heranreichen konnte.

Unterernährtes jemenitische Kind, August 2017

Bitter nötige Hilfe wegen Blockade nicht möglich

Hilfsorganisation hatten gewarnt, die Blockade gefährde das Leben von Millionen Menschen in dem ohnehin bettelarmen Land. Dem Jemen drohe eine der weltweit schlimmsten Hungerkatastrophen. Schon vor der Totalblockade waren in dem Bürgerkriegsland gut 20 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Täglich sterben durchschnittlich 130 jemenitische Kinder. Geschätzte 400.000 Kinder litten Berichten zufolge in diesem Jahr im Jemen an Unterernährung.

Die von Saudi-Arabien angeführte Koalition blockierte nach Angaben der Vereinten Nationen allein in den vergangenen Tagen 32 geplante humanitäre Hilfsflüge in den Jemen. Zudem habe das Bündnis auf Anfragen nach neuen Hilfsflügen nicht reagiert, so UN-Sprecher Farhan Haq in New York. Nur Flüge in die von saudischen Verbündeten kontrollierte Stadt Aden im Süden des Jemens waren demnach möglich.

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In dem armen Land im Süden der Arabischen Halbinsel tobt seit rund drei Jahren Krieg. Ein von Saudi-Arabien angeführtes Bündnis fliegt seit dem Frühjahr 2015 Luftangriffe gegen die Huthis. Das sunnitische Königreich wirft den Huthis vor, diese erhielten Waffen vom Erzfeind Iran. Große Teile der Infrastruktur sind im Jemen bereits zerstört, immer wieder kommt es zu zivilen Opfern bei Luftschlägen. Laut UNO hat vor allem das saudisch geführte Bündnis Kriegsverbrechen verübt und Feindseligkeiten verschärfen sich infolge der Kampfhandlungen verschärft.

Hilfesuchende statt Hilfsgüter

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) wies zugleich einen Bericht der jemenitischen Nachrichtenagentur Saba zurück, erstmals seit Beginn der saudischen Blockade sei am Mittwoch wieder eine Maschine mit Hilfsgütern in Sanaa angekommen. Eine kleine Maschine habe lediglich fünf Mitarbeiter ausgeflogen, die medizinische Hilfe gebraucht hätten, sagte eine IKRK-Sprecherin.

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