Partnerschaft ist vorbei: Pakistans Armee gibt Befehl für Abschuss von US-Drohnen

Partnerschaft ist vorbei: Pakistans Armee gibt Befehl für Abschuss von US-Drohnen
Pakistans Luftwaffenchef Marschall Sohail Aman hat am Donnerstag seiner Truppe den Befehl gegeben, jede Drohne abzuschießen, die den Luftraum des Landes verletzt - auch US-amerikanische. RT Deutsch sprach mit einem Pakistan-Experten über die Hintergründe. 
 
von Ali Özkök

Die Ankündigung des pakistanischen Militärs, künftig US-Drohnen abzuschießen, datiert auf etwa zwei Wochen nach einem Drohnenangriff der USA, der sich gegen eine militante Verbindung in Pakistans Stammesgebiet nahe der afghanischen Grenze richtete und angeblich drei der Extremisten tötete.

Pakistan verurteilt regelmäßig US-Drohnenschläge auf seinem Staatsterritorium. Bisher schreckte das Land allerdings davor zurück, militärische Konsequenzen zu ziehen.

Die pakistanische Bergregion Wasiristan grenzt an Afghanistan und gilt als Rückzugsgebiet islamistischer Aufständischer. Bei US-Drohneneinsätzen kommen immer wieder Zivilisten ums Leben, was Proteste der lokalen Bevölkerung heraufbeschwört.
Wir werden nicht zulassen, dass jemand unseren Luftraum verletzt. Ich habe der pakistanischen Luftwaffe befohlen, Drohnen, auch die der USA, abzuschießen, wenn diese unseren Luftraum betreten und dabei die Souveränität und territoriale Integrität des Landes verletzen", sagte Luftwaffenmarschall Sohail Aman anlässlich einer Audienz in Islamabad.
Der Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten, James Mattis, drängte Pakistan wiederholt, an der Allianz mit den USA festzuhalten. In diesem Zusammenhang rief das Pentagon Islamabad dazu auf, seinen Kampf gegen bewaffnete Gruppen, die in Afghanistan operieren, entschlossener als zuvor zu führen. Im Grenzgebiet operieren die Taliban, die die US-unterstützte Kabuler Regierung bekämpfen und mittlerweile rund die Hälfte des Landes kontrollieren.

Indien und Afghanistan kooperieren gegen pakistanische Interessen
Der Pakistan-Experte und Direktor der Universität für Management und Technologie in Lahore, Ibrahim Qazi, erklärte auf Anfrage von RT Deutsch, dass die eigentlichen Beweggründe der USA für die Kritik an Pakistan grundlegender sind und in dessen geopolitischer Neuorientierung zu suchen sind. Er sagte:
Pakistan richtet seine internationalen Beziehungen mit China und Russland neu aus und entfernt sich von den Vereinigten Staaten.
"Hinzu kommt, dass Indien afghanischen Boden in Anwesenheit der US-Streitkräfte gegen Pakistan nutzt. Es gibt zahlreiche Berichte, dass sich der afghanische NDS-Geheimdienst regelmäßig mit Indiens RAW-Geheimdienst in Kabul trifft, mit dem Ziel, Pakistan zu destabilisieren. Die USA tolerieren das", fügte Ibrahim Qazi hinzu.


Mattis besuchte eigens am Montag Islamabad, um Druck auf die dortige Regierung auszuüben. Doch die Pattsituation zwischen den USA und Pakistan hält an.

"Der Verteidigungsminister bekräftigte, dass Pakistan seine Anstrengungen verdoppeln muss, um Militanten und Terroristen, die im Land operieren, offensiv entgegenzutreten", heißt es in einer Stellungnahme der USA. Pakistan wiederum wehrt sich vehement gegen US-Vorwürfe, nicht genug gegen Terroristen zu tun. Marschall Sohail Aman warf ein:
Wir haben viele Verluste erlitten, aber wir haben unsere Moral nicht verloren. In der Tat haben wir den Kampf gegen den Extremismus mit unerschütterlicher Entschlossenheit geführt. Selbst indische Verteidigungsbeamte bezeugen unsere Erfolge auf dem Schlachtfeld.
"Ansatz der US-Politik gegenüber Pakistan nicht mehr konstant"
Laut Ibrahim Qazi wurde Pakistan von Washington bislang von oben herab und allerhöchstens als Juniorpartner wahrgenommen und behandelt. Über die bilateralen Beziehungen kommentierte der Pakistan-Experte:

US-General John Nicholson während einer Nato-Konferenz am 9. November Brüssel.
Es scheint, als ob die US-Streitkräfte Pakistan maximal ausgenutzt haben und sich die Zeiten geändert haben. Darüber hinaus zeigt die wirtschaftliche Aufbruchsstimmung von Trump gegenüber Indien, dass Pakistans Interessen nicht ernst genommen werden. Der US-Ansatz gegenüber Pakistan ist nicht mehr konstant.
Mit offensichtlicher Kritik an der US-Geopolitik im Nahen Osten erklärte der pakistanische Marschall ferner:
Keine externe Macht kann eine Demokratie innerhalb eines Landes aufbauen, noch ist Demokratie die Lösung für jedes Problem. Beispiele im Irak und in Libyen liegen uns vor. Was geschah nach dem Sturz von Gaddafi und Saddam Hussein in diesen Ländern? Haben sie Demokratie bekommen?
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