Trotz US-Einwänden: S-400-Flugabwehrraketen aus Russland sollen Indiens Luftraum schützen

Trotz US-Einwänden: S-400-Flugabwehrraketen aus Russland sollen Indiens Luftraum schützen
Symbolbild: Das auch als "Triumf" bekannten S-400-System der russischen Streitkräfte.
Die Verhandlungen zwischen Russland und Indien über den Preis des Flugabwehrsystems S-400, auch unter dem Exportnamen "Triumf" bekannt, abgeschlossen, melden die indischen Zeitungen "The Hindustan Times" und "The Economic Times". Die USA sind unzufrieden. 
 
Fünf Batterien des brandaktuellen Raketensystems sollen demnach für umgerechnet gut fünf Milliarden Euro an die Inder übergehen, heißt es weiter mit Verweis auf Quellen aus dem indischen Militär.

Der Chef des Streitkräfte-Ausschusses des US-Repräsentantenhauses, William Thornberry, drückte gegenüber dem TV-Kanal NDTV den Unmut Washingtons über die Kaufentscheidung Indiens aus: Unter bestimmten Bedingungen, etwa bei gemeinsamen Manövern des indischen und des US-Militärs, könnten russische Flugabwehrsysteme "die Kompatibilität [der beiden Streitkräfte] einschränken". Aus den Befürchtungen der US-Seite ergäben sich allerdings noch keine Sanktionen oder Beschlüsse, erklärte Thornberry weiter.

Lockheed Martin F-35 in der Patuxent River Naval Air Station in Maryland, 28. Oktober 2015.

Auch die indischen Seite, genauer gesagt das Verteidigungsministerium, habe keinerlei Anweisung erhalten, die Verhandlungen (über weitere Details der Lieferung) abzubrechen. Ein Verhandlungsabbruch ist auch aus einem weiteren Grund unwahrscheinlich: Indien befürchtet, dass Russland die Flugabwehrsysteme kurzerhand an den Nachbarn und Erzrivalen Pakistan verkaufen könnte, sollte der Deal platzen.

Als nächster Schritt steht die Bewilligung des Kaufs der S-400-Batterien durch das Komitee für Sicherheit des indischen Kabinetts unter Vorsitz des Premierministers des Landes, Narendra Modi, an.

Das Luftabwehrsystem S-400, Exportbezeichnung "Triumf", schützt vor allen Arten aerodynamischer Bedrohungen – von Drohnen bis Marschflugkörpern. Der Aktionsradius des S-400-Systems reicht für diese Ziele bis zu 400 Kilometer weit, von fünf Metern bis 27 Kilometern Höhe. Bei ballistischen Kurz- und Mittelstreckenraketen verkürzt sich der Radius auf bis zu 60 Kilometer. Die Radare des Systems ermöglichen eine Luftraumüberwachung über eine Distanz von bis zu 600 Kilometern; auch Flugzeuge und Marschflugkörper mit Tarnkappentechnik werden von den Radaren geortet.

Dank dieser Leistungsdaten ist das System S-400 für den von Indien geplanten Verwendungszweck – den Schutz der eigenen Luftwaffenstützpunkte – optimal. Es scheint sogar verwunderlich, dass die Inder erst nach der Türkei dem Kauf dieses Systems zuneigen: Indien kauft von Russland jährlich Waffensysteme im Wert von mehreren Milliarden Euro ein. Somit stammen circa 70 Prozent aller Waffen des indischen Militärs aus russischer Herstellung oder werden mit russischer Lizenz in Indien gefertigt.

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