Israel rechtfertigt Tötung von Palästinensern: "Wir können nicht alle Leute ins Gefängnis stecken"

Israel rechtfertigt Tötung von Palästinensern: "Wir können nicht alle Leute ins Gefängnis stecken"
Eine Sprecherin der israelischen Regierung ist wegen ihrer Äußerungen zur Lage in Gaza unter Beschuss geraten. In einem Fernsehinterview versuchte sie, die Erschießung palästinensischer Demonstranten durch das israelische Militär zu rechtfertigen. 
 
Die Sprecherin des israelischen Außenministeriums, Michal Maayan, beantwortete am Montag gegenüber dem Fernsehsender RTÉ die Frage, warum Soldaten auf die Demonstranten schossen, mit den Worten:
Nun, wir können nicht all diese Leute ins Gefängnis stecken.
Ihre Kommentare während einer Live-Aufnahme verbreiteten sich schnell in den sozialen Medien und stießen weltweit auf Kritik. Den Vorwürfen, der Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem führe nur zu mehr Instabilität in der Region und gefährde den Friedensprozess, entgegnete Maayan:
Die Verlegung von Botschaften nach Jerusalem gefährdet nicht den Frieden, sondern trägt tatsächlich zum Frieden bei, weil es den Palästinensern hilft, zu erkennen, dass Jerusalem die Hauptstadt des jüdischen Staates Israel ist, und es ihnen hilft, eine Realität anzuerkennen, die uns Voraussetzung ist, um weiterzugehen.
"Jerusalem ist die Hauptstadt Israels, und es wird die Hauptstadt Israels sein, egal welche zukünftige Abmachung wir mit den Palästinensern erreichen werden", unterstrich sie im Gespräch mit dem irischen Sender.


Internationale Kritik an Israel wächst
Israel ist unter internationalen Druck geraten, nachdem seine Grenztruppen am Montag etwa 60 Palästinenser getötet haben, die am selben Tag gegen den Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem protestierten.

Ingesamt seien mehr als 100 Palästinenser in knapp zwei Monaten bei Protesten hauptsächlich durch israelische Scharfschützen getötet worden, berichtet das türkische Nachrichtenportal Sabah. Die Demonstration am Montag fiel mit dem 70. Jahrestag der Gründung Israels zusammen - ein Ereignis, das die Palästinenser auf Arabisch als Nakba (zu Deutsch: "Die Katastrophe") bezeichnen.

Vergangene Woche teilte die israelische Regierung mit, dass die anhaltenden Proteste entlang des israelischen Grenzzauns zu Gaza einen "Kriegszustand" darstellten, in dem das humanitäre Völkerrecht nicht mehr gelten könne. Die irische Regierung kritisierte den unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt. Der Premierminister der Insel Leo Varadkar erklärte:
Scharfe Munition ist kein Mittel zur Kontrolle einer Masse.
Der Premierminister schloss allerdings aus, dass Irland den israelischen Botschafter in Dublin ausweisen wird, eine Reaktion, die einige irische Parlamentarier zuvor gefordert hatten. Der Abgeordnete der republikanischen Partei Sinn Féin Pearse Doherty rief am Dienstag dazu auf, dass sich Irland deutlich von der Politik Israels distanzieren müsse:
Wenn Israel weiterhin ungestraft handelt, werden wir weiterhin das Blutbad sehen, das wir gestern im Fernsehen gesehen haben und wahrscheinlich auch in den kommenden Wochen sehen werden. Es ist an der Zeit, dass die Länder Stellung beziehen.

"Was in Gaza geschah, war ein Massaker; man kann das nicht anders beschreiben", sagte Doherty.
Scharfe Munition und Tränengas wurden gegen unbewaffnete Palästinenser eingesetzt, die ihr Recht auf Rückkehr in ihre Häuser und Dörfer forderten, aus denen sie 1948 vertrieben wurden.
Er hinterfragte, warum Irland nach dem angeblichen Angriff auf einen ehemaligen russischen Doppelagenten, Sergej Skripal, und seine Tochter Julia in der englischen Stadt Salisbury einen russischen Diplomaten ausgewiesen hatte, aber im Falle Israels zurückhaltend bleibt. Doherty äußerte:
Die Regierung hat im Falle eines russischen Diplomaten Stellung bezogen, was braucht es also, damit die Regierung endlich sagt: Nicht mehr [mit uns]? Was braucht es, damit dieses stolze Land als unabhängiges Mitglied der internationalen Gemeinschaft Stellung bezieht, indem es dem israelischen Botschafter sagt, dass es Zeit ist, seine Koffer zu packen?

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